Wie geht es der österreichischen Dachbranche?
Die Prognosen für die Bauwirtschaft lassen das neue Jahr düster erscheinen. Wir wollten wissen, ob die Dachbranche auch in Krisenstimmung ist und haben die Top-Manager der österreichischen Bedachungsindustrie um einen Ausblick auf 2024 gebeten.
Wir haben den wichtigsten Vertretern der österreichischen Bedachungsindustrie (in alphabetischer Reihenfolge) drei Fragen zum Dach-Jahr 2024 gestellt und sie um ihre persönliche Einschätzung gebeten:
- Wie sind Ihre Prognosen für die Bauwirtschaft, im Speziellen die Dachbranche, für das Jahr 2024?
- Welche Maßnahmen müssten ergriffen werden, um die Baukonjunktur anzukurbeln?
- In welchen Bereichen sehen Sie in der Dachbranche die größten Wachstumschancen, sprich, worauf sollten sich Dachhandwerker*innen fokussieren?
Günther Murauer, Geschäftsleiter Bauder Österreich:
Die Prognosen für die Baubranche im Jahr 2024 deuten auf eine herausfordernde Zeit hin. Meiner Meinung nach ist die Expertise der Dachhandwerker*innen gefragt, um ein differenziertes Bild der aktuellen Lage und der erwarteten Entwicklungen zu erhalten. Die Meinungen der Fachleute sind von unschätzbarem Wert, um konkrete und praxisnahe Vorschläge für Maßnahmen zu erhalten, die die Bauwirtschaft stimulieren könnten.
Die Wachstumschancen in der österreichischen Dachbranche können meiner Meinung nach von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden:
Nachhaltige Dachlösungen/-systeme: Mit einem wachsenden Bewusstsein für Umweltschutz und Energieeffizienz könnten nachhaltige Dachlösungen, wie grüne Dächer, Solaranlagen oder innovative Dämmmaterialien, an Bedeutung gewinnen. Dachdecker*innen, die sich auf umweltfreundliche Optionen spezialisieren, könnten in diesem Bereich Chancen nutzen.
Digitalisierung: Die Integration von Technologien wie Smart Roofing, ferngesteuerte Drohnen für Inspektionen und digitale Planungswerkzeuge könnte die Effizienz steigern und die Dachbranche modernisieren. Dachdecker*innen, die sich mit den neuesten Technologien vertraut machen, könnten in diesem Bereich wertvolle Expertise bieten.
Sanierung: In Österreich gibt es viele ältere Gebäude, bei denen eine energetische Sanierung erforderlich ist. Dachdecker*innen, die sich auf die Sanierung von Altbauten spezialisieren und energieeffiziente Lösungen anbieten können, könnten in diesem Marktsegment wachsen.
Und das Wichtigste: Schulungen und Zertifikate. Angesichts sich ändernder Bauvorschriften und -normen könnte eine verstärkte Nachfrage nach gut ausgebildeten und zertifizierten Dachdecker-Profis entstehen. Dachdecker*innen, die sich fortbilden und spezialisierte Zertifikate erwerben, könnten von dieser Entwicklung profitieren. Es ist ratsam, dass Dachdecker*innen ihre Fähigkeiten in Bereichen ausbauen, die mit den aktuellen Trends und Bedürfnissen des Marktes in Österreich in Einklang stehen. Eine enge Zusammenarbeit mit Architekten, Energieberatern und anderen Bauprofis könnte ebenfalls dazu beitragen, Chancen frühzeitig zu erkennen und optimal zu nutzen. Hierzu bietet Bauder ein umfassendes Schulungs- und Servicepaket an.
Thomas Schöffer, Geschäftsführer BMI Austria:
Bei einem optimistischen Ausblick kann ich für heuer bestenfalls von einer stabilen Entwicklung sprechen. Besonders kritisch sehe ich noch immer den Sektor Neubau, wo ich von einem weiteren Rückgang ausgehe. Es wäre ganz wichtig, dass es Erleichterungen bei der Kreditvergabe gibt, um die Investitionsbereitschaft anzukurbeln. Zudem gehören unbedingt weitere Anreize für den Eigenheimbau gesetzt – durch Förderungen und andere ausgleichende Maßnahmen.
Großes Potenzial für Dachhandwerker*innen sehe ich auf jeden Fall bei Renovierung und Energie-Einsparung bzw. -Optimierung. Beispiele dafür sind etwa die Dämmung des Dachstuhls oder Energiegewinnung durch Photovoltaik. Auch nachhaltige Dachlösungen wie Gründach oder Retentionsdach sind bedeutende Zukunftsthemen.