Frauen in der Technik
Highlight Pulverbeschichtung
„Ich arbeite seit 30 Jahren in diesem Metier, jeder Tag bringt Neues. Das ist das Spannende an der Oberflächentechnik“, erklärt Birgit Wolfmair ihre Begeisterung für Beschichtungstechnik. Diese sei keine rein dekorative Aufgabe, vielmehr ist Pulverbeschichtung je nach Kundenwunsch temperaturbeständig, kratz- und biegefest, rutschhemmend, chemikalienresistent sowie korrosionsbeständig und bietet Wertsteigerung - Vorzüge, die besonders im Fassadenbau, Laden- und Einrichtungsbau sowie Maschinen- und Anlagenbau geschätzt werden. Die Kunden finden sich daher quer durch die Bauwirtschaft, von metall- und blechverarbeitenden Betrieben bis zu Anlagenbauern. Als aktuelle Projekte nennt Wolfmair etwa Beschichtungsarbeiten an Fassaden der PlusCity in Pasching, an einem Behindertenlift am Arc de Triomphe und am Lift für einen Zoo in Israel.
Ich arbeite seit 30 Jahren in diesem Metier, jeder Tag bringt Neues. Das ist das Spannende an der Oberflächentechnik.
Frühe Leidenschaft für Pulverbeschichtung
Kunststoffpulver wird nach erfolgter nasschemischer Vorbehandlung elektrostatisch aufgesprüht und haftet so am Werkstück. Bei der anschließenden Erwärmung der Objekte auf ca. 200° C verläuft das Kunststoffpulver und vernetzt sich zu einer dauerhaften und dekorativen Oberflächenbeschichtung. Dass sich Birgit Wolfmair mit dieser Thematik beschäftigt, war nicht von Anfang an klar. Die 53jährige hat nach der Handelsakademie in Linz ein Betriebswirtschaftsstudium gestartet und Erfahrung in anderen Unternehmen gesammelt, so etwa als Sachbearbeiterin in einem Produktionsbetrieb für Kunststoffrecyclingmaschinen. „Das war eine spannende Tätigkeit, die ich unterbrochen habe, als die Firma Wolfmair 1994 Mitarbeiter im kaufmännischen Bereich benötigt hat.“ Eigentlich war der Plan, die Firma ihrer Eltern vorübergehend zu unterstützen. Sie sei aber nicht mehr losgekommen. „Die Branche war bereits für uns Kinder interessant.“ Da habe man gern mitangepackt, das Geschlecht hat keine Rolle gespielt. „Somit bin ich ganz selbstverständlich in die Männerdomäne Pulverbeschichtung eingestiegen. Von dieser Erfahrung profitiere ich noch heute,“ betont die gebürtige Mühlviertlerin.
Neuerungen bilden die Zukunft
An der Gleichbehandlung von Frauen und Männern arbeitet man auch im Unternehmen. „In der Produktion sind 2 Mitarbeiterinnen tätig. Eine davon hat bei uns den Lehrberuf Oberflächentechnikerin absolviert und ist Meisterin. Das irritiert so manche Herren, sie merken aber relativ schnell, dass die Technikerin weiß, wovon sie spricht.“ Generell erkennt Wolfmair einen Wandel im Umgang mit Frauen in der Technik. „Es ist heute viel selbstverständlicher, dass eine Frau Ansprechperson ist. Natürlich ist es eine Frage, wie selbstsicher man ins Gespräch geht.“ Anpassungen gibt es auch bei Wolfmair Beschichtung selbst, v.a. in der Organisation, der Anlagentechnik und der Mitarbeiterqualifikation. „Wir haben mittlerweile sehr viel digitalisiert, auch die Produktion ist integriert.“ Bei aller Optimierung ist Birgit Wolfmair aber eines wichtig: „Arbeit muss neben Sinn vor allem Spaß machen.“ Es sei nicht immer alles lustig, aber die Lust am Arbeiten muss überwiegen. Natürlich hat die Geschäftsfrau ein Leben neben der Beschichtung. Als Hobby bezeichnet sie ihre Tätigkeit als Bezirksvorsitzende von Frau in der Wirtschaft, daneben liebt sie Motorrad- und Radfahren, Wandern und das Lernen neuer Sprachen. „Unsere Arbeitswelt wird immer mehr multikulti. Da ist es wichtig, sich in Menschen hineinversetzen zu können.“ In Französisch, Italienisch und Englisch ist sie firm, noch etwas Zeit benötige sie für Serbokroatisch. (gw)