Fokus Schalung

Wenn die Sterne günstig stehen

04.03.2025

Die Schalungsbranche hat ein schwieriges Jahr 2024 hinter sich. Für 2025 ist sie verhalten zuversichtlich. Man hofft auf günstige Sterne und bessere Rahmenbedingungen – und wünscht sich eine Bundesregierung, die ein klares Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort Österreich abgibt.

„Der Markt ist aktuell kein Selbstläufer – man muss sich um jedes Projekt aktiv bemühen“, so der Eigentümer der Ringer GmbH. Er ergänzt: „Dennoch sind wir zuversichtlich, dass wir uns 2025 gegenüber dem Vorjahr weiter steigern können. Besonders das große Interesse auf der BAU in München war ein vielversprechendes Signal.“ Das Jahr 2024, so Ringer weiter, sei stark von Preisdruck geprägt gewesen. Das Positive: „Trotz dieser Herausforderungen haben wir unsere Position am Markt gefestigt.“

Licht und Schatten

Licht und Schatten sieht auch Harald Zulehner, der Geschäftsführer von Doka Österreich. „2024 war ein Jahr mit sehr herausfordernden Marktbedingungen. Dass die Nachfrage im Wohnbau weiterhin gedämpft war, ist kein Geheimnis“, so Zulehner. „Gleichzeitig sehen wir aber eine stabile Entwicklung im Infrastrukturbau und eine wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Baukonzepten und digitalen Lösungen zur Baustellenoptimierung.“ Auch im Bereich Gerüstlösungen beobachtet er eine steigende Nachfrage. „Diese Entwicklungen bestätigen unseren Anspruch, mit durchdachten, effizienten und zukunftsweisenden Lösungen die Bauwirtschaft nachhaltig voranzubringen.“

Bei Peri Österreich ist man in Anbetracht des schwierigen Marktumfelds mit der „Geschäftsentwicklung im Jahr 2024 zufrieden“ – auch bei Peri trägt dazu vor allem das Infrastrukturgeschäft und der Gerüstbau bei. Peri Österreich-Geschäftsführer Peter Radel: „Erfreulich sind die Umsätze im Bereich Infrastruktur, die sich positiv entwickelt haben. Positiv sehe ich auch die Entwicklung im Gerüstgeschäft“, mein Radel. „Peri-Kunden schätzten, dass sie mit uns einen Anbieter für Schalung und Gerüst haben und die Systeme bestmöglich kompatibel sind“. So wie sein Kollege Ringer sieht auch Radel den „großen Preisdruck“ als Herausforderung.

Der Flaute im österreichischen Wohnbau konnte sich Alkus ebenfalls nicht entziehen. Der Schweizer Schalungs-Konzern hat sich allerdings „bereits 2022/2023 für den internationalen außereuropäischen Markt aufgestellt“, wie Julian Dingler, Eigentümer der Alkus Gruppe, erläutert. Das Unternehmen hat vor allem die nordamerikanische Tochtergesellschaft und die Vertriebsaktivitäten in Mittel- und Südamerika ausgebaut. „Diese strategische Ausrichtung zahlt sich aus. Sie hat dazu geführt, dass die Alkus AG einen wachsenden Absatz in 2024 verzeichnen kann.“

Die große Frage, die sich natürlich auch die Schalungsanbieter stellen, liegt auf der Hand: Wie wird 2025? Wann kommt der Aufschwung? Alkus-Chef Dingler sieht ein „fortschreitendes Auseinanderdriften“ einzelner Märkte – wobei Zentraleuropa nach wie vor hinterherhinke. „Problematisch ist vor allem die Entwicklung, dass enorme Kapazitäten im Bausektor abgebaut werden“, so Dingler. Seine vorsichtige Prognose: „Sollten die Sterne günstig stehen und die politischen Rahmenbedingungen verbessert werden, können wir auf eine leichte, aber tendenziöse Erholung im zweiten Halbjahr 2025 hoffen.“

