Kantenbearbeitung
Hilfsmittel für perfekte Kanten
Oft sind es die einfachen und unspektakulären Dinge, die die tägliche Arbeit erleichtern und das eine oder andere Problem lösen. Gerade dann, wenn man nur gelegentlich die Schmalfläche eines Plattenwerkstoffes mit einem Kantenmaterial beleimen möchte. Werden regelmäßig Form- oder Sonderteile mit Kantenmaterialien umleimt, so wird dies, ohne das richtige Know-how und die passenden Hilfsmittel, wesentlich mehr kostbare Zeit benötigen. Hat man sich auf Sonderanfertigungen mit zu bekantenen Aussparungen, Innenecken, Frästaschen, Rundungen oder Ähnliches spezialisiert, ist dies ohne Handarbeit und Unterstützung durch passende Werkzeuge kaum möglich. Selbst nach dem Einsatz eines mobilen Kantenanleimgerätes (siehe Mobile Kantenanleimmaschinen) und wenn das Aufleimen der Kante bereits erledigt ist, ist man bis hin zum fertigen Kantenfinish noch auf das eine oder andere Hilfsmittel angewiesen.
Hier hat sich das Tischler Journal einmal schlaugemacht und einige interessante Problemlöser für Sie zusammengestellt. Vielleicht finden Sie ja genau die Lösung für Ihr Problem in der Werkstatt.
Der richtige Druck entscheidet über die Dicke und die Sichtbarkeit der Leimfuge. Was bei geraden Schmalflächen mit handelsüblichen Schraubzwingen erledigt werden kann, muss bei Formteilen über Spezialisten erledigt werden. Hierfür bieten die Zwingenspezialisten von Bessey folgende Spannsysteme an. Mit der Einhandzwinge EKT können Werkstückdicken bis 55 mm Materialdicke umleimt werden. Der Kantenfix KF ist für Materialstärken bis 80 mm geeignet. Mit der Kantenzwinge KT lassen sich Schraubzwingen mit einer Schienendicke von max. 13 mm einfach zu Kantenspannern umrüsten. Letztlich rundet die C-Kantenzwinge KT8 das Angebot an Kantenspannern von Bessey ab.
Kantenzwinge Bessey
Maschinelle Unterstützung beim Kantenanleimen
Auch wer ein mobiles Kantenanleimgerät einsetzt, ist auf das eine oder andere Zubehör angewiesen. Durch die Bauform der Geräte kann es erforderlich sein, einen sogenannten Säulenspanner einzusetzen. Diese Spanner sind je nach Maschine und Ausstattung auch im Maschinenzubehör erhältlich. Ebenso kann der Einsatz von Vakuumspannern bzw. Vakuumtischen Vorteile bieten. So ist das Werkstück frei zugänglich und sicher gespannt. Von Vorteil können optional erhältliche Kantenspeicher für das Kantenmaterial sein. Diese nehmen während der Bearbeitung das Material auf und erleichtern einen reibungslosen Arbeitsablauf. Auch Kappvorrichtungen werden angeboten, sie erleichtern den passgenauen Längenzuschnitt während der Bearbeitung. Außerdem gibt es austauschbare Auflageplatten. Die Oberfläche wird über wechselbare Filzauflagen gerade im Hochglanzbereich besonders geschont. Generell muss jedoch darauf geachtet werden, welches Gerät man einsetzt und inwieweit diese Hilfsmittel verfügbar bzw. beim Bekanten erforderlich sind.
Zum Bündigarbeiten der Kantenüberstände werden Kantenfräsen für die maschinelle Bearbeitung eingesetzt. Kantenfräsen sind von vielen Handmaschinenherstellern unter anderem von Festool, Mafell, Dewalt, Makita und Bosch erhältlich. Spezielle Fräser mit unterschiedlichen Radien können je nach Maschine und Anwendung montiert werden. Achten Sie auf hochwertige Fräswerkzeuge mit intakten Kugellagerbremsen. Ein während des Bündigfräsens blockiertes und rotierendes Kugellager würde Spuren in Form eines Streifens auf der Oberfläche des Kantenmaterials hinterlassen. Generell sollte mit dem Bündigarbeiten begonnen werden, wenn das Kantenmaterial abgekühlt ist. Eine vom Anleimen noch warme Kante wird sich beim Abkühlen zusammenziehen. Eine minimale Unebenheit im Kantenrandbereich wäre die sichtbare Folge.
