Von Aussen betrachtet
Unruhestand und Job-Nomaden
Wie ich selbst schon seit geraumer Zeit feststelle und nun auch in einer Aussendung der „OÖ-Personaldienstleister“ und „pressetext“ lese, sind Multi-Jobbing, Work-Life-Balance, Vier-Tage-Woche, Job-Transformation, mobiles Arbeiten, Desk-Sharing und natürlich Home-Office bereits mehr oder weniger Realität in unserer Arbeitswelt. Diesen Trends müssen sich alle Arbeitgebenden stellen. Auch und gerade die Arbeitskräfteüberlasser. Zumindest laut David Kronawettleitner, Professor an der FH Wels. Er lieferte beim herbstlichen Branchentreff vor über 50 Personaldienstleistern in der Wirtschaftskammer Oberösterreich in Linz eine beeindruckende Keynote.
Es waren schlichte Zahlen, die das Publikum in Staunen versetzten. Laut einer Prognose der WU Wien vom März 2024 werden in Oberösterreich im Jahr 2030 bereits mehr als 80.000 Fachkräfte fehlen, im Jahr 2040 dann fast 150.000 (österreichweit liegt diese Schätzung übrigens bei 250.000 fehlenden Fachkräften). Kronawettleitner nannte auch die Gründe: „Die geburtenstarken Jahrgänge sind dann komplett vom Arbeitsmarkt verschwunden! In Deutschland werden laut Prognosen im Jahr 2030 sogar drei bis fünf Millionen Arbeitskräfte fehlen. Anschließend skizzierte er Lösungsansätze wie Effizienzsteigerung, vor allem den verstärkten Einsatz neuer Technologien in allen Bereichen, sowie den Umbau des Arbeitsmarktes durch die verstärkte Nutzung des Potenzials der über 60-Jährigen. „Der Trend geht zum Unruhestand. Wir werden Menschen benötigen, die länger am Arbeitsmarkt sind und mit denen wir sogenannte ‚Multi-Generationen-Teams‘ für einen raschen und perfekten Wissenstransfer bilden“. In seinem Impulsvortrag wies er auch darauf hin, dass in gut fünf Jahren 50 Prozent der EU-Bevölkerung über 50 Jahre alt sein werden. „Wir müssen die ‚Silver Society‘ motivieren und fest einbinden. Gepaart mit digitalen ‚Job-Nomaden‘, die völlig unabhängig von Ort, Zeit und Raum sind, sowie Projektmitarbeitenden mit hoher Veränderungsbereitschaft.“ Laut Prognose werden 2030 im österreichischen Arbeitsmarkt nur mehr 40 Prozent sogenannte Langzeit-Angestellte sein. Demgegenüber stehen 20 Prozent Freiberufler und sage und schreibe 40 Prozent der bereits erwähnten Projektmitarbeiter.
Es kommen also spannende Zeiten auf uns zu. Hoffen wir, dass auch die Politik die Zeichen der Zeit richtig erkennt und entsprechend reagiert.