Recht ähnlich sieht Peri-Österreich-Chef Radel die Situation. „Ich gehe davon aus, dass das Nullwachstum in der Bauwirtschaft zumindest bis Mitte des Jahres andauern wird“, meint er. „Für das zweite Halbjahr 2025 bin ich positiver gestimmt, da ich mit Projekten im Bereich Infrastruktur und Tiefbau rechne.“ Unternehmenschef Ringer klingt sogar noch etwas optimistischer: „Die sinkenden Zinsen sowie der Wegfall der KIM-Verordnung sind absolut positive Signale für den Markt. Bereits auf der BAU im Januar war eine optimistischere Grundstimmung spürbar“, sagt Ringer. „Unsere Kunden zeigen wieder mehr Interesse an Investitionen und neuen Lösungen, was uns zuversichtlich in die Zukunft blicken lässt.“ Sein Fazit für 2025: „Wir gehen davon aus, dass sich der Markt ab 2025 schrittweise erholen wird.“

Doka-Österreich-Boss Zulehner schaut gespannt auf die Entwicklung der Umfeldfaktoren: „Die Entwicklung im Bauwesen bleibt auch 2025 von mehreren Faktoren abhängig. Auf jeden Fall braucht es wieder stabile Rahmenbedingungen, etwa in puncto Finanzierung, sowie bei den Bau- und Energiepreisen – und damit Planbarkeit, sowohl bei den Auftraggebern, als auch bei den Baufirmen“, meint er. Mit Blick auf die schwierige Lage im Wohnbau erwartet er sich „konkrete Impulse“ von der neuen Regierung. „Der Bedarf an zusätzlichem Wohnraum ist unbestritten.“

Bei der Bewertung der Leistung der alten Regierung zur Unterstützung der Bauwirtschaft spart die Branche eher mit Lob. „Unser Fokus liegt klar auf den zukünftigen Entwicklungen der Bauwirtschaft, statt auf der Bewertung vergangener Maßnahmen“, meint Doka-Manager Zulehner zurückhaltend. „Entscheidend wird sein, wie sich die Rahmbedingungen in den kommenden Monaten verändern und welche Impulse für die Branche gesetzt werden.

Zulehners Branchenkollege Ringer ist da deutlicher – vor allem mit Blick auf das Wohnbaupaket, das die alte Regierung vor einem Jahr mit großen Worten angekündigt hatte. „Von diesem Wohnbaupaket ist bislang wenig bis nichts in der Praxis spürbar“, so Ringer deutlich. Die Initiative sei positiv zu bewerten. „Allerdings ist das vorgesehene Budget schlicht nicht groß genug, um einen nachhaltigen Effekt zu erzielen.  Damit solche Maßnahmen wirklich greifen, braucht es langfristige, substanzielle Investitionen.“

Klar fällt auch das Urteil von Peri-Österreich-Geschäftsführer Radel aus. „Das vor etwa einem Jahr angekündigte Bau- und Wohnpaket der ehemaligen österreichischen Bundesregierung zeigt meiner Ansicht nach bislang nur geringe Auswirkungen auf den Baustellen“, meint Radel. Sein wesentlicher Kritikpunkt: „Die Entscheidung, die Wohnbauoffensive über die Bundesländer abzuwickeln und die Fördermittel an bestehende Landesförderungen zu koppeln, führt zu Verzögerungen. Es bleibt abzuwarten, ob das Wohnbaupaket im Jahr 2025 seine volle Wirkung entfalten wird.“

Alkus-Chef Dingler drückt es metaphorisch aus: „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“, meint er mit Blick auf das Paket. „Ich registriere bislang gemischte Rückmeldungen zu den Effekten. Vereinfachte Genehmigungsverfahren und finanzielle Anreize sind auf manchen Baustellen offensichtlich angekommen. Die Umsetzung wird aber noch weiter Zeit benötigen, und es ist verfrüht, von einem vollen Erfolg zu sprechen.“

Was alle Vertreter der Branche vereint: Der Wunsch, dass die neue Regierung es besser macht. „Es braucht dringend neue Impulse im Bereich leistbares Wohnen. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum ist offensichtlich“, und hier müsse die neue Regierung aktiv gegensteuern, sagt Schalungsunternehmer Ringer. „Sinnvoll wäre eine gezielte Förderung für Finanzierungen, um leistbares Wohnen wieder zu ermöglichen.“ Darüber hält er eine Deregulierung der Bauvorschriften für „wünschenswert, um Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und wirtschaftlicher umzusetzen“.

