Umfrage
Corona-Krise am Dach?
Alexander Eppler, Bundesinnungsmeister-Stellvertreter, Landesinnungsmeister, Johann Eppler KG, Wien:
„Die Auftragsbücher waren voll und sind es auch jetzt noch. Diverse Schutzmaßnahmen wurden entsprechend umgesetzt. Immer wieder gab es zwar Schwierigkeiten bei Verschärfungen der Maßnahmen (FFP2-Masken usw.), aber das konnte im Grunde gut gehandelt werden. Die Lieferengpässe und Preiserhöhungen sind ein aktuelles Thema. Laufend wird man von Industrie und Händlern informiert, dass es teils massive Preiserhöhungen geben wird. Die verlängerten Lieferzeiten sind ebenfalls problematisch. Hier kann man nur auf die Einsicht der Kunden hoffen, was den Lieferverzug betrifft. Man muss auch rechtzeitig kommunizieren. Ein größeres Thema ist da sicherlich die Preiserhöhung: Dadurch, dass dies recht kurzfristig geschieht – und wir sprechen hier von 20 bis 30 Prozent Erhöhung – ist das schwer zu kommunizieren. Auch der Baupreisindex, der nur zeitverzögert greift, kann als kurzfristiges Argument oft nicht herhalten. Meine Erwartung für das Geschäftsjahr 2021 ist dennoch dieselbe wie 2020: Das Arbeitsaufkommen scheint anzuhalten. Ob 2022 ein Knick kommen wird, bleibt abzuwarten.“
Roman Moosbrugger, Bundesinnungsmeister-Stellvertreter, Landesinnungsmeister, Dachdeckerei Roman Moosbrugger, Vorarlberg:
„Die größte Auswirkung der Pandemie für das Dachhandwerk ist die Materialknappheit. Die durch vereinzelte Betriebe durchgeführten Hamsterkäufe sind hier auch nicht dienlich. Lieferanten haben bereits Force Majeure (Höhere Gewalt) ausgerufen. Die damit verbundenen Preisanstiege sind sehr schwer zu planen. Umfragen im Handwerk haben ergeben, dass die Auftragslage sehr gut ist, hingegen die für niemand verständliche Preisentwicklung bei Metall und Dämmung ein Dämpfer sein könnte. Denn Preise können nicht gehalten werden. Betriebe, die noch Kapazitäten bis zum Sommer haben, können Angebote nur befristet erstellen. Die Baubranche wird sich somit verteuern, und das angestrebte Ziel des ,leistbaren Wohnens‘ wird schwer erreichbar sein. Persönlich sehe ich in der Auftragsentwicklung für 2021 keine groben Änderungen. Wünschen würde ich mir eine genügsame und zufriedenere Einstellung der Betriebe mit dieser Situation. Denn durch die derzeitig aufgeheizte Stimmung im Liefermarkt werden Gier, Neid und Missgunst nur geschürt, nicht abgebaut.“
Wolfgang Ebner, Landesinnungsmeister, Wolfgang Ebner GmbH, Salzburg:
„Ein Jahr Corona hat auf die tägliche Arbeit im Dachdeckerhandwerk negative und positive Spuren hinterlassen. Positiv war, dass die Mitarbeiter ein Gesundheitsdenken entwickeln mussten, damit weitere Ansteckungen in der Firma verhindert werden. Das Freizeitverhalten im privaten Bereich war ein Teil dieses Lernprozesses, um Kollegen nicht zu gefährden. Wichtig war, hier Vertrauen aufzubauen, nach dem Motto ,Du kannst Dich auf mich verlassen!‘. Die tägliche Arbeit wurde durch verschiedene Schutzmaßnahmen sehr erschwert. Und Lieferengpässe und Preiserhöhungen waren und sind tägliche Begleiter in der Geschäftsabwicklung. Bei Problemen haben die Werksvertragsnormen und eine kluge Angebotslegung geholfen. Auch die Wirtschaftskammer hat ihre Mitgliedsbetriebe unterstützt und sehr gut beraten. Die Auslastung der Betriebe in Salzburg ist insgesamt sehr gut, sollte es zu keinen weiteren Lieferengpässen kommen, erwarte ich ein gutes Jahr 2021.“
Wir müssen unsere Auftraggeber über die Lieferengpässe und Preiserhöhungen informieren und sie vertrösten, aber überall werden wir die Preiserhöhungen nicht weitergeben können.
