Buchtipp: Essays zur Architektur
Erstaunlich selten stößt man auf Texte, die sich den subjektiven Zugang zur Architektur gestatten und in denen die Unmittelbarkeit des Begehens so stark nachklingt. von Gabriele Kaiser
Erstaunlich selten stößt man auf Texte, die sich den subjektiven Zugang zur Architektur gestatten und in denen die Unmittelbarkeit des Begehens so stark nachklingt. Bernhard Widders 34 ausgewählte (großteils für Tageszeitungen und Fachzeitschriften verfasste) Essays zu Phänomenen und Akteuren der jüngeren Architekturgeschichte geben der körperlichen Erfahrung vor Ort, den Hintergründen und Entstehungskontexten von Bauwerken jenen Raum, der sich auftut, wenn man sich den Dingen – Wirklichkeitsausschnitten – mit radikaler Neugier stellt. Schon im ersten Beitrag des Linz-Kapitels über den misslungenen Umbau des Pfarrzentrums von Rudolf Schwarz im Keferfeld erschließt sich die kritische Annäherung des Autor-Architekten mal im losen Dahin-Streifen, mal im beharrlichen Verweilen bei verfehlten Details. Die nicht um thematische Kohärenz ringende, sondern lockere geografische Gliederung der Essays spiegelt die Stationen einer von fachlichen Neigungen geleiteten Forschungsreise wider, die von Österreich durch Europa nach Asien, Afrika und schließlich nach Mexiko und in die USA führt. Die geschilderten Begegnungen mit Werken u. a. von Herbert Bayer, Luis Barragán und Luis Kahn hinterlassen starke Eindrücke, Aufbruchsstimmung inklusive.
Bernhard Widder:
Treffpunkt Mensch. Essays über Architektur
Klever Verlag
ISBN 978-3-903110-25-0