Managen von Bauprojekten

Von Potenzialen und Lösungen

digitales Planen
22.09.2023

Digitale Technologien sind vielfältig einsetzbar geworden. Aktuell revolutionieren sie das Management von Bauprojekten. Doch dabei gibt es einiges zu beachten.
digitales Planen bei Bauprojekten

Digitalisierung ist unverzichtbar. Das gilt auch in der Baubranche. Da Planende und Projektleitende schon seit längerem ihr Portfolio an innovativen Technologien erweitern, verfügen sie über einen Vorteil. Dass die Stadt Wien mit dem Projekt BRISE vorangeht und Bauvorhaben digital be­­vorzugt behandelt, wird weitere Auswirkungen auf die Entwicklung der Digitalisierung in der Branche haben.

Ist-Zustand der Digitalisierung

In der jüngsten Studie „Die Bauindustrie in anspruchsvollen Zeiten“ beschreibt Price Waterhouse Coopers (PWC) den Ist-Zustand der Branche – vor allem in Deutschland, aber auch übertragen auf die heimischen Verhältnisse. Darin bestätigt sich der Vorsprung der Planer, die in Simulations- und Visualisierungstechnik sowie in BIM die größten Potenziale sehen (88 bzw. 79 Prozent). Allerdings erkennen die Unternehmen bei sich selbst noch Schwächen, denn die eigenen Fähigkeiten in der Umsetzung wurden mit gerade 36 (Simulation) respektive 25 Prozent (BIM) angegeben.
Bei den Lösungen im Bauprojekt-Management ist es noch schwieriger. Zwar sehen sich die Unternehmen, was Cloud-Lösungen angeht, bereits gut aufgestellt, Echtzeit-Reporting oder gar IoT-Lösungen (IoT – Internet of Things) auf der Baustelle zeigen jedoch große Mängel. Während das Potenzial bei Echtzeit-Reporting bei 70 Prozent gesehen wird, schätzt man die eigenen Fähigkeiten hierbei auf 21 Prozent. Bei IoT-Lösungen ist der Gap mit 61 Prozent Potenzial und 16 Prozent attestierten eigenen Fähigkeiten noch dramatischer. Für diese Einschätzungen gibt es Gründe. Nicht nur dass 60 Prozent der Unternehmen die Anwendung digitaler Lösungen als ausbaufähig erachten, nennen 91 Prozent der Unternehmen den Fachkräftemangel als größtes Problem bei der Einführung und Integration von Technologien im eigenen Unternehmen. Die Schlussfolgerung: Ein Gutteil der Unternehmen traut es sich laut der Studie selbst nicht zu, ohne neue Kompetenzen durch geschulte Mitarbeiter digitale Technologien in ihre Arbeitsabläufe einzuführen.

Individualisierte Ishap-Software- ­Lösungen für Bauprojektplanung
Die individualisierten Ishap-Software- ­Lösungen bieten ­umfassende Dokumentations­möglichkeiten.

Tools für alle Bedürfnisse

Wenn Bauleitende morgens den Computer einschalten, dann sollte schnell ersichtlich sein, wie viele Mitarbeitende zur Verfügung stehen, ob es Krankenstände gibt, ob die zum Einsatz kommenden Baumaschinen alle in Ordnung sind oder ob eventuell Reparaturen zu erwarten sind, welche und wie viele Entscheidungen anstehen, ob Lieferungen geplant sind und ob diese zeitgerecht kommen werden, ob Fristen auslaufen und, wenn ja, welche. Mittlerweile gibt es eine Fülle an Apps und Softwarelösungen, die sowohl die Dokumentation und das Mängelmanagement erleichtern als auch eine massive Zeitersparnis bedeuten. Insbesondere in der Nachbearbeitung. So bieten die diversen Anbieter nicht nur Tools für Planung und Baustellenmanagement an, sondern auch Lösungen für Zeiterfassung, Aufmaß, Baudokumentation, Personaldokumentation, Bescheide- bzw. Plänesammlung, Beweissicherung u. v. a. m.
„Wir sehen uns in dem Digitalisierungsprozess als Dienstleister, der Bauunternehmen bei diesem Schritt effizient unterstützt und begleitet“, beschreibt Jan Hehenberger, Geschäftsführer von ISHAP, seine Situation als Softwareentwickler. „Dafür haben wir intelligente und nachhaltige Lösungen entwickelt, die keine Zusatzaufwände bedeuten, sondern Zeit und Kosten sparen und auch das Haftungsrisiko minimieren.“
Viele Hersteller bieten dabei entweder Baustein- bzw. Modulsysteme an, einige auch Volllizenzen der gesamten Software mit der Möglichkeit, passende Zusatzlizenzen zu erwerben. Bei den Bausteinsystemen setzen die Hersteller auf intensive Beratung, um den jeweiligen Unternehmen genau die Lösung anbieten zu können, die sie für ihre Projekte und ihren Workflow benötigen. „Unser Ziel ist“, so Hehenberger, „dass unsere Kunden eine administrative Erleichterung verspüren und sich mehr auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können.“

