Maschinenpark

Vom Baumstamm bis zum Möbel

Werkstattausrüstung
15.10.2023

Die Tischlerei Priesching fertigt hochwertige Wohnmöbel aus Massivholz. Dabei wird sie von mehreren Felder-Maschinen unterstützt. Darunter ein Fünf-Achs-CNC-Bearbeitungszentrum.
Fünf-Achs-CNC-Bearbeitungszentrum - Hauptspindel
Profit H500 / Felder mit Fünf-Achs-CNC-Bearbeitungszentrum von FORMAT 4
Die Profit H500 läuft praktisch den ganzen Tag. Mit dem 5-Achs-Kopf von Format4 werden alle Verbindungen, Formen und Bearbeitungen präzise ausgeführt.

Mittlerweile führt die dritte Ge­neration mit Elisabeth und Maximilian Priesching den gleichnamigen Traditionsbetrieb im niederösterreichischen Prinzersdorf im Bezirk Sankt Pölten. 1936 gründete der Großvater eine „klassische“ Tischlerei und fertigte – wie damals üblich – alles, was in der Region gewünscht wurde.

Live oder im Netz

Heute fertigen dreißig Beschäftigte, davon zwei Tischlereitechnik-Lehrlinge, hochwertige Stühle, Tische, Bänke, Betten sowie Regale und Kommoden aus Massivholz. Den privaten und gewerblichen Kund*innen bietet Priesching langjährig belastbare Möbel „mit zeitgemäßen Formen, Designs und schlichter Eleganz“.
Beim Betreten des Schauraums empfängt der wohlriechende Duft vieler Hölzer die Besucher*innen. Diesen können Gewerbe- als auch Privatkund*innen nutzen, dort werden sie kompetent beraten und können gleich direkt vor Ort kaufen. Oder sie bestellen im Onlineshop, wo ein großes Sortiment der Möbel angeboten wird. Mit diesem Onlineshop, der 2020 ins Leben gerufen wurde, sei man unabhängiger geworden und erreiche eine deutlich breitere Kundenschicht, freut sich Elisabeth Priesching.

Serienfertigung

Für die Herstellung der Möbel werden beliebte Hölzer wie Ahorn, Buche (Kernbuche), Kernesche, Eiche (Wildeiche) und Nuss verarbeitet. Es wird ausschließlich ausgewähltes Holz aus heimischen Regionen verwendet, „das wir im eigenen Sägewerk schneiden, sorgfältig an der freien Luft vortrocknen und das im Anschluss in unseren hauseigenen Trockenkammern auf Möbelfeuchte getrocknet wird. Die in der Produktion anfallenden Holzabfälle liefern die Energie für unsere moderne Biomasseanlage, die unter anderem die Holztrockenkammern als auch die Betriebsliegenschaft mit Wärme versorgt“, sagt Maximilian Priesching.
Anders als herkömmliche gewerbliche Tischlerbetriebe, bei denen ein einzelner Tischler, eine einzelne Tischlerin mit allen Möbelteilen durch die ganze Werkstatt mitgehen und alles auch endfertige, arbeite man nicht objektbezogen, „sondern wir haben eine industriell getaktete Serienfertigung, in der jede Station ihre definierte Aufgabe erledigt“, erklärt Elisabeth Priesching.

Jürgen Rakuschan von Felder (links), Elisabeth und Maximilian Priesching.
Jürgen Rakuschan von Felder (links) sorgte dafür, dass der CNC-Einstieg mit einem Anwendungstechniker leichter fiel: „Wir haben sämtliche Teile neu programmiert, bearbeitet und die Maschine und ihre Arbeitsweise kennengelernt“, sagen Elisabeth und Maximilian Priesching.

