Preissteigerungen

Bauindustrie warnt vor Rückgang der Baunachfrage

Materialkrise
23.06.2022

Von: Redaktion Bauzeitung
Die derzeitige Situation dürfe nicht durch künstliche Verknappung und Preistreiberei bei Baustoffen verschärft werden, fordern Vertreter der Bauindustrie.

Mitten in einer komplexen Wertschöpfungskette von Roh- und Baustoffproduktion, Lieferant*innen, Subunternehmer*innen bis hin zu Auftraggeber*innen und der Immobilienbranche sehen sich die ausführenden Unternehmen in letzter Zeit dem Vorwurf (u.a. von Sozialminister Johannes Rauch) ausgesetzt, die aktuellen Preissteigerungen im Baubereich für "Mitnahme-Effekte" zu nutzen.

"Das Baugewerbe hat – nicht zuletzt aufgrund der bislang üblichen Fixpreis-Zusagen – einen Großteil der Mehrkosten bei den Baumaterialien schultern müssen", reagierte Bundesinnungsmeister Robert Jägersberger. "Wenn der Sozialminister also die Baubranche als Beispiel für Mitnahme-Effekte im Zusammenhang mit Preissteigerungen anführt, so wäre es angebracht, hier eine Präzisierung in Richtung Materialsektor vorzunehmen. Die Preissteigerungen erfolgen nämlich definitiv nicht im Bereich der bauausführenden Wirtschaft."

Auch von Seiten der Bauindustrie wehrt man sich gegen die Vorwürfe: "Die bauausführende Wirtschaft trägt momentan eher zu einer Dämpfung der Preisentwicklung bei, weil stark gestiegene Beschaffungskosten bei Vorleistungen im Regelfall nicht im gleichen Ausmaß an die Auftraggeber*innen weitergegeben werden", betont Matthias Wohlgemuth, Geschäftsführer der Vereinigung Industrieller Bauunternehmungen Österreichs (Vibö).

Nachfragerückgang: Gesamtkonjunktur gefährdet

Tatsächlich waren in den letzten Monaten erhebliche Kostensteigerungen am Materialsektor zu beobachten, die "zum Teil ungerechtfertigt waren" so die Vibö in einer Aussendung. Zahlreiche Aussagen aus den Reihen bedeutender Auftraggeber*innen – etwa der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft – lassen einen Rückgang der Baunachfrage aufgrund der Preissteigerungen befürchten.

Das könnte in weiterer Folge nicht nur mittelfristig zu einer Wohnungsnot führen, sondern hätte kurzfristig einen Einbruch in den gesamten baunahen Lieferketten zur Folge. Und wie die jüngere Vergangenheit gezeigt hat, schlägt die Entwicklung des Marktes für Bauleistungen in weiterer Folge direkt auf die Konjunktur in Österreich durch.

"Wir appellieren daher an unsere Partner in der Wertschöpfungskette, die gegenwärtige Preissituation bei zahlreichen für uns bedeutenden Vorleistungen nicht durch eine künstliche Verknappung zu verschärfen", so Wohlgemuth. (sm)

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