Fachkräftemangel

Junge fordern neue Perspektiven

Lehrlingsausbildung
17.10.2023

Facharbeitermangel ist, wie in so vielen Wirtschaftsbereichen, das Thema in der heimischen HKLS-Branche. Woher Mitarbeiter*innen nehmen… – wenn nicht selber ausbilden?

Die Branche ächzt unter akutem Fachkräftemangel. An Nachwuchs mangelt es aber nur bedingt. Seit dem Jahr 2017, als die Anzahl der Lehrlinge am Tiefststand von nur 3.690 Auszubildenden lag, steigt die Zahl wieder kontinuierlich an, auf zuletzt 4.454 im Jahr 2022. Im Vergleich zu 2010 (5.181 Lehrlinge) beträgt das Minus aber immer noch satte 14 %. Die Entwicklung ist in den einzelnen Bundesländern höchst unterschiedlich. In Niederösterreich, Oberösterreich, Kärnten, der Steiermark und Vorarlberg ist die Zahl der Berufsneueinsteiger*innen gestiegen, in den anderen Bundesländern war sie im Vergleich zum Vorjahr leicht rückgängig. Der Trend geht aber klar nach oben und für die weitere Zukunft ist durchaus Zuversicht angesagt. Denn, wie Andreas Gnesda, Leitbetriebe Austria, teamgnesda GmbH im Rahmen des letzten FM-Day aus einer aktuellen Studie von Marketagent zitiert hat, steht die Lehre als Einstieg in das Berufsleben bei der Generation Z, also der heute 16- bis 29-jährigen, ganz hoch im Kurs. Die AHS-Matura scheint für die Young Generation nur noch sehr bedingt attraktiv. Was auch nicht weiter verwundern darf. „Wir werden nach der Matura mit viel Halbwissen aus der Schule ausgespuckt, kennen Exponentialfunktionen und Integralrechnungen, wissen um die Formvorschriften von Textsorten – auf den Inhalt unserer Texte und die Rechtschreibung kommt es ja nicht mehr an. Was wissen wir vom und für das Leben? Zwölf Jahre Schule und wir stehen wieder bei Stunde Null, orientierungslos oder vor den Hürden der Uni-Aufnahmeprüfungen“, bringt die frisch gebackene Maturantin Pia M. (Name der Redaktion bekannt) ihre Meinung und die zahlreicher Mitschüler*innen auf den Punkt.

HKLS – heiß, „k“ool, lässig, spannend

Eine Zukunft in der HKLS-Branche ist für viele daher durchaus erstrebenswert. In der Corona-Krise galt sie als systemrelevant, die Transformation der Energiewirtschaft schafft ein völlig neues Berufsbild. „Werner Beinhart“ – der knollennasige Lehrling, der ausrückt um ein verstopftes Klo freizulegen, dem das Tuning seines Mopeds und der Bölkstoff mit seinen Freunden Kalli und Hörni weit wichtiger ist, als die Anweisungen von Meister Röhrich – längst überholt, ein Zeitdokument aus den frühen 80er Jahren, in der ein Installateurbetrieb noch mit „Gas, Wasser, Scheiße“ assoziiert wurde. Die Welt hat sich seitdem radikal gewandelt. Die Gebäude- und Installationstechnik ist Schlüsselgewerbe um die Energiewende in Wohnungen und Häuser zu bringen, die geforderte Energiewende umzusetzen. Wärmepumpe, PV und Solar, das BUS-gesteuerte Smart Home, dazu der gesamte Sanitärbereich mit Hinter- und Vorderwandtechnik, wie vielfältig muss sich eine Ausbildung aufstellen um attraktiv für die Young Generation zu sein?

Interview mit Katharina Scharnreitner

Wir fragten eine, die es wissen muss. Katharina Scharnreitner, MA, bietet seit vielen Jahren für renommierte heimische Anbieter in der Heizungsbranche und z.B. der LSI Seminare in Ergänzung zur klassischen dualen Lehrlingsausbildung.

Gebäudeinstallation: Wie kann man den Beruf für Jugendliche attraktiver darztellen?
Katharina Scharnreitner:
Einerseits ist es eine Frage des Images der Lehre, welches leider in unserer Gesellschaft sehr nach hinten gerückt ist. Viele Menschen meinen, dass ihre Kinder unbedingt Matura machen sollten. Allerdings gibt es in der Zwischenzeit auch über die Lehre und verschiedene Ausbildungsmodelle wie z.B. Lehre mit Matura interessante Möglichkeiten, um schon früher ins Berufsleben einzusteigen. 
Ich glaube, dass Handwerksbetriebe und Schulen in Zukunft noch enger zusammenarbeiten müssen. Je früher die Schüler:innen die Möglichkeit haben, den Beruf kennenzulernen, desto eher kann man sie dafür begeistern. Viele wissen einfach mit 14 oder 15 Jahren noch nicht genau, was sie im Leben machen wollen. Je mehr Chancen wir ihnen bieten, um verschiedene Lehrberufe schon frühzeitig kennenlernen zu können, desto besser.

