Türen in Feuchträumen
Zimmertür trifft Feuchtigkeit
So unterschiedlich wie die Gebäude, in denen Türen montiert werden, so unterschiedlich sind auch die Ansprüche an diese. Ob im Neubau oder bei der Renovierung, ob in Privat- oder Funktionsgebäuden – im Kontakt mit Feuchtigkeit können Standardtüren schnell an ihre Belastungsgrenze kommen. Denn die für die Fertigung eingesetzten Materialien sind nicht für den Einsatz in Feuchträumen ausgelegt. Die Übersicht zeigt Lösungen auf, die für die Beratung von Kund*innen, aber auch während der Montage auf der Baustelle hilfreich sind.
Was ist ein Nassraum?
Wo beginnt und wo endet ein Nassbereich? Wie viel Feuchtigkeit kann als „normal“ angesehen werden? Leider gibt es hierfür keine genaue Regelung. So besteht ein relativ großer Ermessensspielraum, der in einer Beratung ganz nach den jeweiligen Ansprüchen interpretiert werden kann. Wird eine hochwertige oder eher ein preiswerte Lösung gesucht? Handelt es sich um private oder öffentliche Auftraggeber*innen? Die alles entscheidende Frage ist: „Mit wie viel Feuchtigkeit ist über den Nutzungszyklus tatsächlich zu rechnen?“ Handelt es sich um Sanitärräume, ein Badezimmer oder soll der Raum, in dem sich ein Schwimmbecken befindet, durch eine Tür abgetrennt werden?
Eine Frage der Beanspruchung
Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass die Beanspruchung bei einer öffentlichen Nutzung und auch bei einem Mietobjekt wesentlich höher ist als bei einer privaten Nutzung durch die Bauherren selbst. Einerseits sind die Reinigungsintervalle von öffentlichen Gebäuden mit einer entsprechenden Nutzungsfrequenz ganz andere als bei einem Objekt mit Eigennutzung. Andererseits kann davon ausgegangen werden, dass die Bewohner*innen bzw. Nutzer*innen von Mietobjekten nicht ganz so sensibel mit dem Thema Feuchtigkeit umgehen. Sind private Auftraggeber*innen erst einmal durch eine entsprechende Beratung informiert, ist davon auszugehen, dass sie ihr Nutzerverhalten an auftretende Feuchtigkeit anpassen und entsprechend reagieren. Ein weiterer zu beachtender Punkt ist auftretende Baufeuchtigkeit. Handelt es sich bei dem Gebäude um einen Neubau oder ein Bestandsgebäude? Zeigen sich beim Aufmaß im Altbau Hinweise auf gelegentlich eindringende Feuchtigkeit? Oder ist der Zustand des Neubaus so, dass Wände und Böden noch merklich viel Baufeuchte abgeben? Hier sollte genau hingeschaut und entsprechende Maßnahmen wie eine Bautrocknung eingeleitet werden.
Angriffspunkt Türzarge
Je nach Material der Türzarge bzw. des Türrahmens gibt es unterschiedliche Hinweise auf den Kontakt mit Feuchtigkeit. Zeigen sich an verbauten Massivholzzargen Faulstellen, Risse oder Verfärbungen im Bodenbereich? Sind Rahmen oder Zargenteile aus Holzwerkstoffen im Bodenbereich brüchig, stark aufgequollen, verfärbt und die Oberfläche eingerissen? Oder blättert der Anstrich von Stahlzargen im Bereich des Fußbodens ab und es zeigen sich Roststellen? All das sind unmittelbare Hinweise auf vorhandene und eindringende Feuchtigkeit, ebenso wie Rostbildung auf Beschlägen oder Beschlagsteilen. Auch Feuchtigkeit, die in Form von Wasserdampf, wie sie beim Kochen oder beim Duschen in der Raumluft vorkommt, kann Einfluss auf die Beständigkeit von Innentüren nehmen und langfristig zu Schäden führen.
Bewusste Materialwahl
Jedes Objekt, jede/jeder Kund*in hat ein eigenes Nutzungsverhalten. Auf dieses abgestimmt, kann man während einer Beratung unterschiedliche Materialien für die Zarge oder den Rahmen vorschlagen. Diese werden von den Herstellern mit unterschiedlichen Beständigkeiten gegen Feuchtigkeit angeboten. Aber auch Rahmen und Zargen aus Aluminium, Edelstahl oder Stahl sind erhältlich und bieten je nach Material eine entsprechende Resistenz gegen Feuchtigkeit. Ähnlich wie die meisten industriell gefertigten Standard-Zimmertürzargen sind diese auch mit einer steckbaren Bekleidung, Seitenteil, Oberlicht in gefalzter oder stumpf einschlagender Ausführung erhältlich. Mittlerweile sind Stahl- und Aluminiumzargen in ähnlichen Bauweisen wie die standardisierten Zimmertürzargen erhältlich. Auch die Ausführung der Bandsysteme und Schließbleche sowie eventuell erforderliche Anbauteile wie Türschließer können vorgefertigt mitbestellt werden.
