NÖ-Branchentreffen in Grafenegg
Die niederösterreichischen Landesinnungen Metalltechnik, Mechatronik und Elektrotechnik feierten gemeinsam ein Sommerfest.
So manche Frisur verwehte der Wind – dies konnte der heiteren Stimmung beim Sommerfest 2017 keinen Abbruch tun. Zum Branchentreff des Jahres luden die NÖ Landesinnungen der Metalltechniker, der Mechatroniker und der Kommunikations-, Elektro-, Gebäude-, Alarm- und Kommunikationstechniker bereits zum fünften Mal gemeinsam ein, diesmal nach Grafenegg. Das weitläufige Areal bot ideale Bedingungen für das bunte Programm. Nach der Führung durch das Schloss, dem Aperitif im Garten, eröffnete Moderator und Kabarettist Wolf Gruber im Wolkenturm mit einer offiziellen Begrüßung das Fest. Die launigen Interviews bestritten tapfer die Innungsmeister KommR Harald Schinnerl (Metall) und Ing. Andreas Kandioler (Mechatronik), in Vertretung von Ing. Fritz Manschein MSc. zeigte sich Innungsmeister-Stv. KommR Ing. Alfred Babinsky (Elektro-, Gebäude-, Alarm-, Kommunikationstechnik) äußerst wortgewandt. Es folgte das Kabarett „Die Männer“, die die unterschiedlichen Facetten von Mann und Frau humorvoll durch Szenen aus dem Alltag auf die Schaufel nahmen.
Das Abendessen wurde in der Reitschule eingenommen, bevor nochmals in den Wolkenturm gebeten wurde. Dort wartete der Innungsmeister-Stellvertreter der Elektro-, Gebäude-, Alarm- und Kommunikationstechniker, Rudolf Jursitzky, mit seinem „Golden Melodies Orchestra“ auf; die Big Band begeisterte mit Melodien von Bert Kaempfert, James Last, Max Greger und anderen bekannten Musikern. Zwischendurch wurde die Zeit zum Plaudern und Netzwerken gut genützt – ganz im Sinne des Sommerfestes.
Innungs-Aktivitäten
Mechatronik: Ing. Andreas Kandioler begann mit dem Berichtsreigen aus den Innungen und brachte seine Anliegen in drei ihm wichtigen Punkten ein: das Thema Lehrlinge, die digitale Gesellschaft und die laufenden Betriebsbesuche. „Die Aufgaben bereiten mir Freude, es gibt viel zu tun!“, sagte Kandioler. Bei der neuen modularen Lehrabschlussprüfung seien die damit verbundenen Änderungen für die Ausbildung in Ausarbeitung. „Die Lehrlingsaktionen greifen, die Lehrlingszahlen sind erfreulicherweise steigend“, fügte der Mechatronik-Innungsmeister hinzu. Sorge bereite ihm allerdings, dass es aktuell zu wenig ausbildende Betriebe gibt; hier möchte er die Motivation wieder steigern.
Auf die Digitalisierung müssten sich sowohl die Innung als auch die Kammer vermehrt einstellen, um die neuen Herausforderungen gut bewältigen zu können, so Kandioler.
Elektrotechnik
„Auch die Elektroinnung setzt auf persönlichen Kontakt. Wir absolvieren viele Besuche bei den Mitgliedern und unterstützen die zahlreichen Veranstaltungen, die in den Bezirken stattfinden“, so KommR Ing. Alfred Babinsky Innungsmeister-Stv. der Elektrotechniker. Der Zukunft blicke die Branche positiv entgegen, die neuen technischen Entwicklungen mit den Stichworten „erneuerbare Energien“, „Smart Home“, „E-Auto“ bzw. „Energiespeicher“ seien herausfordernd, aber sie würden dafür sorgen, dass die Arbeit bzw. der Markt nicht ausgeht. Seit Herbst spüre man Aufwind: mit der steigenden Wertschätzung der Facharbeiter in der Gesellschaft entscheiden sich wieder mehr junge Leute für einen Lehrberuf, es gibt viele gute Leute und viele hervorragende Betriebe – und diese positive Stimmung regt die Investitionen an. „… und das ist gut so!“ sagte Babinsky.
