Ausstellung: Zur Landschaft
Seit dem frühen 16. Jahrhundert spielen Landschaftsdarstellungen spielen in der bildenden Kunst des Abendlandes eine nicht unerhebliche Rolle. Damals vollzog sich die Entwicklung vom begleitenden Stimmungsträger auf Historienbildern und Porträts zur eigenständigen Gattung, die fortan gemeinsam mit dem Stillleben dem „genus humile“ zugeordnet wurde. Detailreiche Schilderungen exotischer oder vertrauter Gefilde – seien diese nun erfunden oder tatsächlich erlebt – sollten vor allem Emotionen beim Betrachtern auslösen. Aber auch zeitgenössische Kunstwerke beschreiben Orte des Erhabenen und der Schönheit, der Stille und Beschaulichkeit, vermitteln die Dramatik einer ungezähmten Wildnis, die es heutzutage vor Industrialisierung und Massentourismus zu bewahren gilt, oder zeigen ganz einfach Gegend – als positives oder kritisches Statement zum vorgefundenen Status quo.
Interpretationsmöglichkeiten
Auf eine der vielen Interpretationsmöglichkeiten des Themas spielt bereits der Titel der Ausstellung an: die Landschaft als realer und imaginärer Zufluchtsort. Gemälde, Zeichnungen und Fotografien verlocken und verführen je nach Sujet dazu, sich aus dem momentanen „Hier und Jetzt“ zumindest temporär davonzustehlen, wiedererkannte Plätze zu genießend und in schönen oder wehmütigen Erinnerungen zu schwelgen, oder sich ganz der Kontemplation hinzugeben; Auch Sehnsüchte nach fernen, noch nie gesehenen Landstrichen können geweckt werden.
Arkadien oder Urlaubsdestination?
Das Landschaftsbild vermag es, uns in unterschiedlichste Stimmungen zu versetzen. Angesichts sturmgepeitschter Küsten und aufziehender Gewitterfronten, die Unheil verkündend über einsamen Berggipfeln dräuen, empfinden wir den Schauer vor der Bedrohung durch unkontrollierbare Naturgewalten oder Zorn über die kurzsichtige Ausbeutung und Verschandelung der Umwelt. Neben diesen Versuchen, die Gesellschaft durch Erschütterung zu läutern, übernehmen auch Darstellungen ländlicher Idylle eine erzieherische Aufgabe, indem sie beharrlich Ästhetik und Schönheit als wesentliche kulturelle Werte thematisieren und vor Augen führen.
Abwechslungsreiches Spektrum
„Land(e)scapes“ bietet ein ebenso breites wie stilistisch abwechslungsreiches Spektrum österreichischer Gegenwartskunst. Die Ausstellung vereint quer durch die künstlerischen Medien Beiträge bekannter ebenso wie noch unentdeckter Künstler in einer visuell-assoziativen Gegenüberstellung, die dazu animieren möchte, formale Ähnlichkeiten aufzuspüren und Bezüge zwischen den Arbeiten herzustellen. Die überwiegend gegenständliche Bildwelt ergänzen abstrakte Positionen, die anregen Verbindungen zur „realistischen“ Nachbarschaft zu knüpfen und so neue Facetten eines bislang gemiedenen Terrains zu erkunden. Fragen zu Komposition, Kolorit, Textur und einer originellen, unverwechselbaren Handschrift werden aufgeworfen, um daran jene Eigenschaften zu messen, die letztlich die Qualität eines Kunstwerks ausmachen. „Die Ausstellung versteht sich als Plädoyer im zeitgenössischen Diskurs das Verhältnis von Form und Inhalt wieder zurecht zu rücken, denn selbst wenn es sich bei einem Kunstwerk um eine Gestalt gewordene Idee handelt, tritt uns diese zu allererst als visuell erfahrbares Phänomen entgegen“, formuliert die Kuratorin Andrea Jünger.
Arbeiten folgender Künstler sind vertreten:
Malerei/Grafik: Christy Astuy, Franz Beer, Michael Blank, Erwin Bohatsch, Jenny Feldmann, Karin Ferrari, Jakob Gasteiger, Rudolf Goessl, Ilse Haider, Leo Hainzl, Peter Hauenschild, Christian Hutzinger, Josef Kern, Elke Silvia Krystufek, Alois Mosbacher, Gerald Obersteiner, Karin Pliem, Martin Pohl, Hubert Roithner, Elisabeth von Samsonow, Robert Scheifler, Gabriele Schöne, Karl-Heinz Ströhle, Alois Tösch, Anton Wichtl, Klaus Dieter Zimmer
Fotografie/Video: Casaluce/Geiger, Martin Eiter, Heidi Harsieber, Martin Kaltner, Elke Silvia Krystufek, Hans Kupelwieser, Bettina Letz, Sabine Maier, Martin Music, Hans Nevidal, Yvonne Oswald, Wolfgang Reichmann, Hans Schabus, Werner Schnelle, Johann Schoiswohl, Martin Schrampf, Claudia Schumann, Fritz Simak, Robert Zahornicky, Laurent Ziegler/Georg Blaschke, Klaus Dieter Zimmer
Bis 1. September 2019
kunsthaus muerz gmbh
Wiener Straße 35, A-8680 Mürzzuschlag
http://kunsthausmuerz.at
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog. Präsemtation am 21. August, um 18:30 Uhr in der Galerie Jünger, Paniglgasse 17a, 1040 Wien