Akustiklösungen

Balsam für die Ohren

Akustik
27.02.2023

Tischler*innen können mit den richtigen Maßnahmen die Raumakustik verbessern und so das Wohlbefinden ihrer Auftraggeber erheblich steigern.

Groß dimensionierte und glatt ausgeführte Oberflächen. Das war der Trend im Wohnungsbau der letzten Jahre. Ebene und fugenfreie Fußböden oft mit Steinoberflächen trafen auf großformatige Glaselemente. Schlichte flächenbündige Innentüren bzw. Ganzglastüren im Zusammenspiel mit puristischen Möbelstücken. Alles sehr schick und stylisch anzusehen, mitunter auch als steril und kalt empfunden. Der große Nachteil dieses Einrichtungsstils ist die mitunter als störend empfundene Raumakustik. Bewegt man sich allein im Haus, sind die Töne des Nachhalls noch dezent und erträglich. Kommen jedoch Gäste hinzu, kann die Geräuschkulisse schnell ein Maß erreichen, welches durchaus als störend und negativ empfunden wird. Was von normal hörenden Menschen bereits als unangenehm wahrgenommen wird, stellt für die Träger von Hörgeräten eine sehr große Belastung dar. Weit gefehlt ist die Ansicht, dass Hörgeräteträger ausschließlich in den älteren Altersgruppen zu finden sind. Auch Kinder und Jugendliche können betroffen sein und benötigen entsprechend ausgestattete Unterrichts- und Schulungsräume.

Akustik ist ein sinnübergreifendes Thema

Konzertsaal
Für den Bereich der Konzertakustik sind diverse Zulieferteile erhältlich. Während der Planung ist die Zusammenarbeit mit einem Spezialisten unumgänglich. Auch die Elemente an den Decken dienen der Verbesserung der Akustik.

Ein kippelnder Stuhl, ein unangenehmer Geruch, aber auch eine schlechte Raumakustik wirken sich auf das Wohlbefinden aus. Dies kann sowohl über die akustische Hörbarkeit als auch über das Wahrnehmen von störenden Nebengeräuschen geschehen. Zum einen kann man mit einer guten Akustik die Hörbarkeit beeinflussen. Dies wird durch den Baustil von Theatern und Konzertsälen umgesetzt. Zum anderen lassen sich als störend empfundene Umgebungsgeräusche ausblenden bzw. reduzieren. Durch sogenannte Schallabsorber an den Wänden von Tonstudios werden Schallreflexionen vermieden und nur der eigentliche Ton aufgezeichnet. Einen weiteren Einfluss auf die Raumakustik haben die Größe des Raumes und die zu erwartende Nutzung. Ein Schulgebäude, eine Sporthalle, eine Hotellobby oder der Veranstaltungsraum eines Restaurants stellen ganz unterschiedliche Ansprüche an die Raumakustik. Dieses gilt es bei der Planung und Ausführung zu berücksichtigen. Weites sollten die vorliegenden Ansprüche an den Brandschutz und im Bereich der Sport- und Mehrzweckhallen die sogenannte Ballwurfsicherheit in die Planungen mit einfließen.

Hilfreiche Beratungstools

Optiken für Raumakustik
Unterschiedliche Optiken zur Verbesserung der Raumakustik stehen zur Auswahl.

Tischler*innen können durch ihre Vielseitigkeit einen großen Einfluss auf die Raumakustik nehmen. Bereits bei der Beratung der Kunden sollte man die akustischen Eigenschaften der unterschiedlichen Materialien mit einfließen lassen. So kann man zum Beispiel auf den Kundenwunsch, in einer Küche einen Laminatboden mit einer sehr glatten Oberfläche verlegen zu lassen, wie folgt reagieren: Während der Beratung kann man darauf verweisen, dass sich diese Wahl negativ auf die Raumakustik auswirken wird. Bei einer ungünstigen Raumsituation könnte der Schall aus der Küche in benachbarten Räumen als störend und viel lauter als in der Küche empfunden werden. Empfehlenswert ist hier ein Laminatboden mit einer strukturierten Oberfläche mit einer kaschierten Trittschalldämmung. Der Kleiderschrank für das Schlafzimmer mit verspiegelten großflächigen Türen könnte ebenfalls ein mehr an Schall und somit empfundener Lautstärke bedeuten. Und ein jeder kennt das: Ein Treppenhaus mit einer Steintreppe wird als wesentlich lauter und hellhöriger empfunden als eines, in dem sich eine Holztreppe befindet oder die Stufen mit Holz belegt wurden. Vielleicht sind es gerade diese Informationen, die dem Kunden zur Entscheidungsfindung noch gefehlt haben.

