Blick über die Grenzen

Fenster-Türen-Treff
31.03.2016

 
Wie „ticken“ die Fenstermärkte in anderen Ländern? Um diese Frage drehte sich ein Themenschwerpunkt am Fenster-Türen-Treff in Saalfelden. Dazu gab es jede Menge aktuelle Praxisinfo aus Recht und Technik.
Karin Hauer von der HFA stellte die neue Fachbroschüre zur Holzfenstersanierung vor.
Karin Hauer von der HFA stellte die neue Fachbroschüre zur Holzfenstersanierung vor.
Der Vortrag von Rosenberger-Geschäftsführer Thomas Wollner bildete das Abschlusshighlight des ersten Tages.

Mit einer guten Nachricht in wirtschaftlicher Hinsicht begann der 16. Fenster-Türen-Treff in Saalfelden. Ulrich Tschorn, Geschäftsführer des deutschen Verbandes Fenster + Fassade (VFF), präsentierte zum Einstieg einen Überblick über den europäischen Fenstermarkt mit vielen Daten und Fakten rund um Materialien und Marktanteile in Ländern wie Deutschland oder Österreich. Seine Einschätzung: „Was den Markt angeht, haben viele europäische Länder den Tiefpunkt mittlerweile überschritten.“ 
In Österreich entwickelte sich der Fenstermarkt laut den Daten des VFF (Basisstand: 2013) nach einer Wachstumsphase bis 2011 in den Jahren 2012 und 2013 zwar rückläufig. Für die beiden Folgejahre sieht der Fachmann aber auch für Österreich wieder einen positiven Trend und erwartet eine Erholung des Marktes.
Im EU-Vergleich interessant sind die unterschiedlichen Marktanteile der jeweiligen Fenster(Rahmen)Materialien: EU-weit betrachtet dominieren dabei immer noch mit Abstand PVC-Fenster. Der Marktanteil ist seit 2008 dabei von 45 auf 50,8 Prozent (2013) sogar gewachsen. Der Anteil von Holzfenstern hingegen ist in der EU im selben Zeitraum von 21 auf 20,2 Prozent gesunken, der Anteil von Holz-Metall-Fenstern dafür von 4 auf 6 Prozent gestiegen. 

Österreichspezifisch

In Österreich betrug der Anteil an Kunststofffenstern 2013 sogar 55 Prozent. Allerdings ist hier der Anteil von Holz- (15 Prozent) und Holz-Metall-Fenstern (17 Prozent) wesentlich höher. Ein weiteres österreichisches Spezifikum: Rund 4,5 Prozent des Fensterbestandes werden hierzulande pro Jahr ausgetauscht bzw. neu gebaut – ansonsten sei hier eher ein Schnitt von 2 bis 2,3 Prozent die Regel, erläutert Tschorn: „Der österreichische Markt ‚dreht‘ sich also wesentlich schneller als andere europäische Märkte.“ Auch gemessen in Fenstereinheiten liegt Österreich hier über dem Durchschnitt: Während bei uns 2013 2,7 Mio. Fenstereinheiten (1,3 x 1,3 Meter) neu hinzukamen, waren es etwa im (rund zehnmal so großen) Deutschland 13,1 Mio. Länderspezifische Besonderheiten wurden auch in Vorträgen über die Fenstermärkte in Tschechien, der Schweiz und in Frankreich genauer betrachtet. In der Schweiz etwa ist die Normungsdichte weniger stark ausgeprägt als in anderen Ländern, dafür sind etwa die energetischen Anforderungen an Fenster in kantonal unterschiedlichen Energiegesetzen geregelt. In Frankreich tätige, ausländische Unternehmen wiederum müssen auch dort einige landestypische Besonderheiten berücksichtigen. Neubaufenster werden beispielsweise noch häufig innen angeschlagen und mit einer nachträglichen Innendämmung eingebaut. Die Fenstermontage ist in einer detaillierten Ausführungsnorm geregelt, deren Einhaltung streng überwacht wird. Wenn das „Bureau de contrôle“ dann die Montageleistung eines ausländischen Fensterunternehmens aufgrund von Ausführungsfehlern oder Mängeln nicht abnimmt, muss mitunter mit hohen Kosten nachgebessert werden. 

Recht & Technik

Auch Rechtliches stand am „FTT“ in Saalfelden auf dem Programm, etwa beim Vortrag zum Thema „Bauen ohne Plan(ung)“  von Christian Niemöller. Wie der Rechtsanwalt erläuterte, wird die Ausführungsplanung heute häufig beim Fensterbauer erledigt, der damit aber auch umfassende Haftungen (für Planungsfehler) übernimmt – jedoch oft, ohne sich dessen bewusst zu sein. Wenn ein Unternehmen erkennt, dass ein Fenstertausch ohne Fachplaner oder entsprechende Planungsvorgaben durchgeführt werden soll, sollte man jedenfalls schon in der Angebotsphase auf Bedenken im Hinblick auf die fehlende Planung verweisen (diese schriftlich mitteilen!) und den Auftraggeber veranlassen, die nötigen Informationen zur Verfügung zu stellen. 
Eine Menge an Praxistipps in technischer Hinsicht hat die Holzforschung Austria in eine neue Fachbroschüre einfließen lassen, die ebenfalls auf der Tagung präsentiert wurde: Karin Hauer, Gerhard Grüll und Peter Schober von der HFA haben für die Sanierung von Altfenstern aus Holz einen clever strukturierten Bewertungskatalog erstellt. Darin werden typische Schäden dargestellt und beschrieben und nach Bewertungskriterien geordnet. Aus der jeweiligen Schadensbeschreibung können fachkundige Personen dann rasch und effektiv die jeweilige Sanierungsempfehlung ableiten. 
www.holzforschung.at 

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Tischlerei