Beachtenswerte Unterschiede  

Allerdings gibt es einige Kriterien, die eine gute Lösung für das Management von Baustellen und -projekten aufweisen sollte. Jede Software bzw. App sollte einige der folgenden sieben Kriterien besitzen: 1) Vernetzbarkeit/Netzwerk; 2) Geschwindigkeit; 3) Aktualität und Verlauf; 4) Plattform: Zugriff und Bearbeitbarkeit ist mehreren Nutzern möglich; 5) Anzahl der Funktionen; 6) Dashboard-Qualität; 7) leichte Handhabbarkeit.

Vernetzbarkeit mit vielen Endgeräten
Ein Kriterium für ein gutes Tool ist die Vernetzbarkeit mit möglichst vielen Endgeräten.

Vernetzbarkeit ist essenziell, denn damit werden alle Beteiligten sofort über Fortschritte, Mängel, Aufgabenstand, Beauftragung von Professionisten usw. informiert. Das gilt für das Zusammenspiel mehrerer Module als Netzwerk, sodass mehrere Bausteine oder Softwares kombinierbar sind, aber auch für die Funktion als Plattform. Die Kommunikation passiert schneller und erreicht alle Beteiligten in Echtzeit.
„Die Anwendung ermöglicht allen Beteiligten den Zugriff auf die erforderlichen Daten für einen ungehinderten Datenaustausch ohne Medienbrüche“, beschreibt Kay Reichert, Head of Core Marketing bei Nevaris, die Vorzüge der neuen Success-X-Software. „Durchgängige Prozesse über den gesamten Lebenszyklus eines Bauprojekts sorgen für mehr Effizienz und Transparenz.“
Als Plattform können laut den Erfahrungswerten einiger Hersteller bis zu neun Arbeitsstunden pro Woche und pro User in der Nachbearbeitung eingespart werden – über die gesamte Projektdauer betrachtet ein enormes Potenzial.
So berechnet Capmo auf der Homepage das Einsparungspotenzial je nach Unternehmensart, Mitarbeiterzahl und jährlichen Bauvolumen. So kann ein Generalunternehmer mit 50 Mitarbeitenden und einem jährlichen Bauvolumen von 25 Millionen Euro eine Gesamtersparnis im ersten Jahr von 812.500 Euro und 250 freigewordenen Wochenarbeitsstunden lukrieren.

Bauprojekte-Software Success X von Nevaris GmbH
Bauprojekte können mit Success X präzis gesteuert, Prozesse optimiert, Ressourcen geschont und Kosten gesenkt werden.

Geschwindigkeit ist die Voraussetzung für die sichere und einfache Abwicklung zahlreicher Prozesse vor allem im Baustellenmanagement. Nur wenn die großen Datenmengen entsprechend schnell gespeichert und im System verarbeitet werden können – z. B. Fotos von Mängeln im Bauplan, verbunden mit der Aufgabenliste (To-do-Liste) –, bringen App bzw. Software nicht nur die entsprechende Verbesserung. Ebenso wird nachträglich eine umfassende Dokumentation des Verlaufs bzw. der präzise durchgeführten Arbeiten ermöglicht. Ein wichtiger Aspekt z. B. bei Rechtsstreitigkeiten. Das gilt weiters für die Aktualität der Bauarbeiten sowie für die Dokumentation ihres Verlaufs. Je größer die Anzahl der Funktionen ist, desto mehr Umsetzungsmöglichkeiten bieten sich an. Viele Hersteller haben hierbei auf die Möglichkeit gesetzt, mittels Modulsystems einerseits wichtige Funktionen vorauszuwählen und bei den jeweiligen Funktionen noch mehr in die Tiefe zu gehen. Z. B. mit grafischen Effekten, entweder um Mängelstellen in Fotos einzuzeichnen (z. B. Modocu) oder um diese in den Plänen mittels Standortpfeilen festzuhalten (z. B. Capmo oder Planradar).
Je mehr Funktionen jedoch im Einsatz sind, desto größer wird die Bedeutung des Dashboards. Je klarer die Übersichtlichkeit der einzelnen Vorgänge und Veränderungen ist, desto schneller können die Zusammenhänge erkannt und wichtige Entscheidungen getroffen werden. Und eine eindeutige Menüführung hilft bei der intuitiven Verständlichkeit in der Handhabung.

