Konjunktur

SHK-Branche unter Druck

Die österreichische Sanitär-, Heizungs- und Klimabranche (SHK) steht vor einem schwierigen Jahr. Während die Baukonjunktur schwächelt und Neubauprojekte ausbleiben, belastet das Ende zentraler Förderprogramme die Nachfrage nach umweltfreundlichen Heizsystemen.

Für die SHK Branche sind die Jahre üppiger Förderungen im Heizungs- und Energiebereich vorbei. Die viel bejubelte Win-Win-Win Situation aus Klimaschutz, Konjunkturbelebung und Kostenreduktion für Konsument*innen fällt der Budgetsanierung zum Opfer. Und das zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt, ist doch die Baukonjunktur seit mehreren Jahren auf Talfahrt. Um die Branche zu entlasten, fordert die WKÖ Maßnahmen, wie den Abbau von Bürokratie: „Eine Reduktion der Berichtspflichten könnte die Betriebe finanziell und zeitlich enorm entlasten“, so Scheichelbauer-Schuster.

Schwierige Lage – Trübe Aussichten

Eine solche Entlastung ist auch dringend notwendig: Die jüngsten Zahlen der KMU Forschung Austria für das vierte Quartal 2024 verdeutlichen die aktuelle Lage und die Aussichten für das Jahr 2025. Im Jahr 2024 sind die Auftragseingänge im Vergleich zum Vorjahr (Vergleichsbasis jeweils Q 1-3) um 4,4 Prozent gesunken, real – nach Abzug einer durchschnittlichen Preiserhöhung von 2,8 Prozent – sogar um 7,2 Prozent. Zwar ist der Rückgang geringer als 2023, als die Branche ein Minus von fünf Prozent verzeichnete, dennoch bleibt die Entwicklung negativ. Besonders problematisch ist der Neubausektor, wo 52 Prozent der Betriebe über sinkende Auftragseingänge im Q3 berichten. Lediglich 14 Prozent konnten ein Wachstum verzeichnen.

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Sanierung als Rettungsanker

Im Gegensatz dazu zeigt sich der Bereich Reparatur und Sanierung stabiler. Hier meldeten 38 Prozent der Unternehmen steigende Auftragszahlen, während nur 16 Prozent über Rückgänge klagten. Die Nachfrage nach energetischen Gebäudesanierungen bleibt weiterhin hoch, und viele Betriebe setzen verstärkt auf diesen Bereich, um die schwache Neubaukonjunktur auszugleichen. Trotz dieser Entwicklungen zeigte sich im vierten Quartal 2024 eine leichte Stabilisierung der Geschäftslage. Rund 35 Prozent der befragten Betriebe bewerteten ihre wirtschaftliche Situation als gut, was einen deutlichen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr bedeutet, als nur 18 Prozent eine positive Einschätzung gaben. Gleichzeitig stufte ein Viertel der Unternehmen die Lage als schlecht ein, während 40 Prozent von einer saisonüblichen Entwicklung sprachen. Im Vergleich zum dritten Quartal des Jahres, als der Saldo positiver und negativer Bewertungen der Installateure noch bei plus 16 Prozentpunkten lag, fiel dieser Wert nun auf plus zehn Prozentpunkte und zeigt eine leichte Eintrübung der Stimmung.

Kapazitäten werden frei

Ein wichtiger Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung ist der Auftragsbestand. Im vierten Quartal 2024 sicherte dieser eine durchschnittliche Vollauslastung für 14,8 Wochen, was einer Zunahme von 12,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht. Der Großteil der Aufträge entfiel dabei auf private oder gewerbliche Auftraggeber, die 63 Prozent des Gesamtvolumens ausmachten. Öffentliche Bauprojekte, die über Generalunternehmer oder Bauträger abgewickelt werden, hatten einen Anteil von 23 Prozent, während direkte Vergaben durch Bund, Länder oder Gemeinden 14 Prozent ausmachten. Bemerkenswert ist, dass über die Hälfte der befragten Betriebe angab, sofort zusätzliche Aufträge annehmen zu können – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr, als nur 29 Prozent diese Möglichkeit sahen. Gleichzeitig sank der Anteil der Unternehmen, die erst in drei Monaten zusätzliche Kapazitäten freihaben würden, von 59 auf 39 Prozent.

Unsicherheit über Förderungen

Ein zentrales Thema bleibt die Unsicherheit über staatliche Förderungen. Die Einstellung des Programms „Raus aus Öl und Gas“ hat den Markt stark getroffen. Viele Hausbesitzer hatten mit dieser Förderung für den Heizungstausch gerechnet und ihre Investitionen nun verschoben. Die Branche fordert eine Neuauflage oder alternative Anreize, um die Nachfrage wieder anzukurbeln.
Die Wirtschaftskammer Österreich warnt, dass ohne staatliche Unterstützung der Rückgang der Auftragseingänge weiter zunehmen könnte. Auch Verbände der Bauwirtschaft sehen die Gefahr, dass ohne neue Fördermodelle der Sanierungsmarkt an Dynamik verlieren könnte.

Personalbedarf sinkt leicht

Die Zurückhaltung der Betriebe zeigt sich auch in der Personalplanung. Während im vergangenen Jahr noch 31 Prozent der Unternehmen Personal aufstocken wollten, sind es nun nur noch 23 Prozent. Der Großteil der Betriebe plant, den Beschäftigtenstand konstant zu halten, und nur vier Prozent gehen von einem Stellenabbau aus.
Der Fachkräftemangel bleibt ein großes Problem. Trotz der nachlassenden Nachfrage nach Neubauprojekten gibt es weiterhin offene Stellen im Bereich Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Vor allem im Bereich der Sanierung fehlen qualifizierte Fachkräfte, was eine zusätzliche Herausforderung für die Branche darstellt. „Viele Betriebe finden nicht genug qualifizierte Arbeitskräfte, um die Nachfrage zu decken“, erklärte Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk dazu bei einer Pressekonferenz im Jänner.

Tabelle
Anteil der Betriebe mit positiven bzw. negativen Erwartungen in Prozent sowie Anteil der Betriebe mit positiven abzüglich negativen Erwartungen in Prozent-Punkten (Saldo) Auftragseingangserwartungen (Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker), Auftragseingangs-/Umsatzerwartungen (Gewerbe und Handwerk) Anmerkung: Erwartungen für das 1. Quartal 2022 wurden großteils vor dem 4. Lockdown im November/Dezember 2021 abgefragt (Erhebung von Mitte Oktober bis Anfang Dezember). ©KMU Forschung AustriaGedämpfte Erwartungen für 2025

Die Erwartungen für das erste Quartal 2025 bleiben verhalten. Zwar gehen 19 Prozent der SHK-Betriebe von einer Steigerung der Auftragseingänge aus, doch 35 Prozent rechnen mit weiteren Rückgängen. Der negative Saldo der Auftragserwartungen beträgt 16 Prozentpunkte, was zeigt, dass die Skepsis in der Branche überwiegt.
Die kommenden Monate werden entscheidend sein. Sollte die Politik keine neuen Maßnahmen zur Förderung der Gebäudesanierung ergreifen, droht eine weitere Schwächung des Marktes. Gleichzeitig bietet die steigende Nachfrage nach energieeffizienten Lösungen und smarten Heizsystemen Chancen für Betriebe, die sich auf innovative Technologien spezialisieren. Die Sanierungsbranche bleibt ein stabilisierender Faktor, doch ohne klare wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen bleibt die Unsicherheit für viele Betriebe bestehen.

Lesen Sie dazu das Interview mit Renate Scheichlbauer-Schuster

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