Moderne Maschinen

Bis vor einigen Jahren war die CNC-Bearbeitung noch kein Thema für die Familie Priesching: „Wir waren zuerst eher skeptisch, ob wir das brauchen. Gut zwanzig Jahre taten Spezialmaschinen für die Stuhlfertigung, darunter eine Fräsmaschine, ordentlich ihren Dienst.“
Eine Fachmesse vor vier Jahren war dann der Startschuss für einen modernen Maschinenpark. Am Messestand der Felder Group wurde nach einem intensiven Gespräch notiert, welche Ausstattung für die Modernisierung der Tischlerei sinnvoll sei. Derzeit sind das zwei Schwenkspindel-Tischfräsen (Profil45), eine Bandsäge (FB 940), eine Formatkreissäge (K 940S), Abricht- und Dickenhobelmaschinen (A 941 und Exact 51), ein Kantenanleimer (Tempora F800) mit automatischer Rückführung sowie ein Fünf-Achs-CNC-Bearbeitungszentrum (Profit H500 s-motion) zur Fünf-Achs-Simultanbearbeitung und CAM-Software (F4Solid).
Maximilian Priesching zählt auf: „Zuerst haben wir die Formatkreissäge gekauft. Schrittweise kamen die nächsten Maschinen wie die Kantenanleimmaschine mit ihren Aggregaten zur Komplettbearbeitung dazu. Die automatische Rückführung erhöht den Komfort deutlich und die gesamte Kantenbearbeitung lässt sich über einen 21-Zoll-Touchscreen steuern. Es folgten zwei Hobelmaschinen für das Abrichten und Dickenhobel. Danach zwei gleiche Schwenkspindel-Tischfräsen für die Herstellung von Zapfen und Schlitzen und eine Bandsäge, die größte von Felder, mit der wir die Prototypen fertigen. Die starken Motoren arbeiten sich leichtgängig durch das Massivholz mit Bandsägeblättern von 50 bis 90 Millimeter Breite.“
Anfang 2021 stoppte ein Brand alle Aktivitäten. Priesching erinnert sich: „Wir haben schnell reagiert, alle Brandschäden beseitigt, mussten viele Wochen provisorisch weiterarbeiten, um die Kunden weiterhin beliefern zu können.“ Silo, Heizanlage und Absauganlage mussten neu gebaut werden. Diese „Gelegenheit“ nutzte man gleich, um die ohnehin geplante Installation der Fünf-Achs-CNC-Maschine vorzuziehen.

Die Software F4Solid generiert das CAM-Programm für die Profit H500
Die Software F4Solid generiert das CAM-Programm. Danach kann die Profit H500 mit der Fünf-Achs-Bearbeitung loslegen.

Starke Unterstützung

„Aber ein noch so gutes Fünf-Achs-CNC-Bearbeitungszentrum löst allein keine Aufgaben“, sagt Priesching. Zuerst sei man ob einer neuen Technologie ein wenig skeptisch gewesen. Und die Programme der alten Fräsmaschine waren nicht mehr zu verwenden. „Da hat uns Felder stark unterstützt und uns einen Anwendungstechniker zur Verfügung gestellt, mit dem wir sämtliche Teile neu programmiert, bearbeitet und die Maschine sowie die neue Arbeitsweise kennengelernt haben. Das war sehr hilfreich. Den Techniker hätten wir am liebsten gleich bei uns behalten“, scherzt Elisabeth Priesching. Doch für die Arbeit am CNC-Bearbeitungszentrum wurde rasch ein neuer Mitarbeiter engagiert, ein Lehrling „schaut diesem über die Schulter, um die Technologie gleich mit zu erlernen“.
Die Profit H500 läuft praktisch den ganzen Tag. Als das Tischler Journal den Betrieb besuchte, wurden gerade kleine Bretter mit heiklen Zinken gefräst: „Ein Werkstück wird mit der Pendelbearbeitung in kürzester Zeit fertig“, sagt der Mitarbeiter.
Mit dem Fünf-Achs-Kopf von Format4 werden alle Verbindungen, Formen und Bearbeitungen in höchster Präzision ausgeführt. Die sich automatisch positionierenden Konsolen erleichtern das Aufspannen von komplexen Bauteilen in Hundertstelmillimeter-Genauigkeit.

Per Hand und simultan

Kommen „im Regelfall“ die Fertigungsdaten aus der Arbeitsvorbereitung, so arbeitet man bei Priesching anders: „Ohne Tischlersoftware haben wir uns selbst etwas programmiert und arbeiten mit Handlisten“, sagt Maximilian Priesching. „Bei der Gestaltung eines neuen Stuhls bauen wir zuerst einen echten Prototypen händisch zusammen. Da wird nichts am Computer in 3D designt, das verleiht keinerlei haptisches Gefühl, man spürt nicht, ob man ergonomisch gut drauf sitzt.“
Bei den Sesselbeinen war die erste Herausforderung, die gebogenen Teile sicher zu spannen. Das geht nicht mit den herkömmlichen Vakuumsaugern, „da haben wir uns eigene Unterlagsschablonen gefräst“. Die Software F4Solid generiert das CAM-Programm. Danach kann die Profit H500 mit der Fünf-Achs-Simultanbearbeitung loslegen und die komplexen Freiformen der Sesselbeine und Lehnen fräsen. Und weil mit der Profit H500 technisch und wirtschaftlich praktisch alles möglich ist, hat die Tischlerei Priesching ihr Spektrum um Regale und Kommoden erweitert.

Schauraum Priesching
Die Tischlerei Priesching fertigt hochwertige Wohnmöbel aus Massivholz. Viele davon können im Schauraum am Standort in Prinzersdorf optisch und haptisch live erlebt werden.

Im Überblick

Unternehmen Tischlerei Priesching, 3385 Prinzersdorf
Gründung: 1936
Mitarbeiter: 30
Schwerpunkt: Möbel aus Massivholz
Maschinenpark: Formatkreissäge, Bandsäge, Abricht- und Dickenhobel, Kanten­anleimer, 5-Achs-CNC-Bearbeitungszentrum

Branchen
Tischlerei