Zutrittstechnik

Smarte Schlüssel


Sicherheit
15.11.2022

Die aktuell spannende Frage in der Schließ- und Zutrittstechnik lautet: Kann das Smartphone andere Schlüsselvarianten ablösen? Wir geben Ihnen einen Überblick.
Ein weißes Smartphone mit einer Key-App wird bedient
Mit einer Key-App werden übersichtlich die Zutrittsrechte verwaltet.

Jeder besitzt heute ein eigenes Smartphone, manche noch ein zweites Firmenhandy. Ob zuhause, im Büro oder unterwegs – das Smartphone ist immer dabei und kann neben dem Telefonieren heute bereits viele multifunktionale Aufgaben über- nehmen: Als einzelnes "mobile device" zum Diktieren, Lesen, Spielen, Navigieren (GPS), Streamen (Musik, Videos) und fast schon standardmäßig auch für sicherheitskritische Anwendungen wie Bankgeschäfte oder zum Bezahlen per Funk mit Bluetooth und NCF (Near Field Communication). Diese beiden Technologien ermöglichen es auch, das Handy für den "Mobile Access", also die smarte Zutrittskontrolle, in Verbindung mit einer Key-App zu nutzen.

Mobiler Schlüssel

Wir geben nachfolgend einen Überblick zum "Smartphone als digitaler Schlüssel": Eine Bewertung geben wir hier nicht ab, sondern zeigen die Meinungen und Möglichkeiten aus Sicht der Experten sowie renommierten Hersteller auf. Denn schließlich muss jeder für sich entscheiden, ob der virtuelle Schlüssel für die persönliche Zutrittslösung infrage kommt.

Darüber, wohin die technologische Reise geht, ist sich die Branche auch nicht ganz einig: Heißt der ultimative digitale Schlüssel zukünftig Biometrie (Fingerabdruck, Augen-Scanner, FaceID), PIN- Code, RFID-Karte oder eben Smartphone mit Key-App? Eine komplexe Frage, die es nachfolgend zu beleuchten gilt. Fest steht: Das Smartphone als Türöffner ist heute bereits eine flexible, transparente und sichere Variante. Die Vergabe und Verwaltung von virtuellen Schlüsseln als Zugriffsberechtigung recht einfach und auch ortsunabhängig jederzeit möglich.

Digitaler Schlüssel auf dem Vormarsch?

Wie weit ist Mobile Access mit dem Smartphone denn schon in den Alltag vorgedrungen? Im eigenen Wohn- und Hausbereich vertraut man eher noch nicht so recht darauf. Anders sieht es da bei gewerblichen und öffentlichen Anwendern aus wie Banken, Hotels oder Sport- und Wellnesseinrichtungen. Hier wird teilweise schon länger der Zutritt per Smartphone angeboten, um sich an- und abzumelden oder eine Tür berührungslos zu öffnen.

Sofort einchecken

Eine entsprechende Lösung bietet etwa der Sicherheits-Technik-Hersteller Abus mit Abus Security. Das Unternehmen fokussiert sich speziell auf elektronische Schließsysteme kleiner und mittlerer Firmen sowie Privatanwender. Bei dem Hersteller ist man davon überzeugt, "dass es klassische Zutrittskarten noch lange geben wird. Vergleichen wir es mit dem mechanischen Schlüssel, diesem wurde bereits vor Jahren das Ende angekündigt, das ist bislang nicht eingetroffen. Es gibt Nutzer, die ein Smartphone nutzen möchten, andere bevorzugen einen Transponder oder kombinieren beide Zutrittsmedien. Die Vorteile des Smartphones empfehlen sich etwa überall dort, wo eine hohe Flexibilität gefragt ist und viele wechselnde Nutzer Zutritt benötigen. Und der Zutritt per Smartphone eine merkliche Kosten- und Zeitersparnis bringt. Zum Beispiel bei der Vermietung von Immobilien oder dem temporären Zutritt für mehrere Servicetechniker an dezentralen Standorten. Auch bei Hotels, wo man online per App ein Zimmer reserviert und dann ohne langes Warten an der Rezeption direkt mit dem Smartphone ,einchecken‘ möchte."

Evva Airkey Symbolbild
Neben dem Smartphone können auch Schlüsselanhänger, Kombi-Armband, Kombischlüssel oder Karten als Zutrittsmedium verwendet werden.

