Konjunkturreport der WKO
„Das Zahnrad des Handwerks kommt nicht in Gang“
„Viele Betriebe weinen dem Jahr keine Träne nach“, eröffnete die Obfrau der Bundessparte die Präsentation mit klaren Worten. Das vergangene Jahr markiert einen weiteren Rückgang für das Gewerbe und Handwerk in Österreich. Mit einem realen Umsatzminus von 4,5 Prozent setzt sich der seit 2020 andauernde Negativtrend fort. Besonders stark betroffen waren Bau und Holzbau, Metalltechnik und Kunststoffverarbeitung. „2019 war das letzte Jahr mit einem realen Umsatzplus. Seitdem geht es bergab“, betonte Scheichelbauer-Schuster.
Zu den Hauptursachen zählen die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, Lieferengpässe, der Ukraine-Krieg, Inflation sowie hohe Lohnabschlüsse. Diese Belastungen führten in vielen Branchen zu einem spürbaren Rückgang der Nachfrage. Der durchschnittliche Auftragsbestand im vierten Quartal 2024 sank um 5,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders drastisch traf es die Metalltechnik (-18,7 Prozent), während die Kunststoffverarbeitung einen Rückgang von 16 Prozent verzeichnete.
Einzelne Branchen zeigten hingegen positive Entwicklungen: Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker meldeten ein Auftragsplus von 12,7 Prozent. Dachdecker, Glaser und Spengler konnten ebenfalls einen Zuwachs um 8,5 Prozent erzielen. Diese Ausnahmen blieben jedoch die Ausnahme in einem überwiegend negativen Umfeld.
Vorerst keine Trendwende in Sicht
Die Erwartungen für das erste Quartal 2025 zeigen ein getrübtes Stimmungsbild. Nur 14 Prozent der Betriebe rechnen mit einer positiven Entwicklung, während 33 Prozent pessimistisch sind. Besonders düstere Aussichten bestehen weiterhin in der Bauwirtschaft und der Metalltechnik. Scheichelbauer-Schuster merkte hierzu an: „Das mag zum Teil saisonbedingt sein, aber nicht in diesem Ausmaß. Bei den Metalltechnikern sind die Erwartungen seit zwei Jahren durchgehend negativ.“
Die schwierige wirtschaftliche Lage wirkt sich auch auf den Personalbedarf aus. Laut der KMU Forschung Austria planen nur 15 Prozent der Betriebe eine Erhöhung ihrer Belegschaft, während 77 Prozent den Personalstand konstant halten möchten. Acht Prozent der Unternehmen beabsichtigen Kürzungen.
Forderungen an die Politik
In ihrer Analyse forderte die Wirtschaftskammer konkrete Maßnahmen zur Unterstützung der Betriebe. „Das wirtschaftliche Wohlergehen eines Volkes ist die Grundlage für sozialen Frieden“, zitierte Scheichelbauer-Schuster den ehemaligen Bundeskanzler Julius Raab. Sie unterstrich, dass strukturelle Reformen dringend notwendig seien, um die Schwächephase nicht zu einer dauerhaften Krise werden zu lassen.
Ein zentraler Punkt ist der Abbau von Bürokratie. Die Vielzahl an Dokumentations- und Berichtspflichten überfordere vor allem kleine Betriebe. „Das günstigste und effizienteste Konjunktur-Paket ist der Abbau von Bürokratie“, ergänzte Spartengeschäftsführer Reinhard Kainz. Ein Zurückfahren des bürokratischen Mehraufwandes um nur 10 Prozent würde die Betriebe im Gewerbe und Handwerk um 430 Mio. Euro pro Jahr entlasten und 4.200 Vollzeitbeschäftige für produktive Tätigkeiten freispielen.
Die Frage nach den geplanten Kürzungen einer möglichen Blau-Schwarzen Regierung beim Klimaschutz und den Folgen für den Green-Tech Bereich (Photovoltaik und SHK) beantwortete die Spartenobfrau mit einem konstruktiven Vorschlag: Die Energiewende müsse gelingen und die Wirtschaftskammer sei gerne bereit gemeinsam mit Experten die Treffsicherheit der Maßnahmen zu beraten. Eine zielgerichtete Förderpolitik sei erforderlich. Die ökologische Transformation sei eine Chance für die Branche und Österreich habe sich hier ein gefragtes Know-how aufgebaut, so die Spartenobfrau.
Handwerkerbonus als Erfolgsmodell
Positiv hervorgehoben wurde der Handwerkerbonus, der 2024 eine Hebelwirkung von 1,5 Milliarden Euro auslöste. „Der Bonus ist eine Erfolgsgeschichte“, erklärte Scheichelbauer-Schuster. Neben der Förderung von Bau- und Sanierungsprojekten trage diese Maßnahme zur Bekämpfung von Schwarzarbeit bei und sichere zahlreiche Arbeitsplätze.
Die wichtigsten Fakten
- Realer Umsatzrückgang 2024: Minus 4,5 Prozent.
- Betroffene Branchen: Baugewerbe, Holzbau, Metalltechnik, Kunststoffverarbeitung.
- Auftragsbestand Q4/2024: Rückgang um 5,2 Prozent, Metalltechnik am stärksten betroffen mit minus 18,7 Prozent.
- Erwartungen Q1/2025: 14 Prozent der Betriebe erwarten Zuwächse, 33 Prozent pessimistisch.
- Personalbedarf: 15 Prozent planen eine Erhöhung, 77 Prozent wollen konstant bleiben.
- Forderungen: Bürokratieabbau, gezielte Förderungen, Fortführung des Handwerkerbonus.