Im richtigen Licht

Beleuchtung
16.12.2023

Aktualisiert am 17.12.2023
Tischlerinnen und Tischler, die sich mit dem Thema Licht im Möbel auseinandersetzen, können ganz gezielt Einfluss auf die Wirkung der von ihnen gefertigten Einrichtungsgegenstände nehmen.
Stiege mit indirekter Beleuchtung
Beleuchtung, die unter Treppenstufen montiert wird, gibt den Nutzer*innen Sicherheit und lässt die Stiege als Blickfang im Raum wirken.

Alle Möbel- und Einrichtungsgegenstände sind nur so schön, wie das Licht, das sie umgibt. Die Lichtfarbe und die Lichtintensität haben einen großen Einfluss darauf, wie die Produkte letztlich von den Betrachtenden wahrgenommen werden. Tischler*innen, die sich mit dem Thema Licht auseinandersetzten, haben somit einen großen Einfluss auf die Wirkung, die von den gefertigten Möbel und Einrichtungsgegenstände ausgeht. Das kann einen entscheidenden Einfluss im Angebots- bzw. Verkaufsprozess haben. So werden Kunden*innen bereits im Bereich von Lebensmitteln massiv mit durch Beleuchtung inszenierter Ware in Kaufstimmung versetzt. Fleischprodukte, Obst und Gemüse und vieles mehr werden in diversen Märkten so beleuchtet, dass sie für Käufer*innen besonders frisch und gesund aussehen. Dabei beeinflusst das Thema Licht den gesamten menschlichen Tagesablauf, vom morgendlichen Aufstehen bis zum abendlichen Zubettgehen. Gerade hier, bieten sich für Tischler*innen viele Möglichkeiten, die Produkte mit Wissen über das Thema Licht aufzuwerten und den Kundennutzen zu steigern.

Das Auge als Sensor

Das menschliche Auge ist ein Teil eines komplexen Systems. Verwoben mit einer Vielzahl von Nervenzellen, die wiederum mit Muskeln und Organen im Kontakt stehen und somit die körperlichen Prozesse rund um den menschlichen Tagesablauf steuern. Sogenannte Lichtwecker steigern langsam ihre Lichtintensität und beenden auf sanfte Art und Weise den menschlichen Schlaf auch ohne lärmende Geräusche. So kann man davon ausgehen, dass das Auge als Sinnesorgan sogar mit geschlossenen Augenlidern aktiv ist. Die moderne Forschung geht mittlerweile davon aus, dass die menschliche Haut beim Tragen einer Sonnenbrille weniger Eigenschutz gegen die schädlichen Bestandteile der UV-Strahlung bietet, als würde keine Brille getragen. Weiterhin ist seit Langem bekannt, dass blaues Licht die Aufmerksamkeit weckt. Nicht umsonst ist Blaulicht im Straßenverkehr ein weitverbreitetes Mittel, um besondere Achtsamkeit zu bewirken. Auch die Medien haben erkannt, dass dieses die Aufmerksamkeit steigert. Kaum ein Nachrichtenstudio, welches nicht mit in Blau gehaltenen Hintergründen arbeitet. So wird für die Zuschauer*innen unbemerkt die Bedeutsamkeit aktueller Nachrichten hervorgehoben. Mittlerweile ist aber auch bekannt, dass zu viel Blaulicht zu Schlafstörungen führen kann. Sogenannte Blaulichtfilter sind seit einigen Jahre bei vielen technischen Geräten optional in der Software hinterlegt und reduzieren den Anteil des Blaulichts. So soll die Beeinträchtigung der Produktion des Schlafhormons Melatonin in der Zirbeldrüse durch umgangen werden. Was hat das alles nun mit der Tischlerei zu tun? Tischler*innen können durch den Einsatz passender Lichtfarben und Szenen einen großen Einfluss auf den Wohlfühlfaktor der von ihnen angefertigten Einrichtung nehmen.

Veränderungen im Tagesverlauf

Gerade im Winter lässt sich erleben, wie sich die Farbstimmung des Sonnenlichtes im Tagesverlauf langsam verändert. Vom morgendlichen Sonnenaufgang bis zum abendlichen Sonnenuntergang bleibt in den Wintermonaten nur wenig Zeit. So ist auch der Blaulichtanteil, der in der Mittagszeit am höchsten ist, wesentlich geringer als im Sommer. Die sogenannte Frühjahrsmüdigkeit ist wohl eine unmittelbare Folge davon. Am Morgen und gegen Abend ist der Anteil von Rot- und Orangetönen hoch und nimmt mit zunehmender Sonneneinstrahlung ab. Jeder Hobbyfotograf weiß, dass Fotos die bei Sonnenauf- bzw. -untergang entstehen, eine ganz besondere Stimmung und Farbgebung haben.

