Große Umfrage

Stimmungsbarometer der Glasbranche

04.03.2024

Der Rückgang der Bautätigkeit im privaten und öffentlichen Wohnbau trifft auch die Glasbranche massiv. Wir haben die Top-Manager der österreichischen Glas- und Zulieferindustrie nach ihrer persönlichen Einschätzung der Lage, möglichen Lösungen und Chancen für das Glashandwerk befragt.

Wir haben den wichtigsten Vertretern der österreichischen Glasindustrie (in alphabetischer Firmenreihenfolge) drei Fragen zur aktuellen Bauwirtschaft gestellt und sie um ihre persönliche Einschätzung gebeten:

  • Wie sind Ihre Prognosen für die Bauwirtschaft, im Speziellen die Glasbranche, für das Jahr 2024?
  • Welche Maßnahmen müssten ergriffen werden, um die Baukonjunktur anzukurbeln? 
  • In welchen Bereichen sehen Sie in der Glasbranche die größten Wachstumschancen, sprich, worauf sollten sich Glasbautechniker*innen fokussieren?

Franz Schreibmaier, Geschäftsführer Bohle Österreich:

Franz Schreibmaier © Bohle
Franz Schreibmaier © Bohle

Die Medien berichten täglich über die besorgniserregende Situation in der Bauwirtschaft. Durch zahlreiche Gespräche in den letzten Monaten kann ich nur bestätigen, dass das Auftragsvolumen immer nur für einige Tage bzw. Wochen reicht. Langfristige Projekte sind rar geworden, und wenn sich Baukonzerne auf kleine Baustellen stürzen, dann bestätigt das den Kampf um Arbeit. Beinahe wöchentlich werden wir informiert, dass ein Betrieb aufhört oder wegen Personalmangel schließen muss.  

Damit sich die Bauwirtschaft wieder erholen kann, bedarf es meiner Meinung nach mehrerer Maßnahmen. Die KIM-Verordnung muss reformiert werden, damit Menschen, die in die Schaffung von Wohnraum investieren wollen, wieder eine leistbare Finanzierung bekommen. Durch diese rigorosen Maßnahmen der FMA hat man einer ganzen Generation die Chance genommen, sich ein Eigenheim oder eine Eigentumswohnung zu schaffen. Des Weiteren wäre die EZB gut beraten, die Zinsen zu senken oder zumindest kurzfristig zu fixieren, dass man damit planen kann. Dieses „Herunterfahren der Wohnraumbeschaffung“ wird man noch in Jahren oder Jahrzehnten bemerken: Denn was jetzt nicht gebaut wird, wird in 10 bis 15 Jahren auch nicht saniert. 

Anhand von gut gelebten Beispielen können wir beobachten, dass die größte Chance für Glaserbetriebe besteht, wenn man mit anderen Betrieben kooperiert und mit Branchen im Bau- und Baunebengewerbe zusammenarbeitet. 

Werner Krügl, Spartenleiter Glas C. Bergmann:

Werner Krügl © Privat
Werner Krügl © Privat

Aufgrund der massiven Einbrüche im privaten Neubau gehen wir von einem spürbaren Rückgang zu 2023 aus. Ohne Maßnahmen ist eine rasche Entspannung jedenfalls derzeit nicht in Sicht und die Talsohle wahrscheinlich auch noch nicht erreicht.

Als dringend notwendige Maßnahmen erachte ich die Lockerung der Kreditvergaberichtlinien bzw. die Entschärfung der KIM-Verordnung. Wegen der langen Vorlaufzeit von Bauprojekten ist es wichtig, dass rasch gegengesteuert wird, der Staat Geld aufbringt und dieses den Ländern zweckgebunden für den Wohnbau zur Verfügung stellt. Auch die von uns unterstützte Wohnbau Kampagne „Mehr Zuhaus‘ in Österreich“ soll zur Bewusstseinsbildung beitragen. Diese Kampagne wurde auf Initiative der Hagebau ins Leben gerufen und wird breit von Industrie, Handel, Bau und WKO unterstützt.

Worauf sollten sich Glasbautechniker*innen fokussieren? Ich denke, man sollte sich auf die Bereiche fokussieren, wofür man persönlich die größte Leidenschaft hat. Chancen gibt es in jedem Bereich!

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