Superstar Otto Wagner

Redaktion Architektur & Bau Forum
01.10.2018

Otto Wagner (1841-1918) zählt zu den weltweit bedeutendsten Architekten an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Seine Bauten – darunter die Wiener Stadtbahn, die Postsparkasse und die Kirche am Steinhof – gelten heute als Meilensteine auf dem Weg vom Historismus zur Moderne. Die ihm gewidmete Ausstellung im Wien Museum ist mit über 80.000 Besuchern die erfolgreichste Ausstellung aller Zeiten im Wien Museum und kann noch bis zum 7. Oktober bei verlängerten Öffnungszeiten besucht werden. 

Otto Wagner erkannte frühzeitig den Widerspruch der Architektur des Historismus zur politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Dynamik seiner Zeit. Seine Antwort darauf war eine strahlende, rationale Zukunftsarchitektur, die auf Zweck, Material und Konstruktion beruhte. Seine radikalen Entwürfe waren ein Befreiungsschlag für die Vertreter der Moderne, für die Hüter der Tradition dagegen blanke Provokation. Dies war unter anderem ein Grund, warum viele von Wagners Projekten unausgeführt blieben. Anlässlich seines 100. Todestags präsentiert das Wien Museum das Gesamtwerk dieses “Weltstadtarchitekten” in einer umfassenden Schau, der ersten seit mehr als fünfzig Jahren. Die Ausstellung setzt Wagners Schaffen in Beziehung zu seinen Wegbegleitern und Gegnern, beleuchtet das künstlerische, kulturelle und politische Umfeld und macht die internationale Strahlkraft des Architekten anhand von einzigartigen Objekten anschaulich. Letztlich geht es in der Ausstellung nicht nur um eine faszinierende Künstlerpersönlichkeit und ihr Werk, sondern auch um die brennende Aktualität grundsätzlicher Fragen, die von Wagner aufgeworfen wurden: vom kulturellen Stellenwert der Architektur über die Kunst im Städtebau bis hin zur konsequenten Verbindung von rigider Funktionalität, höchster Qualität und vollendeter Ästhetik. 

Vom Großstadtvisionär bis zum “Verkleidungskünstler”

Advertorial

Das von der Ringstraße geprägte Frühwerk Wagners wird in der Ausstellung ausführlich behandelt, zeigt es doch bereits Ansätze zu einer individuellen “freien Renaissance”, die auf Material und Konstruktion setzt. Seine Tätigkeit als Spekulant, Zinzhausarchitekt und Hausherr, ermöglichte ihm damals die finanzielle Unabhängigkeit.

Ein Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf Wagners Großstadtvisionen, vom Generalregulierungsplan für Wien von 1893 bis zum größten Auftrag seiner Karriere, dem Bau der Wiener Stadtbahn ab 1894. Die Ausseinandersetzung mit den technischen Anforderungen des modernen Großstadtverkehrs bedeutete ein Wendepunkt in Wagners schaffen, ebenso wie die Berufung zum Professer an der Akademie der bildenen Künste. Auch seine kurze, aber intensivie “secessionistische” Phase im Werk Wagner wird in einem eignen Kapitel behandelt. In dieser Zeit entstanden einige spektakuläre Enwürfe, die Wagners Begeisterung für das Zeichnen zum Ausdruck bringen. 

Unermüdlich arbeitete Otto Wagner an Entwürfen für einen modernen Monumentalbau, dem Stadtmuseum am Karlsplatz, sein wohl längstes und intensivst behandeltes Projekt. Zu dieser Zeit erhob sich erstmals lautstarke Krititk an Wagners radikaler, von der Tradition emanzipierter Architektur. Seine konservativen Gegner brachten schlißlich das Projekt Stadtmuseum zum Fall. Parallel dazu konnte Wagner mit der Kirche am Steinhof und der Postsparkasse zwei Initial- und Schlüsselbauten der Architektur des 20. Jahrhunderts errichten. Rund um diese Bauten entstanden eine ganze Reihe von Entwürfen für Hotels, Krankenhäuser, Kirchen, Museen, Ministerien etc., die als Modelle für die Metropole des 20. Jahrhunderts interpretiert werden können. 

Ein Großteil Wagners Entwürfe dieser Zeit blieben jedoch nur auf dem Papier. Obwohl mit dem Untergang der Monarchie die Pioniere der Moderne schnell in Vergessenheit gerieten, ist das Werk Otto Wagners mittlerweile längst wesentlicher Bestandteil des kulturellen Erbes Österreich. 

Die OTTO WAGNER Ausstellung im Wien Museum noch bis 7.Oktober 2018

http://www.wienmuseum.at