Schönheit ohne Maßstab

Bodenfliesen
07.12.2023

Vielfalt trifft Herausforderung. Sie begeistern mit ihren Formen und Farben. Sie lassen staunen mit ihren Formaten und täuschend echten Oberflächen. Und sie erobern mittlerweile das ganze Haus. Fliesen befinden sich in ihrem Allzeit-Hoch.
Wohnraum mit weißen Bodenfliesen aus Marmor
Kollektion Marble Lab Alaskawhite von Fiandre

Diesen September feierte die internationale Keramikmesse Cersaie in Bologna ihr 40-jähriges Bestehen. Seit vielen Jahren ist sie nicht nur ein globaler Treffpunkt der Branche, sondern auch Bühne für Innovationen und Trends. Auf dieser präsentiert sich in erster Linie die italienische Keramikfliesenindustrie, die weltweit dafür bekannt ist, Massstäbe für die gesamte Branche zu setzen, und es dabei mit unermüdlichem Einsatz und Investition in Forschung und Entwicklung immer wieder schafft, sich selbst zu übertreffen.

Im Fokus der Produktneuheiten steht auch hier die Nachhaltigkeit, ein Thema, bei dem gerade keramische Produkte in Sachen Robustheit und Langlebigkeit als solide Antwort auf immer ungewöhnlichere Wetter- und Niederschlagssituationen einen bedeutenden Beitrag in der Bauindustrie leisten kann als Antwort auf größere Risiken in Form von sicheren, zuverlässigen, hochwertigen und aus natürlichen Ressourcen erzeugten Produkten. Außergewöhnliche Technologien und ein breites Spektrum an Auswahlmöglichkeiten heben die italienischen Fliesen auf ein einzigartiges Niveau hebt.

Bewährtes und Neues

Abgesehen davon, dass sich die Fliese längst von ihrem ausschließlichen Einsatz in Nassräumen und Eingangsbereichen verabschiedet hat, ist es im Design vorrangig die Natur, die eine ewige Inspirationsquelle zu sein scheint. Verblüffend nah am Original oder als moderne Interpretation, bleiben für die Gestaltung der Fliese selbst alle Möglichkeiten offen und in weiterer Folge auch für Architekt*innen und Innen­raumgestalter*innen, die hier aus dem Vollen schöpfen können.

In ihrer Beschaffenheit schlagen die keramischen Platten eine elegante Brücke zwischen Künstlichem und Natürlichem, wobei dies nicht nur sinnbildlich gemeint ist, sondern ebenso dahingehend, dass das synthetisch Erschaffene für eine wunderbare haptische Erfahrung sorgt. Doch auch das Auge jede Menge geboten. Für zukunftsweisende Anwendungen und einzigartige Sinneser-fahrungen sorgen neue Materialamalgamierungen, bei denen so unterschiedliche Elemente wie Holz und Marmor, Beton und Majolika, Onyx und Marmor, Stuck und Harz sowie Gestein und Quarzit nahtlos miteinander verschmelzen. Die Natur hinterlässt unauslöschliche Spuren auf den keramischen Oberflächen, die die Auswirkungen von Wasser, Wind und den unaufhaltsamen Lauf der Zeit kunstvoll nachbilden, was sich in dreidimensionalen, matte Texturmustern widerspiegelt.

Neuinterpretation als Innovation

Grundsätzlich gilt auch hier, dass das Rad nicht immer neu erfunden werden muss. So werden beliebte Evergreens wie beispielsweise der historische Stein Ceppo di Gré, der sich im 20. Jahrhundert vor allem in Mailand größter Beliebtheit erfreute, vor allem bekannt für seine heterogenen Gesteinsbrocken und markanten Einschlüsse bekannt, neu interpretiert. Das Material ist eleganter und sanfter, gleichzeitig aber kompakter, um eine breitere Verwendung zu ermöglichen.Eigenschaften wie Rutschfestigkeit und eine glatte, leicht zu reinigende Oberfläche haben oberste Priorität.

Keramische Fliesen mit Steineffekt ahmen Sedimentgestein nach, indem sie die natürlichen und für die Mineralwelt typischen Unregelmäßigkeiten und leicht bröckelige Texturen nachbilden, wodurch Fliesen mit einem äußerst authentischen Aussehen und angenehmen Farbvariationen entstehen. Auch die Betonoptik erlebt eine Wiederauferstehung, distanziert sich aber vom Brutalismus der 1950er Jahre und der Domäne der großen Meister der Architektur. Stattdessen erhält sie ein weicheres, wohnlicheres Aussehen, das sich durch neutrale Töne, eine Fülle von Mineralfragmenten und edle Materialeinschlüsse auszeichnet.