Helmut Schabauer, Landesinnungsmeister, Blitzschutzbau Spenglerei Dachdeckerei Schabauer GmbH, Steiermark:
„Im Vorjahr hatten wir im März, als es mit der Pandemie in Italien losging und schreckliche Bilder in den Medien veröffentlicht wurden, unseren Betrieb für drei Wochen zugesperrt. Ich war ständig mit meinem Innungsgeschäftsführer Dr. Bernd Haintz im Gespräch, wie sich unsere Branche schützen und verhalten sollen. Dr. Haintz hatte mit dem Gewerkschafter Beppo Muchitsch von Bau/Holz mehrere Telefonate geführt, um für das Bau- und Baunebengewerbe eine einheitliche Präventivvorgabe herauszugeben, was erfolgreich in relativ kurzer Zeit auch umgesetzt wurde, sodass unsere Branche informiert wurde und zum Glück arbeiten durften. Lieferengpässe und Preiserhöhungen sind aber leider durch die Pandemie Realität geworden. Wir müssen individuell damit umgehen und vor allem unsere Auftraggeber über diese Lieferengpässe und Preiserhöhungen informieren und vertrösten, aber überall werden wir die Preiserhöhungen leider nicht weitergeben können. Die Geschäftsentwicklung 2021 wird aus derzeitiger Sicht für unsere Branche keine negativen Auswirkungen haben. Womöglich werden wir diese erst in den nächsten Jahren verspüren.“
Friedrich Sillipp, Landesinnungsmeister, Friedrich Sillipp GesmbH, Niederösterreich:
„Aufgrund der Pandemie haben sich für die Dachhandwerker kaum Auswirkungen ergeben, und die tägliche Arbeit – wir sind ja hauptsächlich im Freien auf den Baustellen – funktioniert auch ganz gut. Aber die Lieferengpässe und Preiserhöhungen sind in den letzten Wochen zum massiven Problem geworden. Da es meiner Meinung nach bei den meisten Dachdecker-/Spenglerbetrieben keine längerfristigen Verträge mit der Zulieferindustrie gibt, wird man gegen die zum Teil massiven Preiserhöhungen keine Handhabe haben. Es ist schwierig, wie man diesem großen Problem gegenübertritt. Prinzipiell ist die Geschäftsentwicklung für 2021, abgesehen von den Lieferschwierigkeiten, aber gut. Probleme, so glaube ich, wird die Baubranche erst in den nächsten zwei bis drei Jahren spüren.“
Gottfried Gautsch, Landesinnungsmeister, Dachservice Gautsch GmbH, Kärnten:
„Das Dachhandwerk und die gesamte Baubranche hat die Corona-Krise gegenüber anderen Branchen wie Handel, Tourismus oder Transport glimpflich überstanden. Ein Problem: Alle Dachdecker- und Spenglerbetriebe suchen Lehrlinge und Mitarbeiter, aber es sind keine vorhanden, obwohl wir so viele Arbeitslose in Österreich haben. Das größte Problem: Die Auftragsbücher sind voll und jetzt kommt es zu Lieferengpässen und enormen Preiserhöhungen. Derzeit von 25 bis 70 Prozent, und für die nächsten Wochen werden nochmals Erhöhungen angekündigt. Bei abgeschlossenen Verträgen und der Einhaltung von Terminen gibt es schon Schwierigkeiten, genauso bei Preisen. Die Kalkulationen für Kostenvoranschläge gestalten sich immer schwieriger, da noch kein Ende der Preiserhöhungen in Sicht ist. Meine persönliche Erwartung für die Geschäftsentwicklung: 2021 sehe ich grundsätzlich positiv, die Krise wird den Bau erst ab 2022 voll treffen wegen den enormen Preiserhöhungen. Umsatzminus und steigende Kosten – wir werden beides haben: Steigende Kosten wegen der neuen Vorgaben auf den Baustellen, und sinkende Preise, weil alle Firmen um jeden einzelnen Auftrag kämpfen werden, und das bei den jetzt schon niedrigen Margen in der Branche.“
Eine Zimmerei in unserer Nähe musste bereits die Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken, weil kein Leimholz verfügbar ist.
