Innitiative
Es prasselt viel auf alle Bereiche ein
Die Digitalisierung am Bau schreitet voran, langsam hat sich der Gedanke in der Branche verfestigt, dass es ohne wohl doch nicht mehr gehen wird. Getragen wird der Fortschritt jedoch oftmals von Initiativen, von Unternehmer*innen, die in ihrer Freizeit zusammenkommen, um Problem, Lösungen und Ansätze zu diskutieren. „Digital Findet Stadt“ ist eine solche Plattform für digitale Innovationen, die von der Partizipation lebt. Steffen Robbi, CEO der Digital Findet Stadt GmbH, erzählt im Interview, wie wichtig die Insights aus der Branche sind, welchen Mehrwert beteiligte Unternehmen erzielen können und aus welchem Segment er sich etwas mehr Zuspruch erwarten würde.
Warum ist es für die Branche und auch die Unternehmen so wichtig, sich bei Initiativplattformen wie Digital Findet Stadt zu beteiligen?
Steffen Robbi: Was wir im Moment sehen, ist, dass von außen viele Veränderungen auf die Bauwirtschaft zukommen. Einerseits verändert sich das Umfeld, in dem man tätig ist, stark, was vor allem neuen Rechtsrahmen – egal ob auf nationaler oder europäischer Ebene – geschuldet ist. Andererseits wird die Branche von neuen Technologien geflutet. Hier bieten Initiativen wie die unsere ein Umfeld, in dem Einordnung stattfinden kann. Wir bieten Wissen, sind im stetigen Austausch mit der Forschung und können so systematisch über den Tellerrand blicken. Zusätzlich bieten wir einen Erfahrungsaustausch mit Menschen an, die genau vor den gleichen Herausforderungen stehen. Vielleicht haben die bei gewissen Aspekten schon Lösungen gefunden, dafür können sie bei anderen wesentlichen Input liefern. Es gibt aktuell einfach viele Themen, die sich stark verändern, und da macht es einfach Sinn, sich quer über die Wertschöpfungskette auszutauschen, um gemeinsam weiterzukommen. Brancheninitiativen wie Digital Findet Stadt schaffen Klarheit und Weitblick in Zeiten von Unsicherheit.
Wie schwer ist es dabei, die Beteiligten an einen Tisch zu bringen und wirklich offen über Themen zu sprechen?
Robbi: Wir bieten hierfür einen auch rechtlich geschützten Rahmen. Deswegen funktioniert es auf der Kommunikationsebene schon richtig gut. Es findet mittlerweile ein offener Austausch statt, der neue Wege eröffnet, und auch das gemeinsame Lernen funktioniert sehr gut. Schwieriger wird es, wenn es um das gemeinsame Tun geht, wenn es darum geht, kooperativ Lösungen und Tools zu entwickeln. Sobald man die eigenen Daten offenlegen muss, ist verständlicherweise noch eine gewisse Hemmschwelle vorhanden. Schließlich legt man dadurch einer externen Person sein Geschäftsmodell offen.
Welchen Mehrwert haben dabei die Unternehmen konkret? Ist es nur der Gedanke, dass sie die Branche nachhaltig verändern können, der sie antreibt teilzunehmen, oder geht es auch um wirtschaftliche Vorteile?
Robbi: Es ist sicher immer eine gesunde Mischung aus Idealismus und wirtschaftlichem Denken. Natürlich sind viele Menschen stolz, wenn Ergebnisse veröffentlicht werden, an denen sie mitgearbeitet haben. Trotzdem steht bei uns immer der Gedanke im Vordergrund, dass wir aus allen Projekten nutzbare Ergebnisse für den Arbeitsalltag liefern wollen. Letztes Jahr haben wir beispielsweise eine Kriterienliste für kreislauffähiges Bauen präsentiert. Aktuell arbeiten wir daran, kreislauffähiges Sanieren abbilden zu können, sowie an der Frage, welche Elemente aus Allianzverträgen sich auf kooperative Vertragselemente bei BIM-Verträgen kleinerer Projekte übertragen lassen. Es geht also um den Wissensgewinn und darum, innovative Tools als Erster nutzen zu können, wodurch man sich am Markt besser positionieren kann.
Eine schwer zu erreichende Gruppe sind auch KMUs mit unter 100 Mitarbeiter*innen. Das ist sehr schade, weil es mir ein Anliegen wäre, diesen Bereich zu unterstützen.
Gibt es Bereiche in der Baubranche, von denen Sie sich mehr Beteiligung wünschen würden?
Robbi: Aktuell haben wir fünf Arbeitsgruppen, und ich muss sagen, dass diese recht breit und gut aufgestellt sind. Trotzdem würden uns etwas mehr Auftraggeber guttun, da ihre Sicht doch noch einmal eine ganz andere ist. Eine schwer zu erreichende Gruppe sind auch KMUs mit unter 100 Mitarbeiter*innen. Das hängt stark mit der wirtschaftlichen Lage zusammen, schließlich kostet es mich etwas, die Mitarbeiter*in freizustellen. Das ist sehr schade, weil es mir ein Anliegen wäre, diesen Bereich zu unterstützen. Gerade die ausführenden kleineren Betriebe bilden eine sehr große Gruppe, der starke Umstellungen im Betrieb bevorstehen.
Welche Themenschwerpunkte werden von Digital Findet Stadt in den kommenden Monaten gesetzt? Welche Themen wollen Sie bis 2025 noch aufgreifen, und gibt es schon Gespräche oder Ansätze, das Projekt fortzuführen?
Robbi: Das Unternehmen wird es über den aktuellen Förderungszeitraum definitiv weiter geben. Dabei werden uns die Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit noch lange begleiten. Aktuell werden Firmen durch das ESG-Reporting gezwungen, sich zunehmend Gedanken über beide Bereiche zu machen, und stehen ganz am Anfang. Da braucht es Initiativen zum Austausch, und da wir den Nachhaltigkeitsaspekt und die Digitalisierung zusammenführen, haben wir ein gutes Alleinstellungsmerkmal.
Was sehen Sie aktuell als die größte Digitalisierungs-„Baustelle“ in Österreich?
Robbi: Auch wenn das jetzt vielleicht langweilig klingen mag: bei der Nachhaltigkeit. Ich nehme sehr viele Fragezeichen wahr bei der Datenbeschaffung für die Nachhaltigkeitsanforderungen. Das hat unterschiedliche Gründe: Teils sind die Abläufe in den Unternehmen unklar, es gibt keine durchgängigen Prozesse, man weiß nicht genau, welche Daten verlangt werden und in welcher Qualität diese vorliegen müssen. Deswegen sind die Firmen jetzt gezwungen, ihre Datenstruktur zu überdenken und Prozesse anzuregen, die eine Durchgängigkeit ermöglichen. Schließlich will niemand jedes Jahr aufs Neue jemanden dafür bezahlen, sich durch einen Haufen PDFs zu arbeiten, um dem Wirtschaftsprüfer die notwendigen Kennzahlen liefern zu können.