Für in Sekundenschnelle gerundete Ecken bietet Felder mit der Eckenrundungsmaschine ERM 1050 eine kleine und platzsparende Möglichkeit, maschinell beim Runden von Ecken die Arbeit zu erleichtern. Die Maschine ist für Materialdicken von 10–50 mm geeignet und benötigt einzig einen Druckluftanschluss. Gefräst wird mit 24.000 U/min. Am Anschlag ausgerichtet, spannt und fräst die Maschine, ausgelöst durch das Fußpedal. So können alle Arten und Formen von Werkstückecken, auch Post- oder Softformingmaterialien sowie sämtliche Kantenmaterialien, bearbeitet werden.
Helfer für die Handarbeit bei der Kantenbearbeitung
Sogenannte „Bündigschneider“ werden für das bündige Abschneiden der Kantenüberstände für die Bearbeitung von Hand angeboten. Bündigschneider sind in unterschiedlichen Ausführungen für den einseitigen oder beidseitigen Einsatz erhältlich. Hier sollte generell unterschieden werden, welches Kantenmaterial eingesetzt wird. Was an einer geraden Fläche bei einem weichen Kantenmaterial bis zu einer bestimmten Dicke des Kantenmaterials von Hand problemlos möglich ist, kann bei einem dickeren bzw. spröderen Material oder an Formteilen schon den Einsatz einer Kantenfräse erfordern.
Für die nach dem Bündigschneiden oder Fräsen verbliebenen Kanten- und Klebstoffüberstände werden spezielle Ziehklingen angeboten. Mehrere integrierte Radien erlauben auch das Nacharbeiten der angefrästen Rundungen. So können die durch das maschinelle Fräsen entstandenen Messerschläge beseitigt werden.
Gerundete Ecken lassen sich von Hand durch Schleifen mit einem feinen Schleifpapier erzielen. Achten Sie auf eine gerade Unterlage oder nutzen Sie einen Schleifklotz. Das Schleifpapier sollte etwa eine Körnung P320 haben. Zum Säubern der Ecken eignet sich ein Vlies. Auch hier erreicht man mit einer geraden Unterlage die besten Ergebnisse.
Als weiteres Hilfsmittel kann man hier mit dem Raukantex Finisher arbeiten. Durch seine ganz spezielle Form hat man ein handliches Hilfsmittel zur Beseitigung von Materialresten und Bearbeitungsspuren.
Mit einem faserverstärkten Tuch lassen sich die Kanten von Hand reinigen. Verbliebene Klebstoffrückstände können unter Zuhilfenahme von Kunststoffreinigern entfernt werden. Hier muss jedoch darauf geachtet werden, dass diese für das jeweils eingesetzte Kantenmaterial vom Hersteller zugelassen sind.
Hochglanzkanten
Bei der Verarbeitung von Hochglanzkanten müssen einige Arbeitsschritte angepasst werden. Hier ist es ratsam, Messerschläge von Hand mittels Schleifpapier P320 zu beseitigen. Im Nachgang wird mit einem Vlies wie beim Glätten der Ecken gearbeitet. Um den Glanzgrad des Kantenmaterials jenem des Plattenmaterials auf der Fläche anzupassen, wird die Kante zusätzlich poliert. Hier kann mit einem Polierfilz und Poliermittel, aber auch mit einer Lamellenwalze gearbeitet werden. Dies ist jedoch nur in den Bereichen erforderlich, wo das Kantenmaterial in direkten Kontakt mit der Fläche kommt. Also der Bereich, der zuvor gefräst, geschliffen und mit Vlies bearbeitet wurde.
Massivholz- bzw. Furnierkanten
Massivholz- und Furnierkanten werden nach dem Bündigfräsen entsprechend der Anforderungen der vorgesehenen Endbehandlung geschliffen. Somit entfallen einige Arbeitsschritte, die beim Einsatz von Kunststoffkanten erforderlich sind.
Fazit
Nicht jedes Hilfsmittel eignet sich für jede Anwendung. Hier sollten die Ausstattung Ihrer Werkstatt und die Hilfsmittel, die Sie einsetzen, Ihre produktive Vielfalt für den Kunden einzigartig machen. Auch wenn für den Kunden letztlich nur das Endergebnis zählt, müssen bei der Arbeitsvorbereitung viele weitere Dinge berücksichtigt werden. Denn Plattenwerkstoff ist nicht gleich Plattenwerkstoff, Kantenmaterial nicht gleich Kantenmaterial und Kleber nicht gleich Kleber. Nur wer dies in seine Arbeitsvorbereitung mit einfließen lässt, hat bei der Kantenbearbeitung die passenden Hilfsmittel parat und erzielt ein Ergebnis, das letztlich alle Beteiligten zufriedenstellt! (kk)
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