Werner Linhart, Linhart Dach & Fassade GmbH, Niederösterreich:
„Die wesentlichen Auswirkungen der Pandemie im Alltag sind bei uns, da wir ja zum Glück arbeiten dürfen, die Umstände mit Testen, Masken, Auto-Besetzung etc. Unsere Pendler müssen dreimal die Woche zum Testen, auch sonst testen wir in der Firma einmal pro Woche alle Mitarbeiter mit Bestätigung und zwischendurch auch noch mit Selbsttest. Was auch dazukommt, sind die Ausfälle einzelner Mitarbeiter, zum Glück hat sich das bisher im Rahmen gehalten. Gravierender, aber im Alltag noch nicht so unmittelbar erkennbar, sind die wirklich massiven Preissteigerungen und teils Lieferschwierigkeiten bei einzelnen Materialien. Vor allem der Holzbau steht teilweise kurz vor dem Einstellen der Produktion. Eine Zimmerei in unserer Nähe musste bereits die Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken, weil kein Leimholz verfügbar ist. Halten die Probleme länger an, wird es auch bei uns aufgrund des fehlenden Baufortschritts im Holzbau zu Verzögerungen und Schwierigkeiten kommen. Die Preisänderungen führen definitiv zu Mehrkosten bei uns im Unternehmen, die wir nicht alle weitergeben können. Der Ausblick auf das heurige Jahr ist damit mehr als unsicher – einerseits haben wir für die Jahreszeit den größten Auftragsbestand, den wir je hatten – andererseits bestehen unzählige Unwägbarkeiten.“
Martin Margreiter, Martin Margreiter GmbH, Tirol:
„Nach dem ersten Lockdown, bei dem alles etwas ruhiger werden sollte, hat uns die Pandemie ein sehr turbulentes Jahr 2020 beschert. Es ging drunter und drüber, und alles sollte zu gleich durchgeführt werden, als gäbe es kein morgen. Derzeit ist es sehr schwierig, das benötigte Material termingerecht zu erhalten. Zusätzlich sind wir mit zum Teil massiven Preiserhöhungen konfrontiert, die auch an die Kunden weitergegeben werden müssen. Wir versuchen unser Bestes, müssen aber auch auf das Verständnis der Kunden bauen, dass in dieser fordernden Zeit nicht alles möglich ist. Die derzeitige Auftragslage ist sehr gut. Aber es ist sehr verwunderlich, dass es uns trotz der höchsten Arbeitslosenrate seit Jahrzehnten nicht möglich ist, geeignete Mitarbeiter zu finden. Mein größtes Ziel für die Zukunft ist es, wieder etwas Ruhe in den täglichen Arbeitsalltag zu bekommen, sodass wir gemeinsam mit unseren Mitarbeiten ein angenehmes Arbeitsumfeld schaffen können.“
Jürgen Innocente, Innocente Ges.m.b.H., Oberösterreich:
„Von März bis Mai des Vorjahres hatten wir einen Teil der Belegschaft in Kurzarbeit, Auftraggeber waren in dieser Zeit mit der Vergabe von Leistungen sehr zurückhaltend und eine große Unsicherheit war die Folge. Das erste halbe Jahr 2020 war von den Umsätzen her rückläufig, in der zweiten Jahreshälfte konnten wir, bis auf die allgemeinen öffentlichen Einschränkungen, keine großen Auswirkungen auf unseren Auftragseingang wahrnehmen. Seit Anfang dieses Jahres hat es zum Teil massive Preiserhöhungen am Markt gegeben, insbesondere bei Dämmstoffen machen sich diese Erhöhungen und auch eine Materialknappheit vermehrt bemerkbar. Wir versuchen bei neuen Aufträgen die Erhöhungen mittels Index an die Auftraggeber durchzureichen. Bei älteren Aufträgen wird versucht, eine individuelle Lösung mit den Auftraggebern zu finden. Das ist natürlich aufgrund der bestehenden Bauverträge – meistens sind Fixpreise bis Bauende vereinbart – ein schwieriges Unterfangen. Zurzeit können wir noch alle Termine einhalten, in den nächsten Monaten wird sich die Situation unserer Einschätzung nach aber verschlechtern und es ist mit Terminverschiebungen aufgrund von Materialknappheit zu rechnen. Das Jahr 2021 wird sich, sofern uns die Rohstoffknappheit nicht zu sehr ausbremst, gut entwickeln.“