Gewerbe und Handwerk

Umsatzkurve geht steil bergauf

Konjunktur
01.07.2021

Die Umsatzentwicklung im Bereich Gewerbe und Handwerk ist im Aufwärtstrend, bei einzelnen Branchen mit Verzögerung. Trotzdem gibt es große Themen, die unter den Nägel brennen.
Nahaufnahme eines Maurers bei der Montage einer Ziegelwand auf der Baustelle.
Die Konjunkturdaten von Gewerbe und Handwerk haben sich erholt, vor allem bei den investitionsgüternahen Branchen läuft es sehr gut.

Das Jahr 2020 hat dem Bereich Gewerbe und Handwerk eine historische Krise beschert: Es war das schlechteste Jahr seit 40 Jahren. Mittlerweile schauen die Ergebnisse schon viel besser aus. "Es geht wieder bergauf, in einzelnen Brachen zwar mit Verzögerung, die Talsohle scheint aber überschritten zu sein", freut sich Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk der WKO, bei der Präsentation der Konjunkturerhebungen nach dem 2. Quartal 2021.

Nominell besser als BIP

"Die Ergebnisse fallen schon erfreulicher aus", bestätigt Christina Enichlmair von der KMU Forschung Austria, die die Konjunkturdaten für die WKO erhebt. Die Umsätze sind im 1. Quartal 2021 wertmäßig um 0,9 Prozent gegenüber dem 1. Quartal 2020 gestiegen. Das Gewerbe und Handwerk hat sich somit besser entwickelt als das nominelle Bruttoinlandsprodukt, das bei einem Minus von 3,6 Prozent liegt.

Die Erholung ist vor allem auf größere Betriebe mit zwanzig oder mehr Beschäftigten zurückzuführen, wobei es branchenbedingte Unterschiede gibt. Während sich die Auftragslage bei den Branchen Bau (+7,1%), Hafner, Platten- und Fliesenleger, Keramiker (+6,0%), Metalltechniker (+7,3%), Holzbau (+6,6%) sowie Tischler und Holzgestaltende Gewerbe (+6,0%) besonders gut entwickelt, kämpfen Fotografen, Friseure sowie die Mode und Bekleidungstechnik noch immer mit Umsatzrückgängen.

Umsatz entwickelt sich sehr gut

Insgesamt hat sich gezeigt, dass alle investitionsgüternahen Branchen Umsatzsteigerungen verzeichnen. Der durchschnittliche Auftragsbestand im 2. Quartal 2021 ist verglichen zum 1. Quartal 2021 um 25,2 Prozent gestiegen. Besonders hohe Steigerungen gab es im Baunebengewerbe (Hafner, Platten- und Fliesenleger, Keramiker), bei Tischler und Holzgestaltende Gewerbe sowie im Bereich Elektro-, Gebäude-, Alarm- und Kommunikationstechnik. Dadurch ist der Anteil an Betrieben mit Umsatzsteigerungen höher als jener mit Umsatzrückgängen, so Enichlmair, laut der die Umsatzentwicklungskurve steil bergauf geht.

Rund 76 Prozent des Gesamtauftragsbestandes entfielen im 2. Quartal auf private bzw. gewerbliche Auftraggeber, 15 Prozent auf öffentliche Bauprojekte, die über Generalunternehmer bzw. Bauträger (Genossenschaften) abgewickelt werden und 9 Prozent auf Direktvergaben durch Bund, Länder und Gemeinden.

Optimismus nimmt stetig zu

Deutlich positiv sind daher auch die Erwartungen für das 3. Quartal 2021. 27 Prozent der Betriebe rechnen mit Steigerungen bei den Auftragseingängen bzw. Umsätzen gegenüber dem 3. Quartal 2020, im Vorjahr waren es nur 15 Prozent. 59 Prozent der Firmen erwarten keine Veränderung, 2020 waren es 42 Prozent. Und 14 Prozent befürchten Umsatzrückgänge, was im Vergleich zum Vorjahr, wo es noch 43 Prozent waren, eine höchst erfreuliche Entwicklung ist.

Die positive Stimmung zeigt sich auch am Saldo, der sich aus dem Anteil der Betriebe mit positiven Erwartungen abzüglich der negativen Erwartungen errechnet: Es überwiegen die optimistischen Einschätzungen um 13 Prozentpunkte, eine markante Verbesserung zum Niveau des 1. Quartals, wo das Ergebnis noch mit 8 Prozentpunkten