Weben lernen
Weben erfordert sowohl technische Kompetenzen als auch künstlerischen Ausdruck. Beate von Harten sieht darin die Chance, diese Kunst aktiv zu leben. „Dazu gehören Philosophie, Management, ethisches Verhalten, ökonomisches Handeln, Freude und Kreativität. Diese sind komplexes Handwerkszeug ergänzend zu technischem Verständnis. Damit haben wir die Zukunft des Planeten in unseren Händen“, so die Textilexpertin. Die Wiener Künstlerin Beate von Harten bezeichnet das Weben als eine in allen Aspekten sinnvolle Tätigkeit, die nicht nur strategisch für die Entstehung nachhaltiger und künstlerischer Produkte förderlich, sondern allgemein für den Planeten gesund ist. Die gebürtige Neumünsteranerin entwickelte schon früh eine Affinität zum Weben. In den Achtzigerjahren baute die international ausgezeichnete Künstlerin ihr Atelier im siebenten Wiener Gemeindebezirk auf. Dort entwirft und produziert sie nicht nur eigene Werke und realisiert Auftragsarbeiten, sondern bietet auch jungen Talenten die Möglichkeit, sich zu entfalten. Die nächste Generation, ihre Tochter Celina von Harten, bringt sich seit sieben Jahren voll ins Atelier ein und beide sind sich einig: „Den Nachwuchs im Kunstbereich Weben fördern wir gezielt!“
Ausbildungsmöglichkeit schaffen
Österreich bietet an Schulen und berufsbildenden höheren Schulen den ersten Kontakt zur textilen Kunst bis zur universitären Ausbildung hin. Eher ein kleiner werdendes Angebot aus Beate von Hartens Sicht. Daher bietet sie Kurse zum Thema Weben, Färben und Malerei im Zusammenhang mit der textilen Kunst, die individuell ausgerichtet sind. Nur ein bis drei Teilnehmer gleichzeitig werden unterrichtet. „Weben ist eine Kunst, die Intelligenz erfordert und fördert, weil Logiken, Wichtigkeiten und Reihenfolgen dabei eine Rolle spielen. Wenn der Ursprung der angewandten Mathematik – nach Platon – aus der Technologie der Weberei abgeleitet werden kann, bedarf es intensiven Interesses dafür, dieses textile Thema zu verstehen, um damit zu agieren“, so von Harten. Nach Ansicht der Künstlerin hat die industrielle Entwicklung weg von dieser für alle Sinne lebendigen Tätigkeit geführt. Die textile Industrie, mit ihrer gewinnbetonten Motivation, habe unterdrückerische Produktionsbedingungen geschaffen, die sich gegen den Menschen richten. „Deshalb lieber nur ein exzellentes Textil in höchster Qualität als mehrere in einer minderen, was zum Aufleben der Tätigkeit des händischen Webens in unserem Land führen kann“, so Beate von Harten.
Weben lernen
Die Webkurse von Beate von Harten werden in unterschiedlichen Intervallen angeboten. Interessierte können sich für eine Woche, vier Wochen oder mehrere Monate bis hin zu einem Jahr mit dem Weben im Atelier beschäftigen. Die Kurse werden auf der Website der Künstlerin offeriert. Die Zielgruppe reicht von Schülern, über Studierende bis hin zu Lehrkräften und Kunstschaffenden. Was alle Teilnehmenden verbindet: „Es sind Menschen, die einen künstlerischen und ästhetischen Anspruch haben, die ein eigenes Interesse zeigen, sich selbst herauszufordern und ihre eigene Kreativität zu leben“, so von Harten. „Die Kontaktaufnahme kommt persönlich, weil sie suchen und wirklich mit uns arbeiten wollen, unsere Werke interessant finden und einen hohen Anspruch an die Weberei haben.“ Gundula Hickisch hat Tapisserieweberei bei Beate von Harten studiert. Gefragt nach ihrer Erfahrung betont sie: „Danke! Für die vielen Details, die ich in keinem Buch nachlesen kann. Für die Tricks und Kniffe, die es erst richtig spannend machen. Und für die Einblicke in jahrelange Erfahrung, die im Atelier in der Stiftgasse so präsent ist.“
Sigrid Ramberger ist ebenfalls begeistert: „Der Workshop mit Beate und Celina von Harten hat meine Faszination mit ‚Gewebtem‘ greifbar gemacht. Es geht dabei um die direkte Auseinandersetzung mit dem Material und das langsame Erkennen, was damit alles möglich ist“, so die Teilnehmerin. Und auch die Anfängerin Barbara Fuchs-Reidinger bekräftigt: „Mich hat die Leidenschaft für das Weben gepackt. Die Anschaffung eines eigenen Webstuhls steht bevor und Beate von Harten und ihre Tochter beraten mich dabei. Ich würde mir für dieses traditionsreiche Handwerk mehr Ausbildungsplätze wünschen“, so die Absolventin eines Webkurses bei Beate von Harten.