Dachmarkt

"Produkte mit geringeren Installationskosten sind gefragt"

Dachmarkt
23.06.2024

Vor zwei Jahren hat Thomas Schöffer die Geschäftsführung von BMI Austria übernommen. Mitten in Corona-Nachwehen, Lieferengpässen und Umbrüchen in der Baubranche. Mit Birgit Tegtbauer sprach er über herausfordernde Zeiten und die Zukunft des Dachmarktes.
Thomas Schöffer ist seit 2022 Geschäftsführer von BMI Austria.
Thomas Schöffer ist seit 2022 Geschäftsführer von BMI Austria.

Herr Schöffer, Sie sind nun seit knapp zwei Jahren Geschäftsführer von BMI Austria und haben das Ruder des Unternehmens damit in einer sehr turbulenten Zeit übernommen. Was hat diese zwei Jahre Ihrer Tätigkeit geprägt?

Thomas Schöffer: Das ist richtig. Ich habe das Ruder in einer Zeit übernommen, in der es in der Bauwirtschaft große Veränderungen gab. Speziell im Neubau waren die Veränderungen dramatisch. Dies hat natürlich viele Anpassungen bei uns im Unternehmen erfordert und das hat meine Tätigkeit in dieser Zeit schon stark geprägt. 

Wie geht es der BMI Group und natürlich speziell BMI Austria in diesen herausfordernden Zeiten?

Natürlich ist die Baukrise an BMI nicht spurlos vorübergegangen. Insgesamt kann man aber sagen, dass sich BMI unter den herausfordernden Bedingungen ganz gut schlägt, weil wir als Gesamtunternehmen mit Lösungen für Steil- und Flachdächer sowie Abdichtungslösungen ja sehr breit aufgestellt sind. Das gilt für die Unternehmensgruppe genauso wie für uns in Österreich. Wir konnten in Österreich im Bereich Steildach sogar Marktanteile dazugewinnen.

BMI Austria vereint mit dem Zusammenschluss von BMI Bramac und BMI Villas Steildach- und Flachdachlösungen. Welche Bereiche und Produkte werden aktuell am stärksten nachgefragt? Und auch anders herum: Wo spüren Sie derzeit die größten Rückgänge durch die Baukrise?

Der Steildachbereich ist hauptsächlich an den "Einfamilienhaus Neubau" gekoppelt. Dieses Segment ist von der angespannten konjunkturellen Entwicklung am stärksten betroffen und das Inkrafttreten der KIM-Verordnung hat diesen Trend zusätzlich negativ beeinflusst. Dennoch konnten wir, wie gesagt, Marktanteile dazu gewinnen und haben hier wieder etwas wettmachen können.
Mit unseren Bitumenprodukten sind wir ja neben dem Bereich Dach auch im Bereich Abdichtung im Straßenbau tätig. Die Infrastruktur ist der Bereich, in den der Staat in konjunkturschwachen Zeiten immer zuerst investiert. Im Absatz im Segment Straßenbau sehen wir also tatsächlich ganz deutliche Zugewinne. In unserem Kerngeschäft Dach haben wir 2023 einen deutlichen Zuwachs bei den Photovoltaik-Lösungen verbunden mit Dachrenovierungen im Steildach sehen können.

Welche Bedeutung hat das Thema Photovoltaik bei BMI Austria? Welche Lösungen bieten Sie dazu bereits an und was ist geplant?

Wie bereits erwähnt, haben wir einen deutlichen Zuwachs im Bereich Photovoltaik verzeichnen können. Wir bieten hier Indach- und Aufdachlösungen für Steildächer an. Das sind wirklich hochwertige, ästhetisch ansprechende Lösungen, insbesondere im Indach-Bereich. Unser Ansatz sind hier großflächige Kollektoren statt einzelner Dachpfannen, da die Steckverbindungen zwischen einzelnen Dachpfannen immer auch eine Schwachstelle darstellen können. Hinzu kommt auch immer unser Service, also die Beratung, die Begleitung und die Erstellung von Auslegungsplänen etc., und natürlich bieten wir unsere PV-Produkte immer im gesamten Dachsystem an. Derzeit optimieren wir außerdem den Output unserer Solarpaneele in Richtung einer stärkeren Wattleistung. Zudem werden wir unser Sortiment kurzfristig mit neu entwickelten, professionellen Modulstützen und Befestigungslösungen erweitern.

Die zukunftsträchtigsten Felder für Dachhandwerker*innen sind aktuell sicherlich die Bereiche Renovierung und die Installation von Energiegewinnung am Dach.

Thomas Schöffer, Geschäftsführer BMI Austria

Wo sehen Sie die zukunftsträchtigsten Betätigungsfelder für Dachhandwerker*innen?

Aktuell sind das sicherlich die Bereiche Renovierung und die Installation von Energiegewinnung am Dach. In die Zukunft gerichtet kann man in meinen Augen derzeit davon ausgehen, dass spätestens ab 2026 auch der Neubau im Einfamilienhaus-Segment sowie im sozialen Wohnbau wieder stärker wachsen werden, so dass auch dies wieder zukunftsträchtige Betätigungsfelder sein dürften.

Was könnten weitere Wege aus der Baukrise sein? Wo ist die Politik gefordert? Was kann die Industrie dazu tun?

Die Industrie sollte innovative Produkte anbieten, die mit geringeren Installationskosten verbunden sind und die zugleich langlebig und damit nachhaltig sind. 
Der Politik muss es gelingen, durch innovative Förderungsmodelle die schwächelnde Nachfrage wieder anzukurbeln. Ich sehe da insbesondere auch Programme im Fokus, die es jungen Familien ermöglichen, sich ein Eigenheim leisten zu können.

Welche Entwicklung am Dachmarkt erwarten Sie in der zweiten Jahreshälfte?

Ich muss sagen, wir erwarten insgesamt im Jahr 2024 keine Steigerung der Absätze im Dachmarkt. Ein Anspringen der Konjunktur im Bau, speziell im Neubau, ist momentan einfach noch nicht in Sicht, so sehr wir hoffen, dass sich dies bald ändert.

Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit bei BMI Austria? Was verlangen die Kund*innen und welche Lösungen bieten Sie?

Grundsätzlich wird das Thema Nachhaltigkeit natürlich immer wichtiger, das ist in der Baubranche und bei uns bei BMI nicht anders als überall sonst. Was Bauprojekte der öffentlichen Hand angeht, sind dort entsprechende Nachhaltigkeitszertifikate immer bereits in den Ausschreibungen gefordert. Aber auch im Einfamilienhaus-Segment werden nachhaltige Produkte immer stärker nachgefragt. Hier muss es allerdings kostenneutral bleiben. Das heißt, die Bauherren wollen schon gern nachhaltig bauen, aber eben nur, wenn es nicht wesentlich mehr kostet. Wir als Industrie sind also gefordert, dort auch die entsprechenden Produkte anzubieten. Vor allem im städtischen Bereich werden Gründächer und Retentionsdächer sukzessive an Bedeutung gewinnen.

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