Digitale Zukunft

Von Studien einmal abgesehen: Die stetig steigende Zahl der Unternehmen, die digitale Lösungen in ihre Arbeitsabläufe integrieren, spricht für eine digitale Zukunft. Oder wie es Jan Hehenberger, Geschäftsführer von ISHAP, formuliert: „Die Digitalisierung passiert sowieso – in allen Branchen.“ Viele Bauunternehmen wachsen daran.

Software für Prozesse von Bauunternehmen
Monika Ilg
Monika Ilg vom Wiener Software-Unternehmen ib-data will die Prozesse für Bauunternehmen ­vereinfachen und  optimieren.

„Es reicht nicht, ein ­Softwaretool zur Verfügung zu stellen“

Das Wiener Software-Unternehmen ib-data will helfen, die Prozesse für Bauunternehmen zu ­vereinfachen und zu optimieren. Ein Gespräch mit Geschäftsführerin Monika Ilg.

Wie tiefgehend ist die Veränderung bzw. Auswirkung für Bauunternehmen beim Umstieg von traditioneller Planung und Baustellenmanagement zu digitaler Abwicklung?
Monika Ilg: Die Möglichkeit, Prozesse von der Ausschreibung über die Angebotslegung bis zur Abrechnung zu digitalisieren, gibt es seit den 80er-Jahren und wird auch von vielen Unternehmen eingesetzt. Dennoch ist das heutzutage für viele Betriebe eine separate Anwendung, die in den Unternehmensprozess kaum integriert ist. Einzelne vorhandene Arbeitsschritte zusammenzuführen stellt die eigentliche Herausforderung dar.

Können Sie uns ein Beispiel nennen?
Oft gibt es in Bauunternehmen schon gute Digitalisierungsansätze, die Mög­lichkeit, Informationen aus dem CAD-Modell direkt zu übernehmen und für andere Anwendungen, zum Beispiel für die Abrechnung, zu verwenden, wird aber noch viel zu wenig genutzt. Hier wollen wir mit unserer ABK-Bausoftware ein kompetenter Ansprechpartner für unsere Kunden sein.

Wie hilft die Software dem Bauunternehmer?
Ausgehend von der klassischen Ausschreibungs-Software, fokussieren wir die Entwicklung von ABK auf den digitalen Austausch über Schnittstellen und Standards, wodurch wir laufend den Datenfluss innerhalb des Unternehmens und zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer verbessern. Unsere Kernkompetenz liegt darin, aus der Planung, egal ob 2D oder 3D, ein konkretes Bauvorhaben zu machen. Wir übersetzen die Sprache der Planung in die Ausführung. Hier geht es um Prozesse, die neu sind und begleitet werden müssen. Es reicht nicht, ein Softwaretool zur Verfügung zu stellen.

Wie wichtig ist die Beratung im Verkauf und die Schulung für die optimale Anwendung?
Eine kompetente Beratung ist das Um und Auf! Mit unserer Software werden interne und unternehmens­übergreifende Prozesse optimiert. Wir besprechen immer gemeinsam mit den Kunden die Möglichkeiten und Varianten, damit die beste Lösung gefunden wird. Daher verkaufen wir nicht einfach ein Gesamtpaket, sondern ein auf die Bedürfnisse der Kunden abgestimmtes Individualpaket. Deshalb ist es für uns vorab wichtig zu wissen: Wozu braucht der Anwender die Software, und welche Funktionen soll sie erfüllen?

Wie kann man das gewährleisten?
Um sicherzustellen, dass unsere Software letztendlich die beste Lösung für den Anwender bedeutet, setzen wir auf persönliche Beratung, Software-Schulungen und Kundensupport. Wir begleiten unsere Anwender nicht nur bei der Kaufentscheidung, sondern auch bei der täglichen Anwendung durch unseren fachkundigen Support!

Branchen
Bau