Verordnung
EU-Entwaldungs-VO: Gewerbe und Handwerk reagieren
Gewerbe und Handwerk bewerten das Ergebnis der Trilog-Verhandlungen zur EU-Entwaldungsverordnung mit äußerst gemischten Gefühlen: „Einerseits begrüßen wir die Verschiebung um ein Jahr. Das ist ein Sieg der Vernunft, damit wurde unseren Bedenken Rechnung getragen und Chaos bei der Einführung verhindert“, sagt Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk in der WKÖ: „Andererseits ist es mehr als bedauerlich, dass die Chance verpasst wurde, dem Bürokratiemonster die Giftzähne zu ziehen. Es ist nicht genug, dass die Kommission einfachere Regeln für Länder mit nachhaltiger Waldbewirtschaftung nur in Erwägung zieht, sondern sie muss jetzt zeitnah umfassende Ausnahmen für Herkunftsländer ohne Entwaldungsrisiko ermöglichen. Denn Österreich hat kein Entwaldungsproblem, die Waldfläche nimmt seit Jahrzehnten zu.“ Durch die Veränderung müsse laut der Ausschreibung die Kommission jetzt rasch umfassende Ausnahmen für Länder wie Österreich ermöglichen.
K(l)eine Erleichterungen?
Ein Risikofrei-Status hätte es laut der Ausschreibung ermöglicht, dass die Nachweispflichten für Rohstoffe heimischen Ursprungs entfallen. Den vielen Klein- und Mittelbetrieben hätte es demnach zudem das Leben wesentlich erleichtert, wenn die Dokumentationspflichten - so wie bisher in der EU üblich - nur bei demjenigen angefallen wären, der die Waren in der EU erstmals in Verkehr bringt. Im Gewerbe und Handwerk in Österreich sind zahlreiche überwiegend kleinere Betriebe betroffen, die entsprechende Rohstoffe importieren: vom Fleischer (Rindfleisch) bis zum Futtermittelhersteller (Soja), vom Chocolatier und der Konditorei (Kaffee, Kakao), über den Tischler (Holz) bis zum KFZ-Betrieb (Kautschuk).
Belastungen in Zahlen
Laut einer Umfrage von KMU Forschung Austria beklagen 71 Prozent der Betriebe im Gewerbe und Handwerk in Österreich, dass die Belastungen durch Bürokratie in den vergangenen drei Jahren zugenommen haben. Der durch bürokratische Auflagen verursachte Aufwand sei gewaltig: Die Gesamtkosten für das Gewerbe und Handwerk würden sich schon jetzt auf 4,3 Milliarden Euro pro Jahr belaufen. Es müssten dafür jedes Jahr rund 70 Millionen Arbeitsstunden aufgewendet werden. Das entspreche 42.190 Vollzeit-Arbeitsstellen oder 6,6 Prozent der gesamten Personalkapazität. (PWK453/HSP)