Berufsweltmeisterschaft
WorldSkills 2022: Medaillen-Hattrick beim Salzburg-Finale
Das mit Spannung erwartete Finale der WorldSkills 2022 in Salzburg von 23. – 27. November hätte nicht besser laufen können. Noch einmal ging es für die jungen Fachkräfte um die letzten Millimeter, Hundertstel und Punkte, mit dabei an den drei Wettbewerbstagen rund 30.000 Besucher*innen vor Ort. Und das Team Austria bewies Nervenstärke: Das Betonbauer-Duo Jonas Schulner und Oliver Waily holten sich mit allerhöchstem Einsatz und maximaler Genauigkeit den Weltmeistertitel, Chemielabortechnikerin Caroline Pahl sowie Speditionslogister Marko Nebrigic eroberten Bronze. Dazu kamen drei "Medallion for Excellence" für Hochbauer Kilian Lupinski, Elektrotechniker Christoph Rumpler und Anlagentechniker Philipp Bruckner.
Glänzende Leistungen des Team Austria
Den ersten Weltmeistertitel und damit die erste Goldmedaille für Österreich bei den WorldSkills 2022 holte bereits am 22. Oktober 2022 die Steinmetzin Anna Karina Feldbauer. Am 6. November und 7. November kamen weitere Goldmedaillen dazu: Zuerst sicherte sich Sanitär- und Heizungstechniker Florian Bliem in Lahr den Weltmeistertitel. Einen Tag später konnten sich auch Maler Christoph Pessl und Fliesenleger Alexander Gfellner aufgrund ihres Könnens und ihrer Nervenstärke in Bozen über Gold freuen. Schon in Nürnberg lief es Mitte Oktober für den Kälte- und Klimatechniker Patrick Danninger sehr gut. Mit einer sensationellen Leistung holte er für Österreich Silber. Der Herzogendorfer ist damit Vizeweltmeister, ex aequo mit seinen Mitstreitern aus Korea und Portugal.
Grund zur Freude gab es auch im Bereich Maschinenbau. Der Dornbirner Lukas Schwärzler darf sich seit 20. Oktober 2022 Vizeweltmeister nennen. Er eroberte in Ontario (Kanada) Silber bei den Maschinenbautechnikern. Und Lucas Dolinar aus Alberschwende holte Bronze im Bewerb "Maschinenbau CAD" in Bordeaux. Beide sind bei Möbelschlags-Spezialist Julius Blum in Höchst (Vorarlberg) beschäftigt. Ebenfalls einen Platz am Stockerl gab es am 14. Oktober 2022 in Basel (Schweiz) für den Bautischler Wolfgang Ramminger. Mit der Bronze-Medaille geht für den Steirer ein Traum in Erfüllung. Sein persönlich gestecktes Ziel, ein Platz unter den besten fünf, hat er damit mehr als erfüllt.
Weitere ausgezeichnete Leistungen
Im Bereich Handwerk + Bau gibt es auch etliche "Medaillons für Excellence": Den Anfang machten am 7. Oktober 2022 Gregor und Jakob Litschauer, die in Stuttgart beim Team-Bewerb Mechatronik eine "Medallion for Excellence" holten. Die beiden Cousins aus Niederösterreich belegten im Gesamtklassement den elften Rang von insgesamt 25 Teams. Für ihre Leistungen wurden auch das Duo Nico Reiter und Matthias Winkler (5. Platz im Bewerb Robot Systems Integration), das Duo Marvin Gornicec und Florian Rauch (7. Platz im Bewerb Mobile Robotics, bestes europäisches Team) sowie Dominik Kainersdorfer (5. Platz im Bewerb Digital Construction), Schweißer Daniel Schinagl (7. Platz), Elektroniker Lorenz Herzog (4. Platz) und das Gartenbau-Duo Julian Erharter und Christoph Schipflinger (5. Platz) ausgezeichnet.
Zur Medaillenentscheidung kam es am 14. Oktober 2022 in Basel auch bei den Möbeltischlern: Udo Gnadenberger aus dem niederösterreichischen Ziersdorf belegte dabei den starken 11. Platz. Je eine Auszeichnung für herausragende Leistungen, die "Medallion for Excellence" erarbeiteten sich CNC-Dreher Kevin Emhofer (7. Platz) und CNC-Fräser Atakan Kocaman (10. Platz). Leider schrammte der Steirer Thomas Pöllabauer bei den Metallbauern als toller Fünfter nur hauchdünn an Podest und Leistungsdiplom vorbei, der Niederösterreicher Matthias Haider erreichte den 8. Platz bei den Stuckateuren und Trockenausbauern. Zuletzt holte Steirer Kilian Lupinski in Salzburg im Hochbau-Bewerb noch eine "Medallion for Excellence".