Zum Thema Nachwuchs meinte Babinsky, dass seiner Meinung nach vor allem bei den Eltern anzusetzen sei, denn diese beeinflussen ihre Kinder bzw. deren Entscheidung. Hier müsse weiter Überzeugungsarbeit geleistet werden, dass ein Lehrberuf beste Zukunftsaussichten bietet.
Metalltechnik
Innungsmeister KommR Harald Schinnerl hakte bei dem Thema nach und sprach das Schulsystem und die damit verbundenen Versäumnisse an. Der Einstieg ins Berufsleben sei schwer, weil in der Grundschule vieles, was auf dem Lehrplan stehen sollte, fehle. Schinnerl bedankte sich in diesem Zusammenhang bei den Verantwortlichen der Berufsschulen, die engagiert und mit vollem Einsatz das Maximum herausholen würden. Harald Schinnerl wiederholte: „Der Fehler liegt im System; unsere Jugendlichen werden nicht zeitgerecht gefordert und gefördert!“ Die guten Erfolge liegen im hervorragenden, dualen Ausbildungssystem begründet; in oft kleinstrukturierten Betrieben werden die jungen Menschen geführt, und das ergänze sich sehr gut mit der Schule.
Die Lehrlingsaktion mit Michael Marko sei eine gute Sache, so Schinnerl. Er selber habe die Vorträge und Workshops besucht und bemerkt, wie Spannung aufgebaut wird und ernsthaftes Interesse bei den Jugendlichen entsteht. Dort wird den SchülerInnen auch vermittelt, dass ein technischer Beruf lebenslanges Lernen bedeutet, gute Verdienstmöglichkeiten und beste Zukunftsaussichten bestehen. Ein/e gute/r FacharbeiterIn starte mit 15 Jahren in das Berufsleben und werde sich nach abgeschlossener Ausbildung keinen Job suchen müssen, weil sich umgekehrt die Firmen um sie/ihn bemühen werden, so Schinnerl. Insgesamt werde jedenfalls viel daran gearbeitet, die Branche nach vorne zu bringen – hinsichtlich Image und natürlich auch fachlich.
Auch die gesetzlichen Änderungen waren ein Thema. So beschäftigt sich die Innung aktuell mit Building Information Modeling (BIM). „Wir wollen keinesfalls Ängste schüren, es wird nur einen geringen Teil der Mitglieder betreffen, aber es ist unsere Aufgabe zu informieren“, so Schinnerl und gab einen Vorgeschmack, worum es geht: „Künftig – möglicherweise bereits 2018 – werden bei öffentlichen Aufträgen 3D-Planungen in die Cloud einzuarbeiten sein; alle am Bauvorhaben beteiligten Gewerke sind betroffen.“ BIM bringt eine Gesamtübersicht, im Idealfall sind alle Beteiligten am gleichen Planungsstand, und es können Fehler ausgeschlossen werden. In dieser digitalisierten und vernetzten Projektstruktur können bereits bei der Planung Daten zu Facility Management, Service und Reparatur eingetragen werden – ein Projekt, mit dem sich mittlere und größere Metallbauer sicher auseinandersetzen werden müssen. Die NÖ Innung wird dazu im Herbst eine Schulung anbieten, die Innungsmeister-Stellvertreter Ing. Otto Sonnleitner derzeit konzipiert und ausarbeitet.
Sichtlich verärgert zeigte sich Schinnerl beim Thema Hufschmied, wo ihm jegliches Verständnis dafür fehle, dass hier nun die Berufsausbildung kein Muss mehr ist und Laien Pferde beschlagen dürfen. „Ein Pferd ist ein Lebewesen; wenn es vernagelt wird, muss es geschlachtet werden!“ Moderator Gruber sprach fehlendes Wissen beim politischen Entscheidungsträger an – weit entfernt von der Praxis.
[Text: Doris Bracher]