Bei Mädchen rangiert die HKLS-Lehre nicht in den Top Ten.  Warum ist das so? 
Bedauerlicherweise gibt es immer noch sehr wenig Frauen in der HKLS-Branche. Ich habe aber mit einigen Unternehmer:innen gesprochen und diese meinen, dass es u.a. auch daran liegt, dass man in der HKLS-Branche auch immer wieder schwer heben/tragen müsse. Das ist einfach für Frauen nicht optimal. Allerdings wurde mir gesagt, dass es immer mehr weibliche Lehrlinge in der Elektro-Branche gibt. Hier ist das Thema mit dem „schwer heben“ nicht so problematisch. Es ist also kein genereller Widerspruch mit technischen Berufen im Allgemeinen.

Wie muss sich ein Unternehmen präsentieren um engagierte Lehrlinge anzusprechen?
Hier gibt es eine Vielzahl von Empfehlungen. Meiner Meinung nach sollte ein Handwerksbetrieb auf jeden Fall auf den Sozialen Netzwerken aktiv sein, wenn er Lehrlinge gewinnen will. Laut der letzten aktuell Shell Jugendstudie sind junge Menschen mindestens vier Stunden täglich online. Wer nicht online ist, ist für die Generation Z „unsichtbar“. 

Besteht bei den Berufsschulen Bedarf zu handeln?
Soweit ich von einigen Unternehmer*innen aus der Branche gehört habe, besteht in den Berufsschulen definitiv Handlungsbedarf. Die HKLS-Branche hat sich erheblich weiterentwickelt und ist inzwischen sehr komplex aber auch modern geworden. Die Digitalisierung ist auch hier nicht mehr wegzudenken. In vielen Fällen gehört der Lehrplan überarbeitet und durch moderne Inhalte ergänzt. 
Generell kenne ich aber auch Betriebe, die ihren Mitarbeiter:innen tatsächlich eine 4-Tage-Woche anbieten können. Es gibt hier viele Wege und Möglichkeiten auf die aktuellen Wünsche des Arbeitsmarktes auch in der HKLS-Branche einzugehen.

Was tun die Innungen, um das Image aufzubessern?
Im Auftrag von der LSI Leistungsgruppe von Installateuren HandelsgesmbH habe ich vor vier Jahren ein Konzept für Lehrlingstage entwickelt, welches wir seither jedes Jahr durchgeführt haben. Seit dem letzten Jahr bieten wir sogar zwei Termine für das dreitägige Lehrlingscamp an, welches auch heuer wieder mit rund 80 Lehrlingen aus ganz Österreich erfolgreich durchgeführt wurde. Veranstaltungen, wie diese stoßen bei den Jugendlichen auf sehr positive Resonanz. Abseits von den praktischen Inhalten werden auch interessante Infos vermittelt, die teilweise nicht Teil des Lehrplans sind. Die Lehrlinge fühlen sich auf diese Weise ernst genommen und wertgeschätzt, und wir bekommen jährlich sehr positive Rückmeldungen. Vielleicht wäre es eine Möglichkeit dieses Modell auf die Bundesländer auszuweiten, denn im Endeffekt profitieren nicht nur die Lehrlinge sondern auch die Lehrbetriebe und können im gleichen Atemzug die Lehrlingstage bei der Mitarbeiter:innen-Suche als „Extrazuckerl“ anbieten. 

Aktiv gegen Fachkräftemangel

1a-Installateure: Talentekampagne für den Installateur-Nachwuchs

Die 1a-Installateure starten aktuell eine österreichweite, aufmerksamkeitsstarke Rekrutierungs- bzw. Talentekampagne, die die Vorteile einer 1a-Karriere auf den wesentlichen Punkt bringt: Top-Ausbildung und ein zukunftssicherer Job, denn Installateure wird man immer brauchen! Authentische Markenbotschafter, die auf Plakaten, Mobile Billboards, digitalen Werbemitteln und auf Social Media zu sehen sind, sind 1a-Installateur:innen, und 1a-Mitarbeiter:innen, die nach einem österreichweiten Casting in Szene gesetzt wurden.

Holter: Lehrlingsauftakt 2023

Traditionell mit Schulbeginn werden bei Holter die neuen Lehrlinge im Rahmen eines Lehrlingsauftakts in der Zentrale in Wels begrüßt. Das Team ist heuer um 39 junge Menschen gewachsen, die ihre Lehre starten und denen der Sanitär- und Heizungsgroßhändler in den kommenden Jahren eine fundierte sowie chancenreiche Ausbildung zuteilwerden lässt. Von den Neuzugängen sind künftig 19 in Wels sowie 20 in den Holter Standorten in Österreich und Bayern in Ausbildung. Der Beginn des neuen Lehrjahres markiert auch immer den Beginn der Lehrlingssuche für das kommende Ausbildungsjahr. Bewerbungen werden ab sofort gerne entgegengenommen.

LSI Leistungsgruppe

„Lehre und Handwerk attraktiver machen”, das ist die Idee hinter der Aktion Meisterklasse der LSI Leistungsgruppe, die diesen August bereits zum vierten Mal stattfand. Haustechniklehrlingen wurde hier die Möglichkeit geboten, abseits von Betrieb und Berufsschule zu lernen, sich zu vernetzen und dabei jede Menge Spaß zu haben. In diesem Jahr nahmen 80 Lehrlinge am bunten Programm, das von Duschkabinenbau bis Persönlichkeitsbildung, von einer Exkursion zur Wasserwelt in Stainz bis zur Mutprobe im Klettergarten reichte, teil.

Branchen
Haustechnik