MASCHINEN
Zwischen Tür und Angel
Ob bündig, gefälzt oder überfälzt – Türen finden sich in den unterschiedlichsten Einbausituationen: Gleichsam sind bei ihnen Vorgaben aus dem Einbruchschutz, Brandschutz, Wärmeschutz, Schallschutz oder dem Denkmalschutz zu erfüllen. Die hieraus entstehenden technischen Anforderungen an die Türen sind enorm, da es hierbei an die 150 verschiedene Normen zu berücksichtigen gilt. In Anbetracht dessen drängt sich der Gedanke auf, dass bei deren Planung, Herstellung und Montage ein nicht zu überblickender Bauprozess resultiere – ein vorschnelles Urteil, wie auch Stefan Zamecnik aus Bruck an der Leitha zu bedenken gibt. Er sieht jenen formalen Rahmen als Chance für eine nachhaltige Qualitätssicherung.
Eine Frage des Preises
Der Bau- und Möbeltischler spricht aus Erfahrung, denn er verfügt über eine ausgewiesene Expertise im Türenbau: Der familieneigene Betrieb, im Jahr 1922 als Bautischlerei gegründet, feiert im nächsten Jahr sein 100-jähriges Bestehen und beschäftigt aktuell sechzehn Mitarbeiter*innen. Mit dem Einstieg Stefan Zamecniks in den Betrieb Anfang der 1990er Jahre wurde das Repertoire zusätzlich um die Möbelfertigung erweitert. Einen wesentlichen Schwerpunkt stellte damals wie auch heute die Türproduktion dar – doch nicht jedes Werkstück wird auch in Eigenproduktion angefertigt. So werde handelsübliche Ware aus Aluminium und Kunststoff extern eingekauft, während maßangefertigte Türen aus Aluminium-Holz, Vollholz und Holzoptik vollständig im Betrieb hergestellt würden. Eine besondere Spezialität des Betriebes sei die Fertigung von Holztoren: "Solche Tore sind nicht nur entsprechend teuer – aufgrund großer Spannweiten wirken auf sie enorme Kräfte ein, sodass ich grundsätzlich eine Fertigung in Vollholz empfehle. Meistens fällt dabei die Wahl auf Eiche, da dieses Holz äußerst witterungsbeständig ist."
Der Faktor Zeit
Es zeigt sich, dass die Expertise der Tischler im Türenbau immer wichtiger wird – dennoch wagen nur wenige Betriebe den Schritt in die Türproduktion. An leistungsfähigen Werkzeugen mangelt es jedenfalls nicht: So bietet der Markt neben kleinformatigen Säge- Schleifwerkzeugen auch Einstiegsgeräte wie etwa mobile Kantenanleimmaschinen an. Mit ihnen können Werkstücke selbst bei dünnsten Ausführungen von bis zu 0,3 Millimeter bei Gehrungskanten von über 50° bekantet werden, sodass Nullfugen-Verleimungen längst zum Standard gezählt werden. Ein Faktor bleibe hierbei jedoch unberücksichtigt: die Zeit. Um im Türen-Geschäft dauerhaft Gewinne zu erzielen, brauche es demnach Maschinen mit bedeutend höherem Automatisierungsgrad: "Die Konkurrenz aus der Industrie ist groß – daher gilt es betriebsinterne Abläufe zu rationalisieren und umfangreich in den Maschinenpark zu investieren. Ja, die Kosten für diese Maschinen sind hoch – aber der Zeitgewinn ist ungleich höher", so der Tischlermeister.
Investition mit Zukunft
Vor kurzem hat sich Zamecnik daher dazu entschieden, in ein neues CNC-Bearbeitungszentrum aus dem Hause Homag zu investieren. Für die Centateq E-310 bestellte er das Verleimaggregat powerEdge mit pneumatischem Ausstellhub sowie die Fünf-Achs-Spindel mit Säge-, Bohr- und Fräsaggregat. So können Nut-, Kapp-, Gehrungs- und Trennschnitte bis zu einer Tiefe von 75 bis 110 Millimeter ausrissfrei und in jedem Winkel durchgeführt werden. "Die Maschine verfügt über schnelle Vorlaufzeiten und eine ausgefeilte Steuerungstechnik – das spart enorm viel Zeit. Darüber hinaus bringt sie den Vorteil, dass die Tür in einem Arbeitsgang automatisch formatiert, zugeschnitten, gebohrt und bekantet wird", erklärt Zamecnik. Die Flächenbearbeitung der Werkstücke wird wiederum separat mit einer Homag-Breitbandschleifmaschine vorgenommen: "Die Anschaffung einer Breitbandschleifmaschine mit Querschliff-Funktion war für uns ideal, da wir diese auch in der Möbelproduktion verwenden", erläutert Zamecnik.
Die Sache mit den Normen
Abseits dieser Herausforderungen hält sich noch immer das hartnäckige Gerücht, eine Türproduktion sei für Betriebe aufgrund der zu erfüllenden Normen mit einem generell hohen Aufwand verbunden: "Oftmals herrscht der Irrtum vor, im Türenbau sei es notwendig, alle Normen auswendig zu kennen. Das stimmt natürlich nicht – auch ich kenne nicht alle Normen, aber ich weiß, wo ich diese nachschlagen kann“, stellt Zamecnik klar. Darüber hinaus würden Normen den Tischlerbetrieben zusätzliche Sicherheit geben, da im Falle von Reklamationen stets auf diese verwiesen werden könne. Dementsprechend wirbt Stefan Zamecnik in der Innung bereits seit vielen Jahren für die Vorzüge jenes Regelwerks. „Die Bautischler sind im Umgang von Normen schon recht versiert – bei den Möbeltischlern ist hier aber noch viel Luft nach oben. In Zukunft wird es immer wichtiger werden, dass die Normen weniger als Hürde, sondern vielmehr als eine wertvolle Chance zur Minimierung von Fehlerquellen gesehen werden.“
Mehr Informationen:
www.tischlerei-zamecnik.at
www.homag.com