Mit richtigem Plan zur richtigen Zeit
Anspruchsvolle Architektur geht häufig einher mit einem komplexen Planungsprozess. Damit man sich auf ästhetische und technische Details und Lösungen konzentrieren kann, sollte man sich aber im Vorfeld Gedanken über das passende Planmanagement machen.
Auf dem Areal des ehemaligen Nordbahnhofs entsteht bis 2025 ein neues Stadtquartier, das Platz für 5.000 Wohnungen und 2.500 Arbeitsplätze bieten soll. Eines der sechs Wohnhochhäuser, die derzeit dort in den Himmel wachsen, stammt aus der Feder des Wiener Architekturbüros Franz & Sue. Der Wohnturm mit der markanten Fassade, die an ein Strickmuster mit glatten und verkehrten Maschen erinnert, wird eine Landmark des neuen Viertels darstellen.
Bei 21 Geschoßen und rund 200 Wohnungen ist neben den Entwürfen die professionelle Planung und Bauabwicklung die zentrale Herausforderung. Über 1.400 Pläne müssen verschickt, freigegeben und umgesetzt werden. Hier die Übersicht zu behalten und dafür zu sorgen, dass immer alle Projektbeteiligten auf dem aktuellsten Stand sind, ist manchmal gar nicht so einfach.
Eine Lösung dafür entwickelt haben will die Bauplattform Planfred. Das webbasierte Plan- und Dokumentenmanagementsystem soll Architekt*innen, Planer*innen, Auftraggeber*innen, ÖBA und Ausführenden einen transparenten Überblick über den Planungsstatus sowie ein unkompliziertes und lückenlos nachvollziehbares Freigabeprozedere ermöglichen.
Unkompliziert und anpassbar
Seit gut einem Jahr hat das Team von Franz & Sue die Plattform Planfred bereits bei mehreren Projekten im Einsatz. Bis dahin lief der Planaustausch hauptsächlich über einen eigens programmierten, bürointernen Planserver, berichtet Julia Aigner, die bei Franz & Sue neben ihrer Tätigkeit als Projektmitarbeiterin zusätzlich auch für die IT mitverantwortlich ist. „Die Wartung und Instandhaltung war jedoch auf Dauer relativ zeit- und kostenintensiv, deshalb haben wir uns nach Alternativen umgeschaut.“
Nicht alle Projektbeteiligten sollen immer Zugriff auf alle Dokumente haben. Deshalb ist es zentral, dass die Vergabe von individuellen Berechtigungen funktioniert.
Die Entscheidungen, mit welchen Systemen gearbeitet wird, sei vertragsabhängig. Bei rund zwei Dutzend Projekten, die das knapp 100 Mitarbeiter*innen zählende Architekturbüro derzeit parallel betreut, sind deshalb die unterschiedlichsten Plattformen und Kanäle für den Datenaustausch in Verwendung. Mit Planfred sei es aber besonders unkompliziert, da keine Einschulung oder Einarbeitungszeit notwendig sei. „Das System ist eigentlich selbsterklärend, und die Ordnerstrukturen können an die bürointernen Strukturen angepasst werde. Für neue Nutzer*innen empfiehlt es sich aber, vorab als Ausgangsbasis ein Musterprojekt mit allen individuellen Einstellungen anzulegen. Das spart im Anschluss Zeit“, so Julia Aigner.
Die Verwaltung der Projektplattform fällt im Normalfall in den Zuständigkeitsbereich des Auftraggebers – im Falle des Schulstandorts Gersthof hat das Team von Franz & Sue, das beim BIG-Projekt als Generalplaner fungiert, die Administration übernommen. „Nicht alle Projektbeteiligten sollen immer Zugriff auf alle Dokumente haben – gerade in der Anfangsphase bei Ausschreibungen ist es zentral, dass die Vergabe von individuellen Berechtigungen funktioniert“, erklärt Aigner. Beim Um- bzw. Zubau des ehemaligen orthopädischen Krankenhauses finden aktuell die ersten Ertüchtigungsmaßnahmen statt – dennoch gilt es, bereits im Anfangsstadium bei rund 200 Plänen immer den Überblick zu behalten.
Die Sicherheit, dass immer alle Verantwortlichen den aktuellsten Planstand haben, ist für eine erfolgreiche Projektabwicklung das Um und Auf.
Dokumentierter Planaustausch
Besonders wichtig ist es, verlässlich nachvollziehen zu können, wer wann welchen Planstand erhalten und auch freigegeben hat. „Bei anderen Systemen, wie zum Beispiel beim Versand per Mail, gibt es keine Garantie, dass dieses bei allen Projektbeteiligten ankommt und gelesen wird. Die vorgegebene Verteilerstruktur erleichtert das Versenden an die erforderlichen Projektbeteiligten. Eine fehlende Dokumentation des Planaustausches und des Freigabeprozederes kann bei Streitfällen im Nachgang zu einem Problem werden“, erklärt Ursula Gau, Leiterin des Bereichs Wohnbau bei Franz & Sue, und ergänzt: „Beim Projekt Wohnhochhaus am Nordbahnhof sprechen wir von 61 Projektbeteiligten und Hunderten von Plänen – angefangen bei Entwurfs-, Einreich-, Ausführungsplänen, Schalungs- und Werkplänen bis hin zu Haustechnik- und Elektrotechnikplänen. Die Sicherheit, dass immer alle Verantwortlichen den aktuellsten Planstand kennen, ist das Um und Auf.“