Einfach meisterlich

Zwölf Meisterinnen und Meister aus ganz Österreich waren von ihren Bildungseinrichtungen für die Tischlermeister-Galerie im Holz- und Werkzeugmuseum Lignorama im oberösterreichischen Riedau nominiert. Hauptkriterien für die Auswahl sind individuelles Design und perfekte Verarbeitung in Verbindung mit hoher Funktionalität. Die Meisterstücke waren bis Ende Oktober im Rahmen der Ausstellung zu sehen, die Bekanntgabe der Gewinner*innen erfolgte im Rahmen einer feierlichen Gala am 13. Oktober. Vergeben wurden drei Jury-Preise sowie ein Publikumspreis. Die Sieger*innen erhielten Geldpreise im Gesamtwert von 1.800 Euro, gesponsert vom Riedauer Werkzeughersteller Leitz.

Material im Mittelpunkt

Bester Jung-Tischlermeister ist Andre Krenn aus Wien, er absolvierte die Meisterklasse der HTL Hallstatt und setzte sich gegen die starke bundesweite Konkurrenz durch.

Sein siegreiches Dielenmöbel „Xylo“ ist nach dem altgriechischen Wort für Holz benannt. Dementsprechend stehen das Material Kernesche und seine eindrucksvolle Maserung im Mittelpunkt. Schnörkellos verstaut „Xylo“ auf mehreren Ebenen Schuhe, Zubehör findet in einer Lade Platz, für die Belüftung sorgen Schlitze an der Rückseite. Zu etwas Besonderem macht das Möbel die Ausgewogenheit zwischen quadratisch und rund. Raffiniert sind die schwarzen Elemente der Griffe und Füße um eine Ebene nach hinten versetzt. Die Herstellung der Rundungsschablonen stellte laut Krenn den größten Zeitaufwand dar. Die Fachjury strich zu „Xylo“ unter anderem heraus: „Der Dielenschrank ist zwar als Blickfang konzipiert, aber er ist mehr – eine echte skulpturale Erscheinung.“

Doppelte Siegerin

Gleich zwei der begehrten Trophäen konnte Lisa Aschl aus Aistersheim (OÖ) – sie legte ihre Prüfung am Wifi in Linz ab – mit nach Hause nehmen. Die Fachjury erkannte ihr Rang zwei zu, für das Publikum war sie die Favoritin. Aschl nennt ihr Meisterstück „Verborgene Klänge“, denn dem eleganten Möbel sieht man seine Funktion im geschlossenen Zustand nicht an.

Öffnet man die Koffertüren, kommen ein Klavier und ein Saxophon zum Vorschein – mitsamt Hocker sowie einem Stauraum für Mundstücke und Noten. Virtuos gab Lisa Aschl der historischen Klavier-Mechanik aus dem Jahr 1909 ein neues Gewand, das in seiner zeitlosen Gestaltung an den Wiener Jugendstil erinnert.

Simon Stempfer, er besuchte die Meisterklasse in Hallstatt, belegte mit seinem Sideboard „Curved“ den 2. Platz beim Publikumsvoting.

„Überaus elegant“

Rang drei des Fachjury-Votings sicherte sich Ruth Hinterplattner aus Steyr in Oberösterreich, die ihre Prüfung an der Meisterschule in Pöchlarn (NÖ) ablegte. „Das kleine Schwarze“ ist in diesem Fall kein Kleidungsstück, strahlt aber eine vergleichbare exquisite Eleganz aus. Ganz in edlem Schwarzbraun gehalten ist das Sideboard, mit Akzenten in Messing und dunkel getönten Spiegeln. Erreicht wurde die Färbung auf natürlichem Weg: Die junge Meisterin flämmte das Eichenholz zuerst und behandelte es im Anschluss mit Essigbeize.
An den Rundungen lassen sich Rollläden öffnen, sie laufen auf Kunststoffschienen, die Hinterplattner selbst in 3D ausdruckte. Drei Türen und drei Schubladen verbergen sich noch in der perfekt gleichmäßigen Vorderfassade.

„Die Kombination von dunkel gebeizter Eiche mit dem abgetönten Spiegelglas wirkt überaus elegant und verleiht dem Möbel auch im geöffneten Zustand eine ausgewogene Proportion. Dieses Meisterstück überzeugt neben der schlüssigen Materialwahl durch die exakt gleichmäßige Oberflächenbehandlung, die dezenten, durchdachten Details sowie die eigenständige Formsprache“, lobte die Fachjury.

www.lignorama.com