Wir wollen unserer Zielgruppe ein Gesamtpaket anbieten
Wienerberger ist in den letzten Wochen zwei strategische Partnerschaften eingegangen, die auch großen Einfluss auf das Dachsegment haben. Wir haben bei Franz Kolnerberger, Produktmanager bei Wienerberger, nachgefragt, was die Hintergründe dafür sind und was die neuen Produkte aus dem Photovoltaik- und Flachdachbereich bieten.
Eine der beiden jüngsten Kooperationen von Wienerberger betrifft den Exklusivvertrieb für die Photovoltaik-Lösungen des niederländischen Solarpaneel-Erzeugers Exasun. Was sind die Hintergründe?
Franz Kolnerberger: Gerade in Westeuropa gibt es einen starken Trend zu gebäudeintegrierter Photovoltaik. In Holland zum Beispiel darf bei Neubauten kein Gasanschluss mehr verwendet werden, hier setzt man auf die Gewinnung grüner Energie: Photovoltaik am Dach in Kombination mit einer Wärmepumpe. Die Holländer sind sehr weit, was die Reduktion von Treibhausgasen betrifft. Die Partnerschaft mit Exasun passt sehr gut in die Strategie der Wienerberger-Gruppe, nachhaltige Systeme für die gesamte Gebäudehülle anzubieten. Deshalb haben wir uns für die Glas-Glas-Module von Exasun entschieden. Sie sind nachhaltig, belastbar und langlebig.
Um welche Produkte handelt es sich konkret in der Kooperation mit Wienerberger?
Wienerberger bringt zwei PV-Systeme von Exasun auf den Dachmarkt: Mit Wevolt X-Tile Actua wurde ein PV-Modul entwickelt, das spezifisch auf unseren Flachziegel Actua und dessen Produktfamilie zugeschnitten ist, wobei ein Modul vier Dachziegel ersetzt. Damit wollen wir verstärkt den Dachdecker ansprechen. Um noch einmal auf Holland zurückzukommen: Hier gibt es einen klaren Trend dahingehend, dass Dachdecker gebäudeintegrierte PV-Systeme anbieten und montieren, es gibt gut funktionierende Kooperationen zwischen Dachdeckern und Elektrikern. Das zweite System, X-Roof, ist universell einsetzbar, unabhängig vom Material der Dacheindeckung. Hier wird die sonnenzugewandte Seite des Gebäudes komplett mit PV-Modulen und die Nordostseite etwa mit Dachziegeln gedeckt. Beide Systeme fügen sich harmonisch in das Dach ein und bieten somit vor allem auch für Bauherren und Architekten ästhetisch ansprechende Lösungen zur eigenen Energiegewinnung. X-Roof ist in Holland bereits gut eingeführt, mit Beginn 2022 wird Wienerberger X-Tile Actua in Holland und Frankreich anbieten, weitere Märkte werden im Lauf des Jahres folgen.
Mit der Kooperationsvereinbarung mit Leadax können wir nun diese innovative und neue Flachdachfolie in allen europäischen Wienerberger-Märkten anbieten.
Wann ist die Markteinführung von Leadax Roov geplant?
Im ersten Schritt wird das Produkt mit 1. 1. 2022 in Holland eingeführt. Leadax Roov stößt auf großes Interesse innerhalb der Wienerberger Ländergesellschaften, und im Lauf des Jahres werden weitere Länder ihr Dachsortiment um diese Flachdachfolie erweitern. Eventuell können wir auch mit ersten Testbaustellen in Österreich beginnen.
Plant Wienerberger ein größeres Produktsortiment für den Flachdachmarkt?
Mit der Kooperationsvereinbarung mit Leadax können wir nun diese innovative und neue Flachdachfolie in allen europäischen Wienerberger-Märkten anbieten. Leadax Roov ist vielseitig anwendbar: als White Roof, das UV-Strahlung gut reflektiert und somit auch kühler bleibt. Auch Gründächer können mit diesem neuen Flachdachsystem realisiert werden. In Holland gibt es auch die ersten „Blue Roofs“, auf denen Regenwasser gespeichert wird. Wir denken auch „Red Roofs“ an, mit Schüttung aus recyceltem Ziegelbruch etwa statt Kies. In diese Richtungen werden wir uns weiterentwickeln.
Wird die Marke Wienerberger in den Handelsnamen der neuen PV- und Flachdachprodukte integriert?
Die registrierte Wienerberger-Marke Wevolt steht für Systeme in der Gebäudehülle, die zur Energiegewinnung dienen. Unter dieser Marke werden X-Tile Actua und X-Roof eingeführt. Wienerberger Leadax wird ein gemeinsamer Markenauftritt, hier sind wir in finaler Abstimmung.
Inwieweit fließen diese neuen Kooperationen in das Nachhaltigkeitsprogramm von Wienerberger ein?
In den aktuellen Wachstumsprojekten ist das Thema Nachhaltigkeit ganz zentral verankert. Das sieht man ganz klar an der Herangehensweise unserer Entwicklung im Flachdach, hier stand im Vordergrund, wie nachhaltig das Produkt ist. Das Gleiche gilt natürlich im PV-Bereich: Wir wollten nur hochwertige, langlebige, belastbare Glas-Glas-Module. Bei Wienerberger wird Nachhaltigkeit gelebt. Es ist zum Standard bei Produktentwicklungen und Produktweiterentwicklungen geworden.
Das Jahr 2021 ist geprägt von Materialengpässen und teilweise enormen Preissteigerungen. Wie ist es in der Dachziegelproduktion gelaufen? Was erwarten Sie vom Jahr 2022?
Auch wir hatten teilweise Lieferengpässe, daran ist in den letzten Monaten niemand vorbeigekommen. Die Auftragslage in allen europäischen Dachmärkten ist sehr gut. Wir gehen davon aus, dass die Situation im kommenden Jahr weiterhin so gut bleiben wird, und haben deshalb bereits Optimierungen in unserem europäischen Produktionsnetzwerk vorgenommen, damit wir flexibler agieren können und unsere Kunden aus dem Dachhandwerk bestmöglich bedienen können.
Zur Person
Nach der erfolgreichen Zusammenführung von Wienerberger und Tondach Österreich wechselte Franz Kolnerberger zurück in die Wienerberger AG und ist hier verantwortlich für das internationale Produktmanagement des Segments Dach.