Gewerbe und Handwerk

Energiekostenzuschuss: WKÖ fordert dringende Ausweitung

Energiekosten
16.11.2022

Aktualisiert am 22.11.2022
Die Voranmeldungsfrist des Energiekostenzuschusses für Mehrkosten bis 30. September 2022 ist abgeschlossen. Doch ohne Nachfolgeregelung droht bei Gewerbe und Handwerk ein betrieblicher Kahlschlag. Die WKÖ hat daher fünf Forderungen an die Regierung.
Die Energie- und Rohstoffpreise werden auch in nächster Zukunft hoch sein.
Die Energie- und Rohstoffpreise werden auch in nächster Zukunft hoch sein.

Im Gewerbe und Handwerk schrillen die Alarmglocken. Etliche Branchen haben einen besonders hohen Energiekosten-Anteil. Und viele der klein- und mittelständischen Betriebe erhalten jetzt Energiekosten-Vorschreibungen in exorbitanten Höhen. "Bei uns melden sich so viele Unternehmerinnen und Unternehmer an wie noch nie, nicht einmal während der Corona-Lockdowns war die Verzweiflung so groß", berichtet Spartenobfrau Renate Scheichelbauer-Schuster. Sie warnt vor einen betrieblichen Kahlschlag und fordert eine rasche Lösung gegen die Energiekosten-Explosion und mehr Planbarkeit für 2023. "Viele Betriebe wissen nicht, wie es weitergehen soll. Sogar alteingesessene Familienbetriebe, die Generationen überdauert haben, müssten ohne Hilfe zusperren, um nicht in Konkurs zu schlittern."

Dramatische Energierechnungen

Bis dato ist noch keine Unterstützung bei den Betrieben angekommen. Der Energiekostenzuschuss wurde zwar beschlossen und die Voranmeldung bei der aws, der Förderbank des Bundes, lief bis 21. November 2022. Der Haken dabei: Bis zum eigentlichen Antrag und der Auszahlung der Förderung braucht es noch. Dazu kommt, dass nur Mehrkosten für den Zeitraum von 1. Februar bis 30. September 2022 eingereicht werden können. Doch die wirklich dramatischen Energie-Rechnungen kommen bei den Unternehmen jetzt an, wie Scheichelbauer-Schuster betont.

Alarmierendes Stimmungsbild

Schon die im Oktober veröffentlichte Konjunktur-Umfrage von der KMU Forschung Austria im Auftrag der WKÖ Gewerbe und Handwerk hat ein alarmierendes Stimmungsbild aufgezeigt. Mehr als 80 Prozent der Betriebe meldeten reale Umsatzverluste. Für das vierte Quartal 2022 dominierte daher der Pessimismus, besonders in den Bereichen Baugewerbe, Bauhilfsgewerbe, Fahrzeugtechnik und Holzbau. Nur 22 Prozent der befragten Unternehmen erwarteten eine positive Geschäftsentwicklung. Bereits damals verlangte die Spartenobfrau daher eine rasche Klärung, wie es weitergeht und eine Verlängerung des Energiekostenzuschusses über das Jahr 2022 hinaus.

Gefahr der Rezession

Mit einer Erleichterung der Lage ist in naher Zukunft tatsächlich nicht zu rechnen. Laut aktuellem Wifo-Konjunkturtest sind die Aussichten für die österreichische Wirtschaft trüb. Grund dafür sind die weiterhin hohen Energie- und Rohstoffpreise.

Das Ergebnis ist aufgrund der Prognosen von Wifo und IHS Anfang Oktober dieses Jahres nicht sehr überraschend. Nach dem ersten Halbjahr 2022, wo sich die heimische Wirtschaft noch in einer Hochkonjunktur-Phase befand, setzte ein Abschwung ein, der laut der Prognosen kräftig ausfallen könnte. Von dieser Konjunkturabschwächung sind sämtliche Wertschöpfungsbereiche betroffen, das verarbeitende Gewerbe könnte aber sogar in eine Rezession schlittern.

Fünf klare Forderungen

„Jetzt gibt es noch die Chance, gegenzusteuern. Wenn die Betriebe erst einmal Fakten geschaffen und zugesperrt haben, ist es zu spät“, warnt Scheichelbauer-Schuster. 

Das Gewerbe und Handwerk stellt deshalb folgende Forderungen an die Bundesregierung:

  • Aufstockung des Fördertopfes für den derzeitigen Energiekostenzuschuss
  • Eine zeitliche Ausweitung des Energiekostenzuschusses für die Kostenexplosion ab Oktober 2022
  • Eine Nachfolgeregelung des Energiekostenzuschusses, der eine Planbarkeit bis Ende 2023 bringt
  • Kosten für Gas und Strom, die für alle Betriebe, vor allem und ganz besonders auch für Kleinbetriebe absehbar und kalkulierbar sind
  • Unbürokratische Lösungen beim Energiekostenzuschuss, keine "First-come-first-serve"-Regelung

Ein wenig Hoffnung auf Umsetzung gibt die Rede von Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher am 16. November im Parlament. Kocher hob hervor, dass es weitere Schritte braucht, um die Liquidität der österreichischen Unternehmen zu sichern, damit diese nicht an Wettbewerbsfähigkeit verlieren und gut durch die Krise kommen.