Übersicht aller Ergebnisse: https://www.wko.at/site/skillsaustria/ergebnisse-worldskills-competition-2022.html
Einer der erfolgreichsten Weltmeisterschaften
Insgesamt kann sich Österreich über zwölf Medaillen bei den WorldSkills 2022 freuen: sechs Goldmedaillen, zwei in Silber und vier in Bronze. Dazu gab es auch noch 20 "Medallions for Excellence". Die diesjährigen Berufsweltmeisterschaften zählen damit zu den erfolgreichsten aller Zeiten für das heimische Team. Zwar gab es für das Team Austria bei den WorldSkills 1983 in Linz 19 Medaillen, doch es waren nur fünf Goldmedaillen. Ähnlich erfolgreich wie heuer war Österreich nur bei den WorldSkills 2019 in Kasan mit ebenfalls zwölf Medaillen und sechs Weltmeistertitel.
Im internationalen Medaillenspiegel wurde Österreich in der EU-Wertung sensationell Zweiter. Vor dem Team Austria liegt lediglich Frankreich. Den Sieg im weltweiten Medaillenspiegel holte sich China, vor Korea und Taiwan. Die Ermittlung des Rankings erfolgt durch eine eigene Zählweise: Für Goldmedaillen gibt es vier, für Silber drei, für Bronze zwei und für jede "Medallions for Excellence" einen Punkt.
Medaillenbilanz von Österreich bei den WorldSkills 2022:
Medaille | Teilnehmer*in | Bundesland | Bewerb |
Gold | Florian Bliem | Tirol | Sanitär- und Heizungstechnik |
Gold | Alexander Gfellner | Oberösterreich | Fliesenleger |
Gold | Anna Karina Feldbauer | Oberösterreich | Steinmetz |
Gold | Nicola Hochegger | Steiermark | Floristik |
Gold | Christoph Pessl | Steiermark | Maler |
Gold | Jonas Schulner & Oliver Waily | Niederösterreich | Betonbau |
Silber | Lukas Schwärzler | Vorarlberg | Maschinenbautechnik |
Silber | Patrick Danninger | Oberösterreich | Kälte- und Klimatechnik |
Bronze | Lucas Dolinar | Vorarlberg | Maschinenbau-CAD |
Bronze | Wolfgang Ramminger | Steiermark | Bautischlerei |
Bronze | Caroline Pahle | Tirol | Chemielabortechnik |
Bronze | Marko Nebrigic | Vorarlberg | Speditionslogistik |
Zusätzlich holte das Team Austria auch noch 20 Medallions for Excellence.
Oberösterreich siegt beim Bundesländer-Ranking
Im rot-weiß-roten Bundesländervergleich hat Oberösterreich mit zwei Gold- und je einer Silber- und Bronzemedaille die Nase vorne. Knapp vor der Steiermark, die zwei Mal Gold und eine Bronzemedaille holte. Alles in allem sind es aber fünf Bundesländer, die Stockerlplätze erkämpften: Oberösterreich, Steiermark, Tirol, Niederösterreich und Vorarlberg.
Um von den internationalen Juroren die nötigen Punkte für einen Medaillen-Rang zu bekommen, heißt es über den gesamten Entstehungsprozess der gestellten Aufgabe zu reüssieren. Nicht nur das finale Ergebnis wird beurteilt, auch die Herangehensweise an die Aufgabenstellung, die benötigte Zeitdauer, die Methodik, die Arbeitssicherheit, die Sauberkeit am Arbeitsplatz und die Kreativität spielen bei der Bewertung eine Rolle. Durch ein komplexes System werden dann die Punkte ermittelt, die schlussendlich meist zwischen 600 und 800 liegen. Hat ein Kandidat über 700 Punkte erreicht, aber dennoch den Sprung aufs Podest nicht geschafft, dann wird die Leistung mit einer "Medallion for Excellence" gewürdigt.
