Kantenbearbeitung
Digital und rentabel
Bevor sich Tischlermeister Franz Schramek in Laa an der Thaya ansiedelte, war er einige Jahre lang in Wien und baute Kulissen für bekannte Film- und Fernsehproduktionen: „Das war eine interessante Zeit, in der ich sehr viel gelernt habe.“ Zu dieser Zeit gab es in Laa und den umliegenden Ortschaften noch einige, teilweise auch sehr große Tischlereibetriebe. Doch irgendwann waren „praktisch alle Holzverarbeiter verschwunden, weil sie bei ihren Produkten eine zu einseitige Strategie verfolgten oder nicht mehr zeitgemäß produzierten und die notwendige Digitalisierung in unserem Handwerk nicht rechtzeitig erkannten“.
Doch der Wunsch einer regionalen Tischlerei blieb und wurde immer größer – so gründete der Tischlermeister seine eigene Firma. Anfangs habe er noch versucht, die Korpusse an Dienstleister auszulagern und zuzukaufen: „Das hat aber aufgrund mehrfach nicht ganz exakter Bearbeitungen und daraus resultierenden zeitlichen Problemen für unsere Aufgaben nicht funktioniert. So habe ich dann beschlossen, alle Möbel in der eigenen Werkstatt zu fertigen.“
Direkt neben der Großfläche
Auf der Suche nach einem geeigneten Standort wurde er vor rund zehn Jahren im Thayapark fündig, „zufällig“ direkt neben einem großen Möbelhaus. Sehr mutig, könnte man meinen, doch Schramek entgegnet: „Das war eine ganz gezielte Entscheidung, diese Lage ist für unseren Betrieb ideal. Viele Leute gehen vorher in das Möbelhaus, bekommen dort nicht das, was sie gerne wollen. Somit ist der Weg in unsere Tischlerei nicht weit. Denn wir erfüllen als flexibler Allrounder genau die individuellen Wünsche der Kundinnen und Kunden. Diese schätzen unser langjähriges, vielseitiges Fachwissen, zusätzlich liefern wir noch wertvolle Ideen. Und vor allem können wir sehr schnell arbeiten.“ Was zum Beispiel auch zu einem Auftrag für eine Küchenzeile in einem Ärztezentrum führte, wo der Preis nicht im Vordergrund stand. Manche Kund*innen würden sich etwa bei Küchen über die mit der Großfläche vergleichbaren Preise positiv wundern, obwohl man in der Tischlerei Schramek hochwertige Elemente wie beispielweise die Holzschublade Legrabox von Blum verbaue.
Sonderwünsche möglich
Neben dem Firmenchef und Ehefrau Michaela, die hauptsächlich für die Finanzen zuständig ist, sorgen in dem familiär geführten Betrieb weitere acht Beschäftigte (inklusive drei Lehrlingen) für die Arbeitsvorbereitung und Fertigung von hochwertigen Küchen, Badezimmermöbel, begehbaren Schränken oder Vorzimmern für die vorwiegend private Kundschaft.
„Spezialaufträge sind auch kein Problem, da sind wir ebenfalls sehr stark“, ergänzt der Tischlermeister. Die kämen regelmäßig. So benötigte beispielsweise ein großgewachsener Kunde ein Bett mit einem Sondermaß von 220 Zentimeter. „Oder gerade vor wenigen Tagen haben wir in einem Zweifamilienhaus, wo eine Person im Rollstuhl sitzt, unsere größte Küche für einen dreieinhalb Meter hohen Raum angefertigt. Dabei lassen sich sehr viele Elemente behindertengerecht verstellen und absenken.“ Eine andere Kundschaft wiederum brauchte einen 150 Zentimeter breiten Kasten, aber nur 150 Zentimeter hoch mit drei Türen. „So etwas bekommt man eben bei uns geliefert, zu einem sehr fairen Preis und schnell.“ Das Möbelhaus könne diese speziellen Wünsche meistens nicht erfüllen oder nur als teure Spezialanfertigung, auf die man noch wochenlang warten müsse. Fallweise würden auch öffentliche Arbeiten anfallen, wie eine komplette Ausstattung für einen Werkraum in einer Schule. Manche Aufträge betreffen auch Adaptierungen, die heutzutage nur mehr schwer zu kriegen sind: „Wer bei uns eine Küche kauft und später in eine kleinere Wohnung übersiedelt, dem stellen wir aus den bereits vorhandenen Elementen wieder eine neue Küche zusammen“, sagt Schramek. Und genau in all diesen Fällen lägen die vielen Vorteile einer persönlichen Tischlerarbeit.
Durchgängig digital
Franz Schramek arbeitet in seinem Betrieb bereits seit einiger Zeit nach dem Prinzip Handwerk 4.0. Zuerst wird mit den Kunden geplant und am CAD eine realitätsnahe 3D-Zeichnung angefertigt. Anschließend wird die Arbeitsvorbereitung tätig, es folgen Stückliste, Zuschnittpläne sowie die CNC-Programme. Die Daten „laufen“ rein digital in die vernetzte Werkstatt, wo an den Maschinen das jeweils benötigte Programm aufgerufen wird. Die entsprechenden Teile werden in die Maschine eingelegt, zugeschnitten, die Kanten angeleimt und CNC-gesteuert gebohrt und gefräst. „Bei uns kann sogar ein Lehrling im zweiten Lehrjahr bereits durchgängig produzieren, völlig gefahrlos an allen Maschinen“, freut sich Schramek.
Moderne Maschinen im Netzwerk
„Damit wir als kleiner Betrieb die Aufträge präzise, flexibel und schnell bearbeiten können, sind moderne netzwerkfähige Maschinen unbedingt notwendig.“ Und diese fand Schramek in Tirol bei Felder: „Damit sind wir aktuell sehr gut ausgestattet. Bei jeder Maschine habe ich auch die Rentabilität ausgerechnet.“
Die drei „Musketiere“, die täglich im Einsatz sind: Die Mayer Plattenaufteilsäge Kappa automatic 80 mit Etikettendruck für den Zuschnitt. Aus dem Format4-Programm sorgt die Tempora F60.06 für stabil angeleimte Kanten, zudem ist das CNC Bohr- und Fräszentrum C-Express 920 classic für Korpusse im Einsatz. Felder hat für die Werkstatt auch die Standardmaschinen wie eine Schwenkspindel-Fräsmaschine (Profil 45 Z x-motion), eine Drei-Achs gesteuerte Formatkreissäge (Kappa 400 x-motion) und jeweils eine Maschine zum Abrichten und Dickenhobeln (A951L und D951) geliefert.
Für die reine, entstaubte Luft in der Werkstatt sorgt ein Reinluftabsauggerät (RL250) mit hoher Absaugleistung.
Tischlerei Schramek, Laa/Thaya
Schwerpunkt: Möbeltischlerei
Gründung: 2012
Mitarbeiter: 10
Maschinenpark: CNC-Maschinen für Zuschnitt, Kantenanleimen, Bohren und Fräsen