Optimal planen

So entkommen Sie der Rohstoffknappheit

Dämmung
11.05.2021

Die Baubranche boomt, gleichzeitig kämpfen Unternehmen mit ­Rohstoffknappheit. Entspannung ist derzeit (noch) nicht in Sicht. Wie können Kunden optimal planen?

Klaus Haberfellner, GF Austrotherm.

Engpässe bei Baustoffen bescheren der Dämmstoffbranche derzeit schleppende Liefer­ketten und teilweise satte Preissteigerungen. Die Lager werden gefüllt, allerdings lässt sich derzeit schwer voraussagen, wann sich die Situation bei der volatilen Entwicklung wieder entspannt. In Sachen Kundenkommunikation kann das schon zur Herausforderung werden – gerade wenn Preissteigerungen quasi unumgänglich sind. Verlässliche Pro­gnosen sind derzeit Mangelware – genauso wie viele Produktgruppen. Viele Unternehmen setzen deshalb auf die Zusammenarbeit mit einer Vielzahl an Lieferanten, um Probleme durch sogenannte Single-­Source-Lieferketten zu vermeiden.

„Wir arbeiten seit Jahren mit einer Vielzahl an zertifizierten Lieferanten gut zusammen, um die Rohstoffverfügbarkeit zu gewährleisten“, so ­Austrotherm-Geschäftsführer Klaus Haberfellner. „Derzeit haben wir noch genügend Rohstoff zur Verfügung, aber in Sachen Bestellung gehen wir sehr genau und strategisch vor.“ Wenn es um die Kunden­kommunikation geht, ist Fingerspitzen­gefühl gefragt, vor allem deshalb, weil viele Ausführende das Bestellvolumen verdoppelt, wenn nicht verdreifacht haben. „Derzeit wird teilweise schon für Juli vorbestellt – wir stellen durch Kontingente auf Basis der Vorjahre sicher, dass unsere Kunden bestmöglich beliefert werden.“ Und auch wenn alle Mitarbeiter quasi rund um die Uhr beschäftigt sind: eine Aufstockung der Produktionskapazitäten ist da nicht mehr drin. Oberstes Gebot ist deshalb transparente Kundenkommunikation: „Wir kommunizieren die Situation so klar als möglich und sind im engen Austausch, um bestmöglich und schnell reagieren zu können“, so ­Haberfellner. 

Hamsterkäufe bei Dämmstoffen vermeiden

Georg Bursik, GF Baumit.

Pauschalempfehlungen könne man derzeit also keine abgeben, gute Planung ist allerdings von allen Seiten empfohlen: „Es zeigt sich, wie wichtig es in Zukunft auch für kleinere Baustellen ist, eine vorausschauende Planung zu haben“, so Baumit-Geschäftsführer Georg Bursik. Von Hamsterkäufen rät er allerdings ab, auch wenn die Situation aus Sicht des Handels und der Verarbeiter verständlich sei. „Das befeuert das Problem nur noch mehr.“

Als WDVS-Anbieter ist Baumit natürlich auch von der aktuellen Rohstoffverknappung betroffen – im Mineralwollebereich sind die Lieferzeiten derzeit noch verträglich. Als Alternative zu klassischen Dämmstoffen bietet sich auch ein monolithisches Mauerwerk in Kombination mit hochdämmendem Putz an – sofern das Bauvorhaben noch nicht zu weit fortgeschritten und in der Planungsphase ist“, so Bursik.

Preissteigerungen belasten die gesamte Bauwirtschaft. Die Lösungsstrategien sind unterschiedlich.

Rohstoffknappheit und Lieferengpässe

Mineralische Dämmstoffe - Nah versorgt

Manfred Wagner, GF Rockwool

Im Bereich mineralischer Dämmstoffe ist die Situation derzeit überschaubarer: „Bei Steinwolle-Dämmstoffen gibt es keinen Rohstoffengpass, weil Basalt als Grundmaterial unserer Produkte in unmittelbarer Nähe unserer Werke vorkommt und sozusagen unendlich zur Verfügung steht“, skizziert Rockwool-­Geschäftsführer Manfred Wagner die Situation. ­Mögliche Engpässe seien daher nur bei ­Zusatzstoffen wie z. B. Bindemittel oder bei ­Rahmenprodukten wie Holz für Paletten als auch bei der Logistikverfügbarkeit möglich – aber auch hier geht Wagner aufgrund der bestehenden Produktionskapazitäten von einer stabilen Lage aus. „Kommt es allerdings zu ­Käufen, um den Glaswolle- oder EPS-Engpässen auszuweichen, ist mit einer Verlängerung der Lieferzeiten trotz Rund-um-die-Uhr-Produktion zu rechnen.“ Darüber hinaus sind Unternehmen natürlich auch im Bereich Energie, bei der Beschaffung von Holz sowie bei für die Produktion relevanten Vormaterialien von den marktüblichen Teuerungen betroffen. „Da die Basis für unseren Geschäfts­erfolg langjährige gute Kundenbeziehungen sind, wird sich die Situation der erhöhten Nachfrage trotz Inflation und steigender Preise für Vormaterialien nicht auf überzogene Preiserhöhungen auswirken.“ Auch bei Rockwool setzt man auf klare Kundenkommunikation – effizient geplant, seien Hamsterkäufe jedoch nicht notwendig. „Wird der Bedarf rechtzeitig gemeldet und werden auch nur jene Mengen bestellt, die wirklich benötigt werden, können die vorhandenen Kapazitäten so gut wie möglich auf die Bauprojekte verteilt werden.“ 

Nicht auf Last-Minute-Deals hoffen

Paul Lassacher, GF F+E, Betrieb & Einkauf Synthesa.

Wie lang die Situation rund um die Verknappung von (chemischen) Rohstoffen andauern wird, bleibt also unklar. „Wir rechnen damit, dass die Situation jedenfalls bis ins dritte Quartal andauern wird“, so Paul Lassacher, Geschäftsführer F&E, Vertrieb und Einkauf bei Synthesa. In Sachen Preis-Leistungs-Verhältnis seien EPS-F-Dämmstoffe an der Fassade derzeit nicht ersetzbar, mineralische Dämmstoffe oft Sonderlösungen. Das oberösterreichische Dämmstoffunternehmen verfüge derzeit noch über ausreichend Verfügbarkeiten für die ­Kunden. Ein Ausweichen auf Nischenprodukte ist damit nur bedingt möglich, „darüber hinaus bedeutet es für die Bauvorhaben oft umplanen bzw. um­denken – je nach Baufortschritt ist das nicht immer machbar“. Mit Fassadendämmstoffen aus Hanffasern sei jedenfalls eine ökologisch nachhaltige Alternative im Angebot. Auch Lassacher rät aktuell dazu, die Bauvorhaben gut im Blick zu behalten. „Unser Rat: rechtzeitig bestellen, langfristig ­planen und nicht auf sogenannte Last-Minute-Deals ­hoffen.“

Bauvertragliche Auswirkungen von Preissteigerungen

Bauvertragliche Auswirkungen von Preissteigerungen

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