Balsam für die Ohren
Tischler*innen können mit den richtigen Maßnahmen die Raumakustik verbessern und so das Wohlbefinden ihrer Auftraggeber erheblich steigern.
Groß dimensionierte und glatt ausgeführte Oberflächen. Das war der Trend im Wohnungsbau der letzten Jahre. Ebene und fugenfreie Fußböden oft mit Steinoberflächen trafen auf großformatige Glaselemente. Schlichte flächenbündige Innentüren bzw. Ganzglastüren im Zusammenspiel mit puristischen Möbelstücken. Alles sehr schick und stylisch anzusehen, mitunter auch als steril und kalt empfunden. Der große Nachteil dieses Einrichtungsstils ist die mitunter als störend empfundene Raumakustik. Bewegt man sich allein im Haus, sind die Töne des Nachhalls noch dezent und erträglich. Kommen jedoch Gäste hinzu, kann die Geräuschkulisse schnell ein Maß erreichen, welches durchaus als störend und negativ empfunden wird. Was von normal hörenden Menschen bereits als unangenehm wahrgenommen wird, stellt für die Träger von Hörgeräten eine sehr große Belastung dar. Weit gefehlt ist die Ansicht, dass Hörgeräteträger ausschließlich in den älteren Altersgruppen zu finden sind. Auch Kinder und Jugendliche können betroffen sein und benötigen entsprechend ausgestattete Unterrichts- und Schulungsräume.
Akustik ist ein sinnübergreifendes Thema
Ein kippelnder Stuhl, ein unangenehmer Geruch, aber auch eine schlechte Raumakustik wirken sich auf das Wohlbefinden aus. Dies kann sowohl über die akustische Hörbarkeit als auch über das Wahrnehmen von störenden Nebengeräuschen geschehen. Zum einen kann man mit einer guten Akustik die Hörbarkeit beeinflussen. Dies wird durch den Baustil von Theatern und Konzertsälen umgesetzt. Zum anderen lassen sich als störend empfundene Umgebungsgeräusche ausblenden bzw. reduzieren. Durch sogenannte Schallabsorber an den Wänden von Tonstudios werden Schallreflexionen vermieden und nur der eigentliche Ton aufgezeichnet. Einen weiteren Einfluss auf die Raumakustik haben die Größe des Raumes und die zu erwartende Nutzung. Ein Schulgebäude, eine Sporthalle, eine Hotellobby oder der Veranstaltungsraum eines Restaurants stellen ganz unterschiedliche Ansprüche an die Raumakustik. Dieses gilt es bei der Planung und Ausführung zu berücksichtigen. Weites sollten die vorliegenden Ansprüche an den Brandschutz und im Bereich der Sport- und Mehrzweckhallen die sogenannte Ballwurfsicherheit in die Planungen mit einfließen.
Hilfreiche Beratungstools
Tischler*innen können durch ihre Vielseitigkeit einen großen Einfluss auf die Raumakustik nehmen. Bereits bei der Beratung der Kunden sollte man die akustischen Eigenschaften der unterschiedlichen Materialien mit einfließen lassen. So kann man zum Beispiel auf den Kundenwunsch, in einer Küche einen Laminatboden mit einer sehr glatten Oberfläche verlegen zu lassen, wie folgt reagieren: Während der Beratung kann man darauf verweisen, dass sich diese Wahl negativ auf die Raumakustik auswirken wird. Bei einer ungünstigen Raumsituation könnte der Schall aus der Küche in benachbarten Räumen als störend und viel lauter als in der Küche empfunden werden. Empfehlenswert ist hier ein Laminatboden mit einer strukturierten Oberfläche mit einer kaschierten Trittschalldämmung. Der Kleiderschrank für das Schlafzimmer mit verspiegelten großflächigen Türen könnte ebenfalls ein mehr an Schall und somit empfundener Lautstärke bedeuten. Und ein jeder kennt das: Ein Treppenhaus mit einer Steintreppe wird als wesentlich lauter und hellhöriger empfunden als eines, in dem sich eine Holztreppe befindet oder die Stufen mit Holz belegt wurden. Vielleicht sind es gerade diese Informationen, die dem Kunden zur Entscheidungsfindung noch gefehlt haben.