Interview: Klare Worte

Endlich wieder weniger Bürokratie

28.05.2024

Wolfgang Rigo, Geschäftsführer des Vorarlberger Baumaschinen-Generalimporteurs Huppenkothen, findet im Interview mit der Bauzeitung „Klare Worte“. Er spricht darüber, was er sich von der Politik wünscht, und erklärt, was ein Hotelzimmer mit einem Bagger zu tun hat.

Wolfgang Rigo erläutert, warum Huppenkothen wenig von der aktuellen Flaute am Bau spürt:

Der Wohnbau hat einen relativ geringen Anteil an unserem Geschäft. Unsere Abhängigkeit hält sich in Grenzen. Die Rückgänge dort können wir durch die gute Auftragslage im Bereich Infrastruktur und im Tiefbau kompensieren. Das Vorjahr ist bei uns gut gelaufen. Und mit dem Start in das neue Geschäftsjahr, das bei uns im April beginnt, sind wir sehr zufrieden: Wir haben unsere Absätze auf unserem Heimmarkt Österreich im Vergleich zum Vorjahr gesteigert. Das Gleiche gilt für fast alle unsere Auslandsmärkte. Für das Gesamtjahr halte ich beim Umsatz ein leichtes Plus von bis zu drei Prozent für durchaus möglich.

Wann es im Wohnbau wieder aufwärts gehen wird:

Ich denke, dass die Wohnbauflaute nicht mehr allzu lange anhält. Im Herbst wird wieder begonnen zu bauen.

Was er vom Wohnbaupaket der Regierung hält:

Das Wohnbaupaket hilft. Aber es ist schade, dass es zu wenig Absprache zwischen Bund und Ländern gibt. Eine bessere Abstimmung würde helfen.

Wer oder was nicht für die Wohnbaukrise verantwortlich ist…

Der Zinssatz kann nicht das Problem sein. Zinsen von drei, vier oder fünf Prozent sind nichts Außergewöhnliches. Sie liegen im langjährigen Mittel, wenn man sich die vergangenen Jahrzehnte ansieht.

… und wer oder was schon:

Ein viel größeres Problem sehe ich in der KIM-Verordnung, die den Banken unnötig hohe Auflagen für die Vergabe von Immobilienkredite macht. Das ist ein Riesenthema. Speziell für junge Familien. Selbst wenn sie sagen: „Wir wollen ein Haus bauen und reduzieren dafür beim Konsum und beim Urlaub“ – dann sind sie trotzdem nicht in der Lage dies zu tun. Hier sind aus meiner Sicht dringend Erleichterungen notwendig.

Es ist in Österreich sehr mühsam geworden…

Was er sich sonst noch von der Politik wünscht:

Endlich wieder weniger Bürokratie. Es ist in Österreich sehr mühsam geworden, sämtlichen Regularien zu entsprechen. Das bremst die Wirtschaft immer stärker aus. Dabei geht es auch anders. Das erleben wir in der Schweiz, dort beitreiben wir mehrere Niederlassungen. Viel kürzere Wege und deutlich weniger Papierkram hilft uns sehr in diesem Gebiet erfolgreich zu sein.

Was er sich von der Digitalisierung verspricht und was ein Hotelzimmer mit einem Bagger zu tun hat:

Digitalisierung wird uns helfen, den Service für die Kunden zu verbessern und interne Abläufe zu optimieren. Wir konzentrieren uns hier derzeit vor allem auf zwei Bereiche: fahrerunterstützende Assistenzsysteme und interne Abläufe. Für die Baumaschinen-Vermietung haben wir die Online-Plattform Digando gegründet. Dort kann der Kunde mit wenigen Klicks die passende Baumaschine aussuchen und mieten. Der Anspruch, den wir dabei an unsere Prozesse stellen: Das Mieten eines Baggers muss einfacher und schneller gehen als das Buchen eines Hotelzimmers.

Warum Österreich bei der Digitalisierung gegenüber anderen Ländern einen Rückstand hat:

In Österreich funktioniert die manuelle Hilfestellung sehr gut. Was meine ich damit? Persönliche Kontakte sind in Österreich sehr wichtig. Man kennt sich und hilft einander. Viele Menschen greifen daher lieber zum Telefonhörer anstatt auf eine Website zu gehen. Dagegen ist an sich nichts einzuwenden. Aber es hemmt natürlich die Digitalisierung.

Und wo er die Lösung im Bereich der nachhaltigen Antriebe sieht:

Für mich ist der Elektroantrieb bei Baumaschinen nicht die perfekte Lösung. Er macht vielleicht im innerstädtischen Bereich bei Klein- und Mini-Baumaschinen Sinn. Aber ansonsten glaube ich nicht, dass der Elektroantrieb die effizienteste und umweltfreundlichste Technologie für Baumaschinen ist. Das ist eher der Wasserstoffantrieb.

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