Mit Abstand wachsen
Der oberösterreichische Rohrhersteller Bauernfeind trotzt dem schwierigen Umfeld, in dem sich die Bauwirtschaft befindet. Es setzt auf ein neues Produktsegment und neue Kunden in Deutschland.

Erwin Bauernfeind setzt heuer verstärkt auf Abstand – genauer gesagt: auf Abstandhalter. Dabei handelt es sich um Halterungen, mit denen unter der Erde verlegte Kunststoffrohre, wie der Name schon sagt, exakt auf den gewünschten Abstand gehalten werden. Der Inhaber der Bauernfeind GmbH mit Sitz in Waizenkirchen im Hausruckviertel hat in den vergangenen Jahren massiv in Spritzgusswerkzeuge investiert, um diese Halterungen produzieren zu können. „Seit dem vergangenen Jahr bieten wir die komplette Palette der benötigten Abstandshalterungen an“, so Bauernfeind. „Wir sind damit der einzige Anbieter mit so einem umfangreichen Sortiment am Markt.“
Neue Produkte für treue Kunden
Das neue Produktsegment fügt sich nahtlos in das Sortiment des Unternehmens. Der oberösterreichische Familienbetrieb produziert und handelt mit Rohren. Er ist der einzige österreichische Hersteller von Abwasser-Doppelverbund-Wellrohren aus Polypropylen (PP). Diese Rohre haben einen Innendurchmesser von 100 bis 1.600 Millimetern. Sie kommen beim Straßen-, Bahn- und Tunnelbau zum Einsatz, im Industrie- und Gewerbebau oder als Regen- und Mischwasserkanal. Sie dienen zur Hangentwässerung, Graben- oder Bachverrohung oder werden in der Landwirtschaft im Haus- und Stallbau, für Gülleleitungen oder Sammelleitungen verwendet. „Unsere Kunden sind vor allem Landwirte, Straßenmeistereien, Gemeinden und Skigebiete“, so Firmenchef Bauernfeind. Das Unternehmen zählt aber auch die ÖBB zu seiner Klientel – es hat die gesamte Entwässerung des Semmering-Basistunnels geliefert – und beliefert die Deutsche Bahn.
Vor allem der große Semmering-Basistunnel-Auftrag war in den vergangenen Jahren ein einträgliches Geschäft für das Unternehmen. Er läuft allerdings in diesem Jahr aus. Bauernfeind hat sich darauf vorbereitet. Die Lücke, die das Basistunnel-Projekt hinterlässt, will das Unternehmen mit einer Reihe von Kunden und Segmenten kompensieren. Dazu gehört das bereits erwähnte Geschäft mit den Abstandshaltern. Bauernfeind auf die angestammte Kundschaft bei Gemeinden und Straßenmeisterin, „die auf hohe Qualität setzen“. Das Unternehmen erhofft sich aber auch mehr Umsatz mit der Deutschen Bahn.
Die Oberösterreicher haben bereits seit einigen Jahren die Zulassung bei der staatlichen deutschen Bahngesellschaft. Bis vor kurzem durften ihre Rohre allerdings nur im äußeren Druckbereich, also neben den Schienen, verlegt werden. Im vergangenen Jahr hat man auch die Zulassung für den inneren Bereich erhalten – die Rohre können nun auch unter dem Schienenstrang und als Querung der Bahntrasse verlegt werden. Bauernfeind: „Das ist ein wichtiger Schritt für uns. Ich gehe davon aus, dass wir damit das Geschäft mit der Deutschen Bahn deutlich ausbauen können.“
Deutlich mehr Geschäft erwartet sich das Unternehmen, das Kunden in mehr als 20 Ländern beliefert, von einem zweiten Infrastruktur-Segment in Deutschland: Die neue Regierung plant in den kommenden Jahren, massiv in den Ausbau der Stromleitungen zu investieren. Dabei werden ebenfalls Produkte wie die Triangel-Abstandhalter benötigt, die Bauernfeind liefern kann. Für das laufende Geschäftsjahr 2025 ist Bauernfeind durchaus zuversichtlich: „Wir rechnen mit einem ähnlichen Geschäft wie 2024. Damit liegen wir auf einem Niveau, mit dem wir gut leben können.“