Peri-Manager Radel hat eine ganze Reihe von konkreten Forderungen an die Regierung: „Um die österreichische Bauwirtschaft nachhaltig zu beleben“ sollte die Regierung eine Reihe von Maßnahmen erwägen. Dazu gehören unter anderem die Beschleunigung der Fördermittelvergabe, „um Bauprojekte zügiger umzusetzen“, die Förderung leistbaren Wohnraums, „um den Wohnungsmangel zu verringern und die Baukonjunktur zu stärken“, und Investitionen in Infrastrukturprojekte „zur Ankurbelung der Konjunktur und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit“.

Für Doka-Österreich-Chef Zulehner ist ein Stichwort besonders wichtig: Planungssicherheit. „Die Bauwirtschaft ist eine zentrale Säule der Wirtschaft und benötigt stabile Perspektiven sowie gezielte Impulse, um Investitionen zu erleichtern und Planungssicherheit zu schaffen“, verdeutlicht er. „Dabei geht es nicht nur um kurzfristige Maßnahmen, sondern um eine langfristige Strategie.“ Was er damit meint: „Klare Bekenntnisse zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort Österreich.“ Dazu gehören aus seiner Sicht eine moderne Infrastruktur, leistbares Wohnen und stabile politische Rahmenbedingungen.

Ähnlich sieht das Alkus-Eigentümer Dingler. „Jede Investitionsentscheidung, insbesondere in der Bauwirtschaft, beginnt mit einer tragfähigen Kalkulation und verlässlichen Rahmenbedingungen“, stellt er klar. Diese Stabilität und Verbindlichkeit sei die Basis für mehr Zuversicht in der Branche. „Ich habe den Eindruck, dass die österreichische Bauwirtschaft und ihre Hauptakteure nach wie vor leistungsbereit und leistungsfähig sind“, meint Dingler. „Was uns heute oft fehlt, ist die Zuversicht von privaten als auch institutionellen Investoren. Diesen psychologischen Effekt können und müsse eine stabile Regierung „durch einen klaren und verständlichen Plan“ auslösen.

Ein wichtiges Thema, bei dem die Branche Planungssicherheit benötigt, ist die Dekarbonisierung der Bauwirtschaft. Schalungsunternehmer Ringer begrüßt „die ambitionierten Nachhaltigkeitsziele der EU grundsätzlich“. Der wachsende bürokratische Aufwand bereitet ihm allerdings Unbehagen. Ringer: „Transparenz und Nachhaltigkeit sind wichtig, aber die Anforderungen müssen realistisch sein und umsetzbar bleiben.“

Peri-Mann Radel weist ebenfalls darauf hin, dass „strengere Umweltauflagen und Dokumentationspflichten zusätzlichen Aufwand und Kosten verursachen“. Für ihn überwiegen aber die Chancen, die der klimafreundliche Umbau des Gebäudebestands bietet. „Ich glaube, dass der Green Deal uns zahlreiche Chancen bietet“, meint Radel. „Unternehmen, die die Chancen des Green Deals nutzen, können nicht nur ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken, sondern auch einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Alkus-Chef Dingler ortet beim Green Deal der EU ebenfalls beides: „Chancen und Belastung. Fakt ist, dass der Bereich ‚Bauen und Gebäude‘ knapp 40 Prozent der globalen CO2-Emissionen ausmacht. Es gibt also keine Wahl, ob wir uns mit dem Thema Nachhaltigkeit als international agierende Unternehmung oder als ganze Industrie beschäftigen wollen oder nicht“, sagt er. Trotz aller Belastungen, die das Thema mit sich bringe, genieße die Nachhaltigkeit bei Alkus einen enormen Stellenwert: „Wir haben das Glück, dass unsere Produkte durch ihre beindruckend hohe Lebensdauer sehr nachhaltig sind.“ Deshalb sei die Nachhaltigkeit für Alkus vor allem eines: „eine klare Chance.“

Diese Meinung dürfte Doka-Österreich-Geschäftsführer Zulehner teilen. Er drückt sich sogar noch deutlicher aus: „Nachhaltigkeit ist für uns kein Kostenfaktor, sondern eine strategische Chance und ein echter Wettbewerbsvorteil“, sagt er. Man habe mehr als 40 innovative Produkte zur Dekarbonisierung der Bauwirtschaft entwickelt, die man demnächst auf der Bauma 2025 präsentieren werde. Zulehner: „Unser Anspruch war es ohnehin immer, qualitativ hochwertige, langlebige Produkte aus wiederverwertbaren Rohstoffen zu entwickeln – allein dadurch ist der Nachhaltigkeitsgedanke tief in unserer DNA verankert.“

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