Andere Räume, andere Farben

Jeder Raum eines Gebäudes hat seine bestimmte Funktion. So können Tisch­ler*innen gezielt Einfluss auf die Wirkung im Raum und auf die Nutzung nehmen. Nachdem die Wirkung von Blaulicht bekannt ist, wird nun niemand sein Schlafzimmer mit einer Beleuchtung mit einem hohen Blaulichtanteil ausstatten. Hier sollten vor allem Orangetöne in der Auswahl der Lichtfarbe vorherrschen. Werden Möbel zur Aufbewahrung von Kleidungstücken gewünscht, kann man in diesen Bereich mit einer zusätzlichen Beleuchtung mit mehr Weißanteilen arbeiten. Diese Zusatzbeleuchtung erleichtert das Bestücken der Möbel sowie das Auffinden von Kleidungstücken. Auch Badezimmer, die vor dem zu Bett gehen genutzt werden, sollten nicht allzu hell und mit einem hohem Weiß­lichtanteil beleuchtet sein. Damit im Bedarfsfall eine helle Ausleuchtung möglich ist, bieten unterschiedliche Möglichkeiten wie zu­schalt­bare Leuchten oder die Beleuchtung des Badezimmerspiegels an.
In einer Wohnküche wird aus Sicht der Beleuchtung unterschieden, ob der momentane Fokus auf das Wohnen oder das Kochen gelegt wird. Zum Kochen ist eine vollständige Ausleuchtung der Arbeitsfläche von Vorteil. Beim Essen sollte sich die Beleuchtung auf den Essbereich ausrichten. Ähnlich verhält es sich mit anderen Wohnbereichen. Werden Flure in den Abendstunden nur gelegentlich als Durchgang genutzt, ist eine Beleuchtung ohne große Lichtintensität ausreichend. Ist eine Garderobe vorhanden und der Vorraum wird zum An- und Ablegen von Kleidungstücken genutzt, ist in diesem Moment wesentlich mehr Licht erforderlich. Im Wohnzimmer ist die Situation ähnlich: Während der TV-Nutzung liegt der Fokus auf dem Bildschirm. Wird gelesen, liegt er auf der Schrift des jeweiligen Mediums. Soll der Raum jedoch gereinigt werden, muss er auch hierfür ausreichend ausgeleuchtet sein.

Breites Spektrum

Warmweiß, Kaltweiß oder Tageslichtweiß – welche Lichtfarbe ist geeignet? Grund­sätzlich wird bei dieser Einteilung davon ausgegangen, dass Warmweiß (Farblichttemperatur 2.700 Kelvin) den geringsten und Kaltweiß den höchsten Blaulichtanteil hat. Tageslichtweiß (3.500 Kelvin) hingegen ist genau dazwischen anzusiedeln und entspricht von seiner Wirkung dem des natürlichen Sonnenlichts.

Wirkung im Raum

Mit effektiv eingesetzter Beleuchtung lässt sich die Wahrnehmung eines Raumes gezielt verändern. Hier können Tisch­ler*innen durch in Wand- und Deckenverkleidungen integrierte Beleuchtungen auf die optische Wahrnehmung eines Raumes Einfluss nehmen. Wird zum Beispiel eine Wand indirekt angeleuchtet, rückt sie in der optischen Wahrnehmung von dem Betrachter weg, dadurch vergrößert sich scheinbar der Raum. Ähnlich verhält es sich mit indirekt angeleuchteten Decken. Eine indirekte Beleuchtung erzielt eine ganz ähnliche Wirkung wie die Farbgestaltung von Räumen. Dunkle Wände und Decken rücken optisch auf den Betrachter zu. Das heißt, die Räume wirken niedriger und kleiner.

Die im Bord integrierte Beleuchtung spiegelt sich in der Verglasung der Rückwand und kann im Rest des Raumes z.B. als Durchgangsbeleuchtung genutzt werden.
Die im Bord integrierte Beleuchtung spiegelt sich in der Verglasung der Rückwand und kann im Rest des Raumes z.B. als Durchgangsbeleuchtung genutzt werden.

Die Platzierung des Lichtes unte dem Möbel
Die Platzierung ist ausschlaggebend für eine blendfreie Beleuchtung, z. B. unter Hängeschränken oder in Kleiderkästen.