Sieben WorldSkills-Bewerbe in Österreich
Die für den 12. – 17. Oktober 2022 geplanten 46. WorlsSkills-Wettbewerbe, die schon von 2021 auf 2022 verschoben wurden, fanden nicht wie geplant in Shanghai statt. Erstmals war die Berufsweltmeisterschaft WorldSkills Competition 2022 ein weltweiter Event. Nach der Absage Chinas haben sich kurzerhand 15 Nationen bereit erklärt die 62 Berufswettbewerbe auszutragen. Neben Österreich waren das Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, Luxemburg, Schweden, Schweiz, Südkorea, die USA und das Vereinigte Königreich. Die Kick-off-Veranstaltung der WorldSkills 2022 erfolgte am 7. September in Bern (Schweiz) mit dem Bewerb "Prototype Modelling", ohne rot-weiß-roter Beteiligung. Mit 4. Oktober starteten auch die ersten Bewerbe der heimischen WorldSkills-Mannschaft.
Den krönenden Abschluss der WorldSkills 2022 Special Edition bildeten die Bewerbe in Österreich. Von 23. – 27. November 2022 wurden sieben Wettbewerbe der Berufsweltmeisterschaften im Messezentrum in Salzburg ausgetragen. Schon vor dem Finale was SkillsAustria-Präsident Josef Herk hoch erfreut über die Leistungen der österreichischen Fachkräfte, die wieder einmal bewiesen haben, dass sie zur absoluten Weltelite der "Young Professionals" zählen. Nach dem Finale kam auch noch eine große Portion stolz über die Kompetenz und Leidenschaft, wie das heimische Team Österreich auf der Weltbühne der besten Fachkräfte vertreten hat, dazu. Herk ist davon überzeugt, dass die erfolgreichen Leistungen von Rot-Weiß-Rot der beste Beleg dafür sind, welche Wege und Möglichkeiten jungen Menschen offenstehen, die einen Lehrberuf wählen. Auch für Arbeitsminister Martin Kocher waren die Finaltage in Salzburg extrem aufregend: "Die Weltmeisterschaft zeigt, dass unsere jungen Fachkräfte bereit für die Herausforderungen der Zukunft sind. Sie haben gezeigt, dass sie Lösungen zu Problemen, wie dem Klimawandel, beisteuern können".
Starker Teamzusammenhalt für Bestleistungen
Moralische Unterstützung für das Team Austria gabe es auch heuer wieder durch das Team-Maskottchen Tim, aber natürlich auch von den anderen Team-Mitgliedern. Bereits von 14. – 16. Juli standen beim SkillsAustria-Teamseminar in der Bauakademie Oberösterreich in Steyregg alle Aktivitäten ganz im Zeichen des Teamzusammenhalts. "Wichtig ist, dass unsere jungen Fachkräfte sich gegenseitig Mut machen und so das Selbstbewusstsein aufbauen, das nötig ist, um im entscheidenden Moment eine Bestleistung abrufen zu können. Ganz gleich, wo unsere Jungprofis dann antreten werden: Sie werden spüren, dass eine ganze Skills-Nation ihnen die Daumen hält und geschlossen hinter ihnen steht“, so Herk.
Nächste Berufs-WM 2024 in Lyon
Die absolute Problemlösungskompetenz hat auch die weltweite Skills-Gemeinde eindrucksvoll bewiesen, indem sie nach der Absage durch Shanghai so rasch eine Lösung gefunden hat. "WorldSkills 2022 werden eine vollwertige Weltmeisterschaft sein und durch die weltweite Austragung ganz besonders viel Aufmerksamkeit erhalten“, war Josef Herk schon im Vorfeld überzeugt. Ein Jahr nach den EuroSkills-Bewerben 2021 in Graz konnte Österreich somit die Skills-Community wieder begrüßen. Und hatte so erneut die Chance sich vor einem Weltpublikum von der besten Seite zu zeigen – als Gastgeber, als Bildungs- und Ausbildungs-Hotspot und als idealer Standort für Unternehmen. "Vor allem aber geht es darum, die große Chance der Fachkräfteausbildung und der Lehre zu verdeutlichen. Dafür sind die WorldSkills die perfekte Bühne", meint Peter Buchmüller, Präsident der Wirtschaftskammer Salzburg.
Die nächste Berufs-WM, die WorldSkills 2024, werden in Frankreich stattfinden. Die offizielle Weitergabe der WorldSkills-Flagge an die Austragungsstadt Lyon erfolgte nach der Siegerehrung der Salzburg-Bewerbe am 27. November 2022 im Rahmen der offiziellen "Closing Ceremony". Für 2026 erwägt WorldSkills International dann die Berufsweltmeisterschaften nach Shanghai (China) zu verlegen. Die endgültige Entscheidung darüber werden die Mitglieder auf der WSI-Generalversammlung treffen. (ar)