Schalungen

"Wir stecken den Kopf nicht in den Sand"

Schalung
13.03.2024

2024 wird für die Schalungsanbieter das erwartet schwierige Jahr. Das neue Wohnbaupaket der Regierung dürfte erst ab 2025 voll wirken. Aber die Branche sieht sich gut gerüstet.
Schalung von Ringer

Die Erleichterung ist bei Markus Ringer nicht zu überhören. „Wir sehen das Wohnbaupaket der Bundesregierung als richtiges und wichtiges Signal. Es gibt dem Markt die notwendigen Impulse, um sich mittelfristig zu erholen“, meint der Eigentümer der Ringer GmbH. Ganz zufrieden ist er mit der Regierung jedoch nicht. „Wichtig wäre allerdings auch die rasche Lockerung der aktuellen KIM-Verordnung“, weist Ringer auf einen nicht nur aus seiner Sicht schwerwiegenden Schönheitsfehler des Pakets hin. Besagte KIM-Verordnung macht den heimischen Banken strenge Auflagen bei der Vergabe von Wohnbaukrediten. Die Bauwirtschaft fordert seit geraumer Zeit vehement ihre Reform – und ist auch diesmal auf taube Ohren gestoßen.

Dennoch überwiegt auch bei Doka Österreich-Geschäftsführer Harald Zulehner die Zufriedenheit: „Positiv zu bewerten ist, dass es einige der von Experten geforderten Empfehlungen in das Paket geschafft haben. Generell erwarte ich mir von den angekündigten Maßnahmen durchaus merkbare Impulse.“ Zulehner hätte sich allerdings gewünscht, dass die Regierung mehr Geld in die Hand nimmt. Im Rahmen des Baupakets sollen bis 2027 rund 2,2 Milliarden Euro fließen – ein Betrag, der aus Sicht Zulehners „durchaus höher hätte sein können“.

Er verweist dabei auf den Einbruch der genehmigten Wohneinheiten. Laut Statistik Austria ging die Zahl der Baubewilligungen für Wohnungen bereits 2022 um 22 Prozent zurück. 2023 waren es weitere 25 Prozent. Für 2024 rechneten die Experten bis vor kurzem mit einem Rückgang der fertiggestellten Wohnungen um rund 12 Prozent. Für 2025 mit einem weiteren Rückgang.

Die große Frage

Die große Frage, die sich die Schalungsanbieter so wie der Rest der Bauwirtschaft nun stellen: Wie schnell wirkt das milliardenschwere Paket des Bundes? Johann Dinhobl, Baumeister aus Wiener Neustadt, geht davon aus, dass das seine Zeit braucht: „Die neuen Bauvorhaben müssen erst einmal geplant und ausgeschrieben werden. Vor Anfang 2025 erwarte ich mir keine spürbaren Effekte.“ Aus Sicht von Doka-Österreich-Chef Zulehner ist daher nun Tempo gefragt. Zudem müsse sichergestellt werden, dass die Fördergelder auch tatsächlich in den Wohnbau fließen. Es sei wichtig, „dass die Bundesländer jetzt zu schnellem und konsequenten Handeln, also zweckgebundenem Einsatz, verpflichtet werden.“

Eines dürfte jedenfalls klar sein: Das Regierungspaket wird keine Wunder bewirken und 2024 das erwartet schwierige Jahr. „Wir sind bereits im November von einer schwierigen Lage bzw. Stagnation ausgegangen und haben unsere Umsatzprognosen nach unten revidiert“, erläutert Peter Radel, Geschäftsführer von Peri Österreich. „Der Infrastrukturbereich läuft bei uns gut.“ Der Bereich Hochbau, insbesondere der Wohnbau, sei aber „extrem stark eingebrochen“. Die Einschätzung von Thomas Graf, Geschäftsführer von Meva in Österreich, klingt ähnlich. „Im Vergleich zum Vorjahr gibt es für die Baubranche keine wesentlichen Veränderungen. Die Flaute zieht sich, mit wenigen Ausnahmen, über Europa hinweg. Insbesondere der Wohnbau bleibt, trotz des enormen Bedarfs an Wohnraum, bis auf weiteres sehr verhalten“, so Graf. „Wir erwarten für 2024 ein weiteres anspruchsvolles und herausforderndes Jahr.“