Wirkung im Möbel

Mittlerweile ist Licht ein funktionales Mittel, um den Gebrauchswert eines Möbels aufzuwerten. Niemand, der einen beleuchteten Kleiderschrank hat, wird auf diesen Mehrwert zukünftig verzichten wollen. Hier gilt es, die passende Lichtfarbe einzusetzen. Entspricht diese dem Tageslicht, werden die Farben der Kleidungstücke so wiedergegeben, wie sie im natürlichen Licht erscheinen. Beleuchtete Vitrinen und Möbelteile dienen dazu, besondere Akzente zu setzten. Zum einem lenken sie den Blick auf bestimmte Bereiche eine Möbels, zum anderen entsteht durch eine integrierte Beleuchtung eine besondere und harmonische Lichtstimmung. So ist ein gewisser Wohlfühlfaktor durch ein Zusammenspiel der Beleuchtung des Raumes mit der Beleuchtung des Möbels gegeben. Dies kann durch eine konventionelle Lösung „von der Stange“ kaum umgesetzt werden. Beleuchtet man zum Beispiel eine Küche, kann Licht unterhalb der Arbeitsplatte den Einblick in Auszüge und Unterschränke erleichtern. Beleuchtet man hingegen den Sockel, wird jeder am Boden liegende Krümel sofort sichtbar. Hier gilt es, entsprechend zu informieren und zu beraten.

küchenmöbel beleuchtet
Modern und optimal ausgeleuchtet: In dieser Küche wird in Sachen Beleuchtung nichts dem Zufall überlassen.

LED Lichtleiste
Indirekte LED-Beleuchtungen sind inklusive passender Schienen und Abdeckungen erhältlich

Holz und Licht

Holz und Licht ist eine sehr gute Kombination, allerdings sind einige Punkte zu beachten. Egal ob Lichtquellen in der Decke, an der Wand oder im und am Möbel verbaut werden, muss die entstehende Wärme abgeleitet und eine Brandgefahr eingegrenzt werden. Denn – Licht bedeutet auch Wärme. Dies gilt es bei der Planung zu berücksichtigen – auch wenn moderne LED-Leuchten nicht mehr so viel Wärme freisetzen wie eine „alte“ Glühbirne. Die eingeschaltete Beleuchtung kann über Nacht vergessen werden, oder ein Schalter versagt. Auch in solchen Fällen darf die die Wärmeentwicklung nicht zu einem Brand führen. Weiterhin ist zu beachten, dass Kleidungsstücke oder Ähnliches nicht in unmittelbaren Kontakt mit den Leuchtmitteln kommen. Besonders bei Einbaustrahlern gilt es, jeden Hinweis auf den Abstand einzuhalten. Bei der Verwendung von LED-Streifen sollten entsprechende Aluminiumschienensysteme zum Einsatz kommen. Diese Schienen dienen gleichzeitig als Kühlkörper für die entstehende Wärme. Weiterhin decken sie die Leuchtmittel ab, sodass ein direkter Kontakt mit diesem vermieden wird.
Da ein ungeplanter Lichtaustritt das Gesamtbild eines Möbels empfindlich stört, ist bei der Konstruktion auf das Vermeiden von Fugen und Spalten zu achten. Holz und Holzwerkstoffe sind hygroskopische Werkstoffe, die gerade unter Wärmeeinfluss schwinden können. Beleuchtung und Wärme gehen einher und können ein Möbelstück, eine Verkleidung oder ähnliches auf- aber auch abwerten.

Die Beleuchtung unter dem Hängeschrank wurde in die Wandkonstruktion eingearbeitet. So kann das Licht gleichzeitig beim Arbeiten in der Küche und im benachbarten Bad genutzt werden.
Die Beleuchtung unter dem Hängeschrank wurde in die Wandkonstruktion eingearbeitet. So kann das Licht gleichzeitig beim Arbeiten in der Küche und im benachbarten Bad genutzt werden.

Smart geregelt

Ist der Einbau eines Smart Home Systems angedacht, können diverse Beleuchtungsszenarien wie z. B. Schlafen(gehen), Fernsehen, Lesen, Kochen oder Reinigen an die individuellen Wünsche der Kun­den*innen angepasst und in einer App hinterlegt werden. Hier ist jedoch ein gewisses Maß an Planung erforderlich, damit die gewünschten Lichtfarben und Intensitäten in das Smart Home System eingebunden werden können.

smarte Beleuchtung
Smart geregelt: Über Lichtszenen lassen sich die einzelnen Beleuchtungen indviduell ansteuern.

Das Fazit

Licht und Holz sind zwei Elemente, die gut miteinander harmonieren. Wichtig ist, die richtige Lichtfarbe auszuwählen, damit das Erscheinungsbild der Arbeit dem entspricht, was Kundinnen und Kunden erwartet. Kombiniert mit Fachwissen über Licht, Beleuchtung und den Werkstoff Holz, kann daraus ein großer Vorteil entstehen.

Branchen
Tischlerei