Aufbauten für Akustikplanung

Schalltechnische Wirkung

Raumakustik-Rechner
Entsprechende Raumakustik-Hörsimulationen können zum Beispiel unter https://www. frischeis.at/raumakustik-rechner getestet werden.

Befinden sich Einrichtungsgegenstände wie Möbel, Leuchten oder Vorhänge in einem Raum, ist die Akustik mit einem leeren Raum nicht vergleichbar. Betrachtet man im unmöblierten Raum die Summe der gesamten Oberflächen, ist diese geringer als die Oberflächen eines Raumes, in dem sich eine Einrichtung befindet. Außerdem sind die Oberflächen nicht mehr gleichmäßig angeordnet, sondern durch die Einrichtungsgegenstände aufgebrochen. So lässt sich ableiten, dass sich Unebenheiten auf der Oberfläche positiv auf die Wahrnehmung des Schalls auswirken. Hier gibt es für den Tischler unzählige Möglichkeiten. Durch strukturierte Oberflächen optisch aufgewertete Unebenheiten in einer Fläche bewirken eine Schallreduktion. Die Kompaktheit der Oberfläche wird aufgebrochen. Aber auch die Dichte der verarbeiteten Materialien hat einen Einfluss auf die akustische Wirkung des Materials. So erzielt man eine ganz unterschiedliche schalltechnische Wirkung, wenn derselbe leere Raum anstatt mit glattem Sichtbeton über eine Boden-, Decken- und Wandverkleidung aus Holz verfügt. Entsprechende Raumakustik-Hörsimulationen können unter https://www. frischeis.at/raumakustik-rechner getestet werden. Wer hier ein wenig mit den möglichen Parametern arbeitet, wird dies spätestens nach einer Raumakustik-Hörprobe bestätigen können. So ist ein Holzfußboden aus schalltechnischen Überlegungen einem Granitboden überlegen. Wird die Oberfläche des Holzfußbodens gebürstet, kommen noch die Vorteile einer rauen Oberflächenstruktur hinzu. Einen weiteren Einfluss auf die Raumakustik hat die technische Verarbeitung der Materialien. Sind Parkettböden auf Estrich verklebt oder wurden sie schwimmend auf einer Leichtbaukonstruktion verlegt? Hier würde aus raumakustischer Sicht die schwimmende Verlegung Vorteile bringen.

Oberflächen aufbrechen

Akustiklösung
Eine Akustikdecken- und Wandverkleidung für den optimalen Klang beim Musizieren.

Eine vom Tischler angefertigte Decken- oder Wandverkleidung kann bereits die Raumakustik verbessern. So kommt zusätzlich zum bereits im Raum eingesetzten Wandbaustoff ein weiterer Baustoff mit anderen schalltechnischen Eigenschaften hinzu. Versätze entstehen. Zusätzlich werden die Maße der Flächen verändert. Möchte man die Wirkung einer Wandverkleidung optimieren, ist man gut beraten, möglichst viele Fugen und Spalten in die Flächen einzubauen.

Vlies
Durch auf Vlies kaschierte Leisten lässt sich eine Verbesserung der Raumakustik bewirken.

Ein weiterer guter Ansatz ist hier der Einsatz von mit Vlies kaschierten Massivholzleisten. Das Vlies auf der Rückseite kann zur Gestaltung dienen und verhindert den Einblick in die Unterkonstruktion. Weiter verbessert wird dieses, wenn man unterschiedlich dimensionierte Leisten (Leistenbreite und Dicke) einsetzt. Zur Gestaltung der Übergänge eignen sich Schattenfugen. Diese verhindern die Übertragung von Körperschall von der Wandoberfläche zur Oberfläche der Deckenverkleidung.

Umfassende Produktauswahl bei Akustikelementen

Klimadecke
Ein spezieller Aufbau der Deckenkonstruktion ermöglicht die Kombination mit einer Klimadecke.