Schnell und flexibel

Beim Hersteller Dormakaba "haben Zutrittskarten, RFID-Tags als Schlüsselanhänger oder mechanische Schlüssel mit integriertem RIFD-Chip je nach Anwendung immer noch eine Daseinsberechtigung." Der große Vorteil des Smartphones als digitaler Schlüssel sei die schnelle, flexible Schlüsselübergabe. Der Erhalt eines digitalen Schlüssels wird inzwischen sehr oft nachgefragt. So können Kunden außerhalb der Öffnungszeiten die Eingangstüren zu einem Selbstbedienungsladen öffnen, ein Tor zum Tennisplatz genauso wie noch spätabends oder frühmorgens zum Arbeitsplatz oder CoWorking-Space. Vor Kurzem schlossen Dormakaba und Schüco eine strategische Partnerschaft, um gemeinsam zukünftig die Digitalisierung in der Zutrittskontrolle weiter voranzutreiben. Im ersten Schritt soll ein türintegriertes Zutrittsmanagementsystem für den privaten Wohnbereich sowie gewerbliche Anwender entwickelt werden.

Smartphone als virtueller Ausweis für den Zutritt. Die Kommunikation mit dem Lesegerät erfolgt über Bluetooth.
Smartphone als virtueller Ausweis für den Zutritt. Die Kommunikation mit dem Lesegerät erfolgt über Bluetooth.

Ausweis vergessen oder verloren

Seitens Interflex ist man der Ansicht, "dass der Einsatz des Smartphones als mobiler Ausweis durchaus attraktiv ist, die Vorteile liegen in der komfortablen Zutrittskontrolle". Die softwarebasierte Verwaltung von Zutrittsberechtigungen sei einfach und schnell, weil Rechte sofort vergeben und unmittelbar entzogen werden könnten. Ein weiterer Pluspunkt: Der mobile Ausweis muss nicht mehr beim Werkschutz abgeholt werden, er wird auf das Smartphone übertragen und bleibt für die vorgesehene Nutzungsdauer gespeichert. "Mitarbeiter haben ihr Smartphone immer dabei, der klassische Ausweis wird oft vergessen oder verloren. Werksbesucher geben bei Verlassen des Gebäudes den Ausweis oft nicht ab." Das würde in der Menge gesehen viel Zeit und Geld kosten, um diese Ausweise zu ersetzen. "Eine mobile Ausweislösung sollte man auch hinsichtlich der Sicherheit gut durchdenken."

Viele Mobile Acces Projekte

Bei Salto sieht man vor allem drei Szenarien, in denen in Smartphones gespeicherte digitale Schlüssel ihre Vorteile ausspielen: Erstens, wenn sich Zutrittsrechte oft ändern, also eine hohe Flexibilität bei der Ausgabe und beim Empfang von Zutrittsrechten gefordert ist. Etwa bei Personen aus Technikabteilungen, die viel unterwegs sind. Hier bringt der Mobile Access eine spürbare Steigerung der Produktivität. Zweitens, wenn die Nutzer jünger oder sehr technikaffin sind, "etwa in Co-Working-Spaces, hier dient der flexible Mobile Access auch als Ausdruck einer modernen, userfreundlichen Arbeitsumgebung". Und drittens, wenn sich signifikante Vorteile für Nutzer ergeben, wie in Hotels, um einem Gast flexible Ankunftszeiten zu ermöglichen, ohne an der Rezeption lange warten zu müssen. Im Hotelsektor würde bereits fast jedes neue Projekt mit Mobile Access ausgeschrieben. Und auch bei öffentlichen Einrichtungen biete man es zunehmend den Bauträgern als Option an. Zu den generellen Vorteilen von Mobile Access zählen die komplette Ortsunabhängigkeit für die Ausgabe und den Empfang von Zutrittsrechten, eine Online-Zutrittskontrolle, da die "digitalen Schlüssel in Echtzeit vergeben, geändert und entzogen werden können".

Eine Frage der Anwendung

Eine Tür wird mit einem Smartphone entsperrt
Die App kann mehrere mobile Schlüssel für unterschiedliche Türen speichern.

Bei SimonsVoss haben die etablierten Zutrittskarten oder Schlüsselanhänger noch nicht ausgedient, denn sie wären etwa bei einem klar definierten Benutzerkreis ein einfaches, kosteneffizientes Identifikationsmedium. Gerade wenn viele kontrollierte Türen zu begehen sind, wären diese Medien klar im Vorteil und eine Alternative zum Hantieren mit einem Smartphone. Dennoch orte man in Zukunft "viele Fälle, die sich mit einem Smartphone-Schlüssel besser lösen lassen". Es käme demnach eben auch auf die individuellen Interessen der Nutzer an und nicht immer nur auf die Kosten. So wäre ein Servicetechniker, der an verschiedenen Standorten bei unterschiedlichen Kunden eingesetzt wird und dort immer nur wenige Türen begeht, ein idealer Nutzer von einem Smartphone unterstützten System. Arbeitet ein Mitarbeiter hauptsächlich nur an einem Standort, mit Berechtigungen für viele Türen, wären klassische Zutrittskarten oder Schlüsselanhänger sicherlich die sinnvollere Lösung. "Die bislang gemachten Erfahrungen zeigen, dass der Nutzer die jeweilige Lösung grundsätzlich nur dann akzeptiert, wenn er darin einen klaren persönlichen Vorteil erkennt."

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