Beständige Montagemittel
Soll eine Tür in einem sensiblen Bereich montiert werden, gilt es, dem Anspruch entsprechende Montagemittel einzusetzen. Damit die Beschläge der im Feuchtraum montierten Tür langfristig funktionstüchtig bleiben, ist es erforderlich, auch hierauf das nötige Augenmerk zu legen. Sind im Lauf der Nutzung bereits Roststellen an Schloss-, Drücker- und Bandteilen entstanden, können diese im Reparaturfall den Sanierungsaufwand bzw. -umfang erheblich erhöhen. Sind beispielsweise die verbauten Bandspanner durch Rost unbrauchbar geworden, kann dieses einen Austausch der Zarge nach sich ziehen. Ähnlich verhält es sich mit Rost auf der Oberfläche von Beschlagteilen. Zeigen sich Schadstellen auf den Oberflächen einer Massivholztür, ist ebenfalls mit einem erhöhten Reparaturaufwand zu rechnen. Der Einsatz von Beschlägen aus Edelstahl ist in sensiblen Bereichen ratsam. Egal ob Bänder, Schlösser oder Drückergarnitur, sämtliche Zimmertürbeschläge sind in nichtrostenden Ausführungen auch für Panik- oder Feuerschutztüren erhältlich.
Türblätter für Feuchträume
Neben den Zargen und Rahmen der Feuchtraumtüren werden auch die Türblätter durch die Feuchtigkeit belastet. Tritt diese Belastung einseitig auf, kann es zum Verziehen des Türblattes kommen. Sind die Schmalflächen nicht fachgerecht versiegelt, kann das Türblatt aufquellen. Daher werden durch Feuchtigkeit belastete Türblätter mit einer sehr diffusionsbeständigen Oberflächenbeschichtung ausgestattet. Diese Beschichtung wird von den Herstellern, je nach Anspruch und Feuchtigkeitsbelastung im Bereich der Fälze und Schmalflächen, durch entsprechende Kantenmaterialien oder Vergussmasse verschlossen und versiegelt. Eine weitere Option können Ganzglastüren sein. Glas als Material ist relativ unempfindlich gegen Feuchtigkeit, neigt jedoch unter bestimmten Voraussetzungen zum Anlaufen und Beschlagen. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn auf der entgegengesetzten Seite niedrige Temperaturen vorherrschen. Eine VSG-Verglasung bietet Vorteile, da sie auch beschlagen blickdicht bleibt und die Innen- und Außenseiten des Türblattes durch die Folie thermisch voneinander getrennt sind.
Tipps aus der Praxis
Im dauerhaften Kontakt mit Feuchtigkeit können Schäden an Zimmertüren entstehen. Auf lange Sicht wird die Funktion beeinträchtigt und diese Bauelemente unbrauchbar. Daher gilt es, mögliche Schwachstellen von Anfang an zu beseitigen. Bei der Verwendung von Holz und Holzwerkstoffen ist eine entsprechende Fuge zwischen der Zarge und dem Bodenbelag einzukalkulieren. Wird diese fachgerecht mit einem Dichtstoff ausgefüllt, wird verhindert, dass Feuchtigkeit stirnseitig in das Material eindringt – somit wird die Sicherheit erhöht. Weiters gilt es auch, die vertikalen Anschlussfugen entsprechend abzudichten. Auch hier kann eindringende Feuchtigkeit Schäden verursachen. Mögliche Schnittkanten, wie sie durch erforderliche Passschnitte z. B. beim Kürzen eines Türblattes während der Montage durchaus erforderlich sein können, gilt es entsprechend zu versiegeln. Nur so kann vermieden werden, dass Türblätter im Bereich von Schnittkanten relativ schnell Feuchtigkeit aufnehmen. Außerdem müssen die Spaltmaße unter dem Türblatt eingehalten werden. Bei einem schleifenden Türblatt kann Abrieb entstehen, der die Kantenversiegelung beschädigt. Die nicht vorhandene Fuge führt zu einer Kapillarwirkung, die Feuchtigkeit aufsteigen lässt. Diese wird durch die hygroskopischen Eigenschaften des Werkstoffes schnell aufgenommen. Stahlzargen sollten vor der Montage auf eine intakte Oberflächengrundierung überprüft werden. Beschädigungen der Oberfläche könnten ein Einfallstor für Rost sein und somit langfristige Schäden nach sich ziehen.
Das Fazit
Die Auswahl und Montage von Zimmertüren in kritischen Bereichen wie in Feuchträumen erfordern eine besondere Vorgehensweise. Diese beginnt bereits im Moment der Planung. Hier müssen die richtigen Auswahlkriterien mit den Anforderungen an das Bauelement abgeglichen werden. Zusätzlich gilt es, die Nutzer*innen entsprechend zu beraten, zu sensibilisieren und wenn möglich in den Entscheidungsprozess mit einzubinden. Werden während der Montage alle Anschluss- und Abdichtarbeiten solide ausgeführt und die angedachten Anforderungen eingehalten, steht einer langjährigen einwandfreien Funktionstüchtigkeit der Zimmertür nichts mehr im Wege.