Dass Österreich kein Einzelfall ist, kann auch Christian Schuster bestätigen. Der Vertriebs- und Niederlassungsleiter von Hünnebeck in Österreich: „Wir wissen spätestens seit letztem Jahr, dass die Zeiten mit niedrigen Zinsen, gut gefüllten Auftragsbüchern und stabilen Kosten vorbei sind. Deshalb ist es keine Überraschung, dass 2024 ein herausforderndes Jahr für die Bauwirtschaft wird, und das nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa“, mein er. Aber, so Schuster weiter: „Darauf haben wir uns eingestellt und uns auf die Chancen konzentriert, die der Markt bietet.“

Diese Aussage steht stellvertretend für die Stimmung in den Führungsetagen der führenden Player am österreichischen Markt für Schalungen und Gerüste. „Die Lage ist bescheiden, aber wir machen das Beste daraus“, formuliert es ein Schalungsprofi, der schon seit vielen Jahren im Geschäft ist.

Bei Hünnebeck hat man sich laut Österreich-Chef Schuster „schon in den letzten Jahren“ auf „die Wachstumssegmente der Bauwirtschaft und auf die Themen, welche die Bauunternehmen besonders umtreiben“ fokussiert: Sicherheit und Produktivität. „In Zeiten hoher Kostenintensivität ist beides entscheidend für das wirtschaftliche Handeln“, ist Schuster überzeugt. „Unsere Produkte und Services sind konsequent darauf ausgelegt, die Produktivität am Bau und die Arbeitssicherheit zu erhöhen.“

Die Einbindung in den international agierenden BrandSafway Konzern und die enge Kooperation mit der deutschen Gesellschaft ermögliche es dem Österreich-Team von Hünnebeck, zudem auch „komplexere Projekte und Großprojekte“ umzusetzen – darunter die A26 Westumfahrung bei Linz und das Büro- und Geschäftszentrum TRP7 bei Graz. Schuster zeigt sich daher „optimistisch“, die Rückgänge im Tiefbau durch Projekte im Tiefbau, kompensieren zu können. Man arbeite an diversen Projekten „außerhalb des Wohnungsbaus. Schuster: „Da wir uns schon in den letzten Jahren auf eine Projektauswahl in der Wachstumssegmenten fokussiert haben, sehen wir uns gut aufgestellt.“

Der Tiefbau läuft auch bei Doka gut. Vor allem in Infrastrukturbereich, so Doka-Österreich-Geschäftsführer Zulehner, sehe es „deutlich besser“ als im Wohnungsbau. „Hier spürt man die Initiativen der relevanten Bauträger.“ Im Bereich von Schalung und Gerüst sei die Kompensation des Rückgangs im Wohnbau durch öffentliche Projekte allerdings schwierig. Zulehner: „Dazu fehlt das Volumen aus Projekten sowohl des geförderten, als auch des frei finanzierten Wohnbaus.“

Der global tätige Doka-Konzern mit Hauptsitz in Amstetten ist allerdings an einigen spektakulären Hochbauprojekte Projekten beteiligt. Dazu zählt der 209 Meter hohe „Hudon’s Site Towers“ in Detroit, bei dem die Niederösterreicher als Komplettausstatter für die Schalungslösungen fungieren, oder der 109 Meter hohe Quadrill Towers, mit dem Linz ein neues Wahrzeichen erhält. Zudem verfolgt Doka international einen Wachstumskurs. Der Konzern hat vor wenigen Wochen den asiatischen Aluminium-Schalungsexperten FME Formwork Technology zu 100-Prozent übernommen.

Am Heimmarkt setzt Österreich-Chef Zulehner auf das „Gesamtpaket aus kompetentem Personal, innovativen Produkten sowie smarten und verlässlichen Lösungen“. Zudem arbeite man an der Erweiterung des Produktportfolios. Dazu zählt laut Zulehner die Aufnahme von Gerüstlösungen, der Kompetenzaufbau beim Thema Gleitschalung und die Weiterentwicklung der digitalen Services.