Bei den Keramikfliesen in Schieferoptik wurde jedes Detail sorgfältig ausgearbeitet. Die Oberflächen strahlen eine angenehme Dynamik aus und fangen die unzähligen Schattierungen, Streifen und Tonvariationen ein, die sich aus der Kreuzung der charakteristischen Schieferspalten ergeben. Weiters sind Keramikfliesen mit Onyx-Effekt  wieder im Kommen, die für ihre Leichtigkeit, Tiefe, lebhaften Farbtöne und subtilen Schattierungen geschätzt werden. Fliesen in Steinoptik mit ausgeprägteren Effekten, die an Lava, erstarrtes Magma oder sogar Metall erinnern, gewinnen ebenfalls an Bedeutung.

Dreidimensionale Zweidimensionalität

Was dem aufmerksamen Betrachter sofort ins Augs sticht, sind die unterschiedlichsten Oberflächen, die das Plane, Glatte hinte sich lassen und bemerkenswerte Effekten hervorrufen. Durch den Einsatz von ausgeklügelter 3D-Technologien können Grafik und  Textur perfekt aufeinander abgestimmt, werden, um zum Beispiel den charakteristischen Effekt der offenen Löcher des ursprünglichen Natursteins nachzubilden. Diese Technik, den visuellen Reiz des Materials zu verstärken, hebt die Fliese einmal mehr in eine neue Dimension. So wird etwa das einzigartige Gefühl suggeriert, sich auf einem historischen Boden zu bewegen, der durch jahrhundertelanges Begehen wie glatt geschliffen wurde. Die reichhaltigen Farbpaletten, geäderten Texturen, Basreliefs, Tonvariationen und Farbverläufe verleihen diesen Fliesen eine erstaunliche Ähnlichkeit mit jenen natürlichen Materialien, von denen sie inspiriert wurden, und mit deren Eigenschaften, die in einer Vielzahl von Formaten originalgetreu wiedergegeben werden.

Große wie kleine

Einerseits sind es die XXL-Formate, die stark gefragt sind. Besonders hervorzuheben ist dabei, dass die großformatige Fliesen immer dünner werden. Einige davon erreichen sind gerade einmal 3,5 Millimeter dünn und wirken wie eine Art zweite Haut, bei der pigmentierte, pulverförmige Oberflächen mit minimalistischen Materialreliefs mit nuancierten Streifen und zarten Resonanzen aufgewertet werden.

Andererseits entscheiden sich viele für kleinere Fliesen, darunter Streifen und Fingerfliesen, die viel Gestaltungsfreiheit lassen und originelle Verlegemuster sowie polierte, matte, schattierte oder getönte Effekte ermöglichen. In jedem Fall spielt der jeweilige Lichteinfall eine wichtige Rolle, denn die Oberflächen mit ihren Effekten im Flach- und Hochrelief und einem Ondulieren von Vor- und Rücksprüngen erzeugen ein charmantes Wechselspiel von Licht und Schatten.

Die Wände hinauf

Hoch im Kurs steht die Wandgestaltung mit Fliesen, die Räumen eine ganz neue Optik verleihen.  Die so genannten Keramiktapeten, die oft in Kombination mit Goldtönen eingesetzt werden, sollen den Wänden eine weiche Optik verleihen, die an kostbare Damast- oder Brokatstoffen erinnern. Gold durchdringt auch raffinierte keramische Wandverkleidungen in neutralen, von der Natur inspirierten Tönen oder vermischt sich mit keramischem Quarzit, einem Vulkangestein in zarten Farbpaletten, in denen sich kostbare mineralische Einlagen bei Berührung offenbaren. Goldene Adern durchziehen die Porzellanplatten, die dem Calacatta-Goldmarmor aus den Apuanischen Alpen nachempfunden sind, was durch die großen Abmessungen, die Tiefe und den Oberflächenglanz noch verstärkt wird. Diese Platten bieten ein erstaunliches taktiles und visuelles Gefühl von Glanz und Zartheit. Ihre Eleganz, Präzision und bemerkenswert naturgetreuen Farben, Schattierungen und Äderungen schaffen eine Atmosphäre von althergebrachter Raffinesse, die mit modernen Räumen wunderbar harmoniert.

Farbgewaltig

Abgesehen von der beliebten Natursteinoptik wird kräftig in den Farbtöpfen gerührt. Neben neutralen Farben wie Perle und Perlmutt, Talk, Kreide, Schillern, Glanz und sogar Eis, reicht die Palette von grünen über rostfarbene Adern bis hin zu harmonischen Kombinationen von Grautönen, Goldgelb, Violett, Hummerorange und verbranntem Braun auf. Diese Farbtöne erinnern an auffällige Halbedelsteine wie Onyx und Quarzit und vermitteln ein elegantes Gefühl von natürlichem Luxus.
Bei kleineren Formaten, die oft von traditioneller Handwerkskunst und den Ursprüngen der Keramik inspiriert sind, sind es metallische Oberflächen in schillernden Farbtönen wie Platin, Silber, Graphit, Messing, Grünspan, Gold, Glanz, Oxidation, Metallisierung bis hin zum materiellen Aussehen von Ziegeln und den satinierten Farben von Wachsen. Der Fanatsie sind hier keine Grenzen gesetzt.