Recycling

Trennung ist Trumpf

13.04.2025

Seit 1. April 2025 gilt die Trennverpflichtung für Gipsabfälle auf den heimischen Baustellen. Die Bauzeitung hat recherchiert, was das für die ausführenden Unternehmen konkret bedeutet.

Sie ist am 1. April in Kraft getreten – und sie ist kein Scherz: Seit Anfang April gilt auf den heimischen Baustellen die sogenannte „Trennverpflichtung“ für Gipsabfälle. Was das konkret bedeutet, beschreibt Tristan Tallafuss, Geschäftsführer des Österreichischen Baustoff-Recycling Verbands): „Gipsplatten dürfen nicht mehr in die Bauschuttmulde. Sie müssen nun sauber getrennt und anschließend in einer Recycling-Anlage wieder aufbereitet werden.“

Bislang kostengünstiger

Bislang „war es kostengünstiger, Gipskartonverschnitt und Gipsabfälle aus Gebäuderückbau einfach zu deponieren“, erläutert Monika Döll, Business Development Managerin beim Gipskartonplatten-Hersteller Saint-Gobain Austria. Durch die neuen rechtlichen Rahmenbedingungen habe sich das nun geändert. Technisch gesehen ist die Wiederaufbereitung von Gipsabfällen längst möglich. „Gips, die Basis unserer Rigips-Platten, ist endlos recyclingfähig“, sagt Döll. „Bei Saint-Gobain wird schon seit 20 Jahren jährlich rund 20.000 Tonnen Gipskartonverschnitt recycelt.

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Der Aufwand, der bei den ausführenden Unternehmen auf den Baustellen entsteht, ist allerdings hoch: Das beginnt bei der Trennung. Der Gips muss sortenrein getrennt werden – und zwar nach Stoffgruppen: Gipsplatten, Gipsfaserplatten und Calciumsulfatestrichen. Anschließend ist er trocken zu lagern. Gipskarton, der nass wird, kann nur mehr sehr schwer recycelt werden. Und die trockene Lagerung stellt in der Praxis durchaus eine Herausforderung dar. Denn eine Mulde auf der Baustelle ist normalerweise offen. Man braucht also einen Unterstand. Und ganz zum Schluss kommt der nicht ganz unwichtige Punkt: Wie gelangt der Gips zur Recycling-Anlage? „Das ist ein enormer logistischer Aufwand, mit dem die ausführenden Unternehmen hier konfrontiert sind“, meint Tallafuss.

Unterstützung bei diesem Aufwand bieten Logistik-Unternehmen. „Auch kleinere Unternehmen haben sich schon bisher bei der Entsorgung von Baustellen geeigneter Subfirmen bedient, welche mit Mulden die entsprechenden Abfälle abholen“, meint Alois Fürnkranz, Geschäftsführer bei der Saubermacher Bau Recycling & Entsorgung. Das Unternehmen deckt österreichweit die Entsorgung von Gipskartonplatten ab. Fürnkranz weiter: „Es bietet sich an, dass auf den Baustellen die Gipskartonplatten so lange im Trockenen zwischengelagert werden, bis entsprechende Frachtmengen zusammenkommen.“

Saubermacher hat gemeinsam mit dem Porr-Konzern und Saint-Gobain die erste Gips-Recycling-Anlage Österreichs in Stockerau, nördlich von Wien, errichtet. Die Gipsabfälle können bereits von den Baustellen zu dieser Anlage geliefert werden. Sie wird am 1. Juli den Betrieb aufnehmen.

Die neue Anlage ist vorläufig die einzige in Österreich. Sie kann jährlich 60.000 Tonnen Gipsabfall verarbeiten. Das sollte fürs erste reichen, um den Bedarf abzudecken. Denn im Jahr 2019 wurden hierzulande 49.000 Tonnen Gipsabfall auf Deponien entsorgt. „Das Potenzial ist jedoch größer und wird auf circa 100.000 Tonnen eingeschätzt, da derzeit Gipsabfälle auch über die Baumixmulde unter andere Abfallarten entsorgt wurden“, so Saubermacher-Manager Fürnkranz. Seine Prognose: „In den nächsten drei bis fünf Jahren wird Österreich mit einer Anlage sein Auslangen finden.“