Interview

Ausbildungsreform, Förderungen, Klimawende – Wohin steuert die SHK-Branche?

11.03.2025

Änderungen bei Förderungen, die anhaltende Krise am Bau und der Fachkräftemangel halten die Branche in Atem. Bundesinnungsmeister Manfred Denk spricht über seine Sicht auf diese Herausforderungen - und macht eine große Ansage zur Reform der Ausbildung.

Die SHK-Branche steht vor entscheidenden Weichenstellungen: Die Förderpolitik beeinflusst den Heizungstausch, der Neubau bleibt ein unsicherer Faktor, und der Fachkräftemangel spitzt sich zu. Gleichzeitig soll eine umfassende Ausbildungsreform frischen Wind in die Branche bringen. Bundesinnungsmeister Manfred Denk spricht im Interview über die wichtigsten Entwicklungen, politische Herausforderungen und warum er trotz aller Unsicherheiten optimistisch bleibt.

Gebäude Installation: Herr Denk, Sie haben gerade die Webuild-Messe besucht. Wie war Ihr Eindruck?
Manfred Denk: Die Grundstimmung in der Branche war gut. Natürlich würden wir uns an den Fachbesuchertagen mehr Besucher und Aussteller wünschen. Aber die Gespräche, die ich geführt habe – und das waren viele – zeigen, dass es grundsätzlich positiv aussieht. Vor allem aus dem Großhandelsbereich höre ich, dass das Jahr gut gestartet ist. Das ist ein wichtiges Signal.

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Gibt es politische Signale, die Zuversicht geben? Wie bewerten Sie die Pläne der neuen Dreierkoalition für die SHK-Branche?
Die formulierten Ziele, wie der Ausstieg aus fossilen Energien, sind grundsätzlich positiv. Sie zeigen, dass die Heizungsbranche weiterhin berücksichtigt wird. Noch sind die Ansätze allgemein gehalten, aber es wird deutlich, dass man die Bedeutung erkannt hat und auch die Wirtschaft unterstützen möchte.

Die angekündigten Maßnahmen im Wohnbau könnten auch der SHK-Branche Impulse geben. Sehen Sie da ausreichend Potenzial?
Das wird sich erst noch zeigen. Ob die Maßnahmen wirklich den erhofften Aufschwung bringen, kann ich derzeit nicht abschätzen. Da bin ich noch skeptisch.

Wir stehen kurz vor der Genehmigung einer überarbeiteten Ausbildung mit den Sozialpartnern.

Im Regierungsprogramm ist von einer Optimierung der Ökoförderungen, insbesondere für Heizungstausch und Photovoltaik, die Rede. Hätten Sie sich hier konkretere Aussagen gewünscht?
Ja, natürlich. Wir hoffen, dass bis Mitte April Klarheit herrscht. Bereits durchgesickert ist, dass die Photovoltaikförderung gestrichen wird, aber der Handwerkerbonus bleibt. Das ist für unsere Branche essenziell, weil er stark genutzt wird.

Was ist derzeit die wichtigste Frage in Bezug auf Förderungen?
Die größte Unsicherheit betrifft die Heizungstauschförderung. Wir sind bereit, Änderungen mitzutragen – eine zielgerichtete Förderung ist sinnvoll. Beispielsweise könnte man Heizungen über 15 Jahre stärker fördern als jüngere Anlagen. Auch Effizienz sollte ein Kriterium sein, denn Heizungsanlagen müssen zur Energieeinsparung beitragen.

Können Sie auf diese politischen Entscheidungen Einfluss nehmen?
Bisher wurden wir nicht gehört. In der letzten Regierung wurden Förderungen ständig verändert, ohne Rücksprache mit der Branche. Das ist kontraproduktiv. Sinnvoller wäre eine langfristige, stabile Förderung. Ich hoffe, dass sich das unter der neuen Regierung ändert, bin aber vorsichtig optimistisch.

Gibt es Neuerungen in der Lehrlingsausbildung, die positive Impulse setzen?
Ja, wir stehen kurz vor der Genehmigung einer überarbeiteten Ausbildung mit den Sozialpartnern und dem Bildungsministerium. Unsere Branche hat historisch zwei Berufe: Gas- und Wasserinstallateur sowie Heizungstechniker. Das entspricht nicht mehr der Realität. Kunden erwarten heute, dass ein Installateur Sanitär, Heizung und idealerweise auch Lüftung und Klimatechnik abdeckt.
Daher wird die Ausbildung neu strukturiert: Statt getrennt drei Jahre Gas/Wasser und ein Jahr Heizung, wird es eine zusammengeführte dreieinhalbjährige Ausbildung geben. Wer sich zusätzlich auf Automatisierungs- und Klimatechnik spezialisieren möchte, kann ein halbes Jahr anhängen. Die Lüftungstechnik wird als eigener dreijähriger Lehrberuf etabliert.

Ab wann tritt diese Reform in Kraft?
Voraussichtlich ab Herbst 2026.

Erwarten Sie dabei Unterstützung der neuen Regierung?
Ja, die ersten Signale aus den Ministerien und von den Sozialpartnern sind positiv. Auch Bundeskanzler Christian Stocker hat betont, dass die duale Ausbildung in Österreich eine hohe Bedeutung hat.

Gibt es Überlegungen und Ideen, mehr Frauen für die SHK-Lehre zu gewinnen?
Ja, das Thema wird häufiger diskutiert. Der Beruf ist heute weit weniger körperlich anstrengend als vor 40 Jahren. Wir müssen sicherstellen, dass Frauen in Berufsschulen und Betrieben angemessene Rahmenbedingungen haben. Ich werde mir z. B. Best Practices aus dem Feuerwehrwesen anschauen, wo Frauen erfolgreich integriert wurden.

Der Materialaufschlag als Einnahmequelle wird durch den Online-Handel unter Druck gesetzt.

Welche Herausforderungen sehen Sie für die Branche im laufenden Jahr?
Die große Frage ist, ob die zuletzt gestellten 90.000 Anträge für Heizungstausch-Förderungen wirklich alle ernst gemeint sind. Falls ja, gibt es für 2024 genug Arbeit. Falls nicht und falls keine neuen Förderungen kommen, könnte das 2025 problematisch werden – vor allem, weil der Neubau derzeit nicht stark anzieht. Zudem stehen uns viele Pensionierungen bevor, was den Fachkräftemangel verschärft.

Mittelfristig müsste die Nachfrage aber weiterhin hoch bleiben, oder?
Ja, definitiv. Es gibt noch viele alte fossile Heizungen, die ersetzt werden müssen. Die CO₂-Reduktion in unserer Branche ist messbar und ein wichtiger Faktor im Klimaschutz. Die Entwicklung hängt stark von Förderungen ab, aber grundsätzlich bleibt die Nachfrage bestehen.

Welche Themen werden für Sie nach der Kammerwahl zentral sein?
Die Ausbildungsreform muss umgesetzt werden. Außerdem müssen wir Lösungen finden, um den Heizungstausch weiter anzukurbeln. Der Sanitärbereich braucht wieder mehr Aufmerksamkeit, weil er in den letzten Jahren hinter der Heizungsförderung zurückgefallen ist. Ein weiteres Thema wird die betriebswirtschaftliche Zukunft unserer Branche sein. Der klassische Materialaufschlag als Einnahmequelle wird durch den Online-Handel unter Druck gesetzt. Wir müssen überlegen, wie wir Montageleistungen und Planungen besser kalkulieren und abrechnen können.

Vielen Dank für das Gespräch!

Zur Person

Manfred Denk ist strategischer Geschäftsführer und Eigentümer des Installationsunternehmens Denk GmbH in Etsdorf am Kamp, das er 1995 von seinem Vater übernommen hat. Seit 2013 engagiert er sich als stellvertretender Obmann der Fachgruppe Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker in der Wirtschaftskammer Niederösterreich. Im Juni 2022 wurde er zum Bundesinnungsmeister der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker gewählt. Neben seiner beruflichen Tätigkeit ist er seit Anfang 2022 Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Grafenegg. In seiner Freizeit widmet sich Denk leidenschaftlich dem Motorradfahren und der Restaurierung von Oldtimern.

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