Neben den Möglichkeiten, die Tischler*innen durch ihre Beratung und Fertigung mit ihrer Ausstattung umsetzen können, sind auch diverse industrielle Lösungen erhältlich. Hier kann man auf Produkte verschiedener Anbieter zugreifen und diese entsprechend als Lösungen für eine Verbesserung der Raumakustik einsetzen. Neben unterschiedlichen Holzarten und Oberflächen sind sowohl Lösungen, die für die Montage auf Flächen, aber auch für die Verkleidung von Formteilen eingesetzt werden können, erhältlich. Aus ganz unterschiedlich gestalteten Elementen kann gewählt werden. Egal ob nun geschlitzte, mit einer Lochung perforierte oder dreidimensionale Oberflächengestaltung dazu dienen, die Raumakustik zu verbessern, es steht eine Vielzahl von Designs zur Auswahl, die je nach Kundenwunsch zum Einsatz kommen können. Durch entsprechend modifizierte Montagesysteme lassen sich zusätzliche Funktionen integrieren. So werden zum Beispiel Systeme angeboten, die es zulassen, über dem raumseitig montierten Akustikpaneel eine Klimadecke zu installieren. Solche innovativen Lösungen erfordern jedoch eine intensive Zusammenarbeit von der Planung über die Ausführung bis hin zu evtl. erforderlichen Service- und Wartungsarbeiten. Sind Lösungen für Turn- Sport- oder Mehrzweckhallen gefragt, sollte das Thema der Ballwurfsicherheit berücksichtigt werden und in die Planungen mit einfließen.

Schwebende Raumakustik

Schwebendes Akustikelement
Deckensegel können direkt über sensiblen Bereichen montiert werden.

Auch frei im Raum schwebende Akustikpaneele können zur Verbesserung der Raumakustik eingesetzt werden. Diese Paneele sind nach den geltenden Regeln zu befestigen und laut Vorgabe vom/von der Planer*in auszurichten. Gerade dort, wo große Raumvolumen auf schall- bzw. sprachintensive Bereiche treffen, können sie ihre Vorteile ausspielen. Diese werden vorwiegend über Informations- und Kassentheken eingesetzt. So wird ermöglicht, dass in einem großen Raum wie man sie in Super- oder Baumärkten vorfindet, der Kunde an der Information verstanden wird. In Restaurants über den Tischen befestigt, tragen sie Sorge dafür, dass die Gespräche am Tisch verstanden und nicht an den Nachbartischen gehört werden können. Weiters verbessern diese Systeme die Akustik in Konzertsälen. In Großraumbüros verhindern diese schwebenden Paneele, dass die Mitarbeiter nicht durch die Arbeit der Kollegen gestört und abgelenkt werden. Zusammen mit einer ansprechend gestalteten Optik lassen sich akustische und visuelle Lösungen generieren, die auch aus optischen Aspekten zu einem echten Blickfang werden. 

Messtechnik

Wer sich professionell mit der Ausstattung von Konzerthallen und Sälen beschäftigen oder weiter in dieses spannende Thema einarbeiten möchte, kommt um Investitionen kaum herum. Für diese Bereiche empfiehlt es sich, in entsprechende Messtechnik und schalloptimierende Software zu investieren. Zusätzlich ist es ratsam, mit auf diesem Gebiet tätigen Planer*innen zusammenzuarbeiten.

Fazit

Eine gute Raumakustik kann erheblich zu einem besseren Wohlbefinden beitragen. So lassen sich durch entsprechende Maßnahmen der Schall, der Hall, aber auch die akustische Verständlichkeit des gesprochenen Wortes optimieren und störende Nebengeräusche reduzieren. Wer sich mit diesem Thema beschäftigen möchte, kann auf ein großes Potenzial an vorgefertigten Lösungen zugreifen. Wichtige Aspekte, wie der geforderte Brandschutz und die objektbezogenen Ansprüche, gilt es zu berücksichtigen. Eine solide Planung jeder Maßnahme ist unumgänglich. Berücksichtigt man bei der Ausführung noch die erforderlichen konstruktiven Details, werden ihre raumakustisch optimierten Räume zukünftig wie Balsam für die Ohren von Auftraggebern sein. (kk)

Branchen
Tischlerei