Energie
Gaskrise: So ginge die Eigenversorgung
Eine Alternative zu fossilem Gas ist Biomethan, das aus Bio-Mist, also agrarischen Reststoffen wie Zwischenfrüchte, Maisstroh, Festmist oder Gemüsereste gewonnen werden kann. Die Biogasanlage in Margarethen am Moos (NÖ) zählt zu der größten des Landes.
"Seit März 2019 läuft unsere Biogasaufbereitungsanlage auf Hochtouren. Unsere elf Mitarbeiter sind mit viel Herzblut dabei", sagt Stefan Malaschofsky, geschäftsführender Gesellschafter der EVM Energieversorgung Margarethen am Moos. Aktuell verarbeitet die Anlage rund 1.100 Normkubikmeter Rohbiogas pro Stunde. "Bereits 300 Biogasanlagen dieser Größe würden zum Beispiel schon ausreichen, um alle Gashaushalte zu 100 Prozent mit klimaneutralem Biomethan zu versorgen", betont Malaschofsky. Voraussetzung dafür wäre natürlich, dass die gesamte Biogasmenge in Form von Biomethan ins Gasnetz eingespeist würde. Die entsprechenden Anreize fehlen allerdings derzeit noch.
Enormes Potenzial
Experten der Johann-Kepler-Universität Linz, der Montanuniversität Leoben und Bioenergy2020+ haben errechnet, dass Österreich bis zu 50 Prozent des Gasbedarfs allein mit heimischem Biogas deckten könnte, wie es in Margarethen hergestellt wird. "Zunächst sollte jetzt aber das riesige heimische Biogaspotenzial gehoben werden. Das schafft Wertschöpfung und Arbeitsplätze im Inland und vereint zudem Versorgungssicherheit und Klimaschutz", betont Michael Mock, Geschäftsführer der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW). Voraussetzung für den Biogasausbau ist ein gesetzlicher Rahmen in Form eines Grün-Gas-Gesetzes, das vergleichbar dem Ökostromgesetz ausgestaltet werden sollte und den Investoren und Betreibern Planungssicherheit gibt.
Wie Erdgas, nur besser
Biomethan funktioniert wie Erdgas und ist zu 100 Prozent erneuerbar. "Unser Biomethan ist physikalisch völlig ident mit Erdgas. Das bedeutet: Sämtliche Gasendgeräte können damit einwandfrei betrieben werden – vom Heizkessel zu Hause, über das Erdgasauto, bis hin zur Industrieanlage", sagt EVM-Betriebsleiter Michael Jungbauer. In Österreichs größter Biogasanlage ist Bio-Mist drinnen, denn hier werden nur agrarische Reststoffe wie Zwischenfrüchte, Maisstroh, Festmist oder Gemüsereste, aber keine Lebensmittel vergoren. "Zu uns kommt der Abfall, der nicht in den Handel geht. Wir nehmen nur reine Produkte und kein Fleisch", betont Malaschofsky.
Ursprünglich war die Biogasanlage Margareten am Moos von Landwirten als bäuerliche Genossenschaft gegründet worden und 2007 mit einer Biomethan-Hoftankstelle ausgestattet. Seit 2015 wird in einer nahegelegenen, 100.000 Quadratmeter großen Paradeiser-Plantage, das bei der Biogas-Herstellung anfallende CO2 als Pflanzendünger und die Anlagenabwärme fürs Klima im Glashaus genützt.