Von jetzt an geht es bergauf
Wie das WIFO heute bekannt gab, liefert die Bauwirtschaft Zeichen einer Trendwende. Sie durchschreitet demnach gerade die Talsohle. Das Wohnbaupaket beginnt zu greifen, die Nachfrage steigt, die Zinsen fallen, im Sommer fällt die KIM-Verordnung. 2026 wird die Bauwirtschaft anschieben.

Die Redaktion hat sich für die positive Schlagzeile entschieden. Wenn es nicht mehr weiter bergab gehen kann, dann ist das eine gute Nachricht in diesen Zeiten. Zwar wird für Österreichs Wirtschaft laut WIFO (Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung) erst ab Mitte des Jahres eine moderate Erholung einsetzen, getragen wird sie aber von der Bauwirtschaft, die in der Talsohle angekommen ist, sowie von leichtem Konsumwachstum. Für 2026 wird wieder ein BIP-Zuwachs von 1,2 Prozent erwartet.
Hartnäckige Rezession
Die schlechten Nachrichten gingen gestern durch die Presse: Das Land steckt in der längsten Rezession seiner Geschichte. Für das laufende Jahr 2025 wird ein weiterer Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts um 0,3 Prozent erwartet. Bereits 2023 und 2024 hatte sich die Wirtschaftsleistung deutlich verringert – im Vorjahr sogar um 1,2 Prozent. Die schwache Entwicklung wird vor allem durch den anhaltenden Rückgang der Industrieproduktion und die geringe Investitionstätigkeit geprägt. Besonders betroffen bleibt die Industrie: Laut WIFO zeigen Unternehmensumfragen bislang keine Trendwende. Internationale Faktoren wie die geplante Zollerhöhung der USA auf EU-Exporte verschärfen die Unsicherheit zusätzlich.
Bauwirtschaft durchschreitet Talsohle
Doch abseits dieser düsteren Zahlen bot die WIFO Prognose durchaus Stoff für positive Schlagzeilen, zumindest für die Bauwirtschaft. Diese dürfte bereits in der ersten Jahreshälfte 2025 die Talsohle durchschreiten. Die im Vorjahr beschlossene Wohnbauinitiative beginnt im zweiten Halbjahr zu wirken und könnte 2026 einen konjunkturellen Impuls geben. Zudem rechnet das WIFO mit einem weiteren Rückgang des Zinsniveaus. Vor diesem Hintergrund sollte das Bauwesen 2026 der Gesamtwirtschaft Schub verleihen. Das heiß ersehnte Ende der KIM-Verordnung (Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung) am 30. Juni gibt zusätzliche Hoffnung.
Besserung erwartet
Im Jahresverlauf wird eine allmähliche Besserung erwartet. Die Exportnachfrage soll sich durch eine Konjunkturbelebung in der EU – insbesondere in Deutschland – erholen. Für das Jahr 2026 prognostiziert das WIFO einen BIP-Anstieg von 1,2 Prozent, wobei Österreich hinter dem Wachstum in Deutschland (+1,5 Prozent) zurückbleiben dürfte. „Die heimische Wirtschaft sollte ab Mitte 2025 die längste Rezession der Zweiten Republik überwunden haben. Die Intensität der Erholung hängt vor allem von den unsicheren internationalen Rahmenbedingungen ab“, sagt dazu Marcus Scheiblecker, einer der Autoren der Prognose.
Robuster Arbeitsmarkt
Trotz der Konjunkturschwäche zeigt sich der Arbeitsmarkt relativ robust. Zwar steigt die Arbeitslosenquote 2025 leicht auf 7,3 Prozent, doch die Beschäftigung insgesamt bleibt stabil. Das Arbeitsvolumen geht allerdings weiter zurück, da die durchschnittliche Arbeitszeit pro Beschäftigungsverhältnis sinkt. Erst 2026 ist wieder mit einem Beschäftigungsplus von 0,8 Prozent und steigendem Arbeitsvolumen zu rechnen.
Die Inflationsrate lag 2024 bei 2,9 Prozent und wird 2025 voraussichtlich 2,7 Prozent betragen. Getrieben wird die Teuerung u.a. durch das Auslaufen der Strompreisbremse, höhere Netzentgelte und eine verstärkte CO₂-Bepreisung. 2026 könnte sich der Preisdruck weiter abschwächen (2,1 Prozent). Die öffentlichen Haushalte bleiben stark belastet. Trotz Sparmaßnahmen wird das Budgetdefizit 2025 bei 3,3 Prozent des BIP liegen und 2026 angesichts geplanter Investitionsmaßnahmen sogar auf 3,5 Prozent steigen.
CO₂-Emissionen sinken zu langsam
Der Rückgang der Treibhausgasemissionen hält 2025 an (-1,8%), fällt allerdings weniger dynamisch aus als im Vorjahr (-2,8%). Zum einen schrumpft die Industrieproduktion nicht mehr so stark, zum anderen wurde der Ausstoß 2024 durch den milden Winter gedämpft. 2026 werden zwar anhaltende Trends der Dekarbonisierung die Emissionen verringern, allerdings wird die Industrieproduktion wieder Fahrt aufnehmen, wodurch sich der Emissionsrückgang auf -1,4% verringern wird.
Hauptergebnisse der Prognose: WIFO-Website