Peri Österreich-Chef Radel geht davon aus, dass das laufende Jahr „noch viele Herausforderungen mit sich bringen wird“. Die gute Nachricht: „Wir stellen uns diesen Herausforderungen. Wir haben uns in den letzten Jahren im Infrastrukturbereich gut aufgestellt und suchen derzeit nach Verstärkungen für unser Infra-Team“ erläutert Radel und ergänzt: „Wir stecken nicht den Kopf in den Sand, sondern setzen ganz gezielt neue Maßnahmen und Initiativen.“

Dazu zählt der Peri-Manager auch innovative Lösungen wie Micro-Häuser. Radel: „Gerade für die kompakten Baulösungen haben wir ein System, das sich von herkömmlichen Schalungssystemen abhebt.“ Im Tiefbau hat der Peri-Konzern Ende letzten Jahres den Schweizer Tunnelbauspezialisten Kern gekauft. Hier, so Radel, bleibe abzuwarten, „wie sich dieses Segment tatsächlich entwickelt. Sprich, ob sich die Politik eher für eine Investitionsoffensive“ entscheide oder eher die Ausgaben reduziere.

Firmenchef Ringer baut in der aktuellen Marktlage die Betreuung der Kunden weiter aus: „Wir haben unser Service vor Ort beim Kunden sowie den technischen Support weiter ausgebaut“. In der engen, serviceorientierten Zusammenarbeit mit der langjährigen Klientel sieht er „eine unserer großen Stärken“. Ringer setzt zudem auf das Angebot „von Gerüst und Schalung aus einer Hand“ – und hier vor allem auf die projektbezogene Miete. Ringer: „Dieses Service haben und werden wir 2024 weiter ausbauen, unser Mietpark an Wand- und Deckenschalungen sowie Gerüsten wird laufend vergrößert.“ Er ist von den Vorteilen der Miete überzeugt: „Die gesamte Baustellenabwicklung wird dadurch einfacher, die Kosten sind transparent und klar geregelt.“

Meva verfolgt in Österreich im laufenden Geschäftsjahr eine „selektive Marktbearbeitung“, wie Geschäftsführer Graf es beschreibt. „Unser breites Produkt- und Dienstleistungsangebot hilft uns aber gerade in diesen herausfordernden Zeiten.“ Ein „großes Plus“ sieht Graf in der „Wirtschaftlichkeit unserer Produkte aufgrund hoher Langlebigkeit und Effizienz“. Die in Meva-Systemen serienmäßig verbaute Vollkunststoffplatte von alkus ersetze mit ihrer hohen Lebensdauer von mehr als 1.500 Betontagen „dutzende Wechsel von Holzschalplatten“. Graf: „Das ist wirtschaftliche sinnvoll, nachhaltig und bietet über die gesamte Lebensdauer einer Rahmenschalung konstant herausragende Betonoberflächen.“ Meva setzt zudem nicht nur auf den Hochbau. Das Unternehmen ist auch in „zahlreichen Projekten“ am Bau von Tunneln und Trogwänden, Unterführungen, Verkehrswegen und U-Bahn-Stationen und Schächten beteiligt – unter anderem am Ausbau des Wiener U-Bahn-Netzes.

Dennoch, auch Graf erwartet für 2024 kein leichtes Jahr. Besser sollte es aus seiner Sicht 2025 werden: „Wir sind optimistisch, dass die Baubranche zulegt und insbesondere der Wohnbau wieder anziehen wird.“ Die Notwendigkeit, so Graf weiter, sei hinlänglich bekannt. „Dieses Segment schiebe eine Bugwelle vor sich hier, die über Jahre abzuarbeiten ist.

Der Bedarf in Bauprojekten ist und bleibt grundsätzlich vorhanden. Es muss 2025 wieder richtig losgehen.“ Peri Österreich-Geschäftsführer Radel ist „vorsichtig optimistisch“. Glaube man den Prognosen, „soll die Bauwirtschaft 2025 wieder leicht wachsen. Schalungsunternehmer Ringer tendiert in eine ähnliche Richtung. Er rechnet allerdings damit, „dass das Niveau von 2022/2023 nicht erreicht werden kann“. Nachsatz: Wir lassen uns aber gerne positiv überraschen.“ Doka-Österreich-Chef Zulehner geht „zumindest für den Anfang des kommenden Jahres noch von einer Seitwärtsbewegung aus“. Seine Begründung: „Die Projektentwickler können erst dann wieder in einem stabilen Umfeld arbeiten, wenn sich die makroökonomischen Rahmenbedingungen entsprechend stabilisiert haben“ und Fördermaßnahmen greifen.

Hünnebeck-Niederlassungsleiter Schuster glaubt ebenfalls an eine behutsame Besserung. „Wir gehen davon aus, dass der Markt sich ab 2025 wieder langsam erholen wird. Da kommt dann die bauma im April 2025 gerade recht, um Rückenwind für den sich dann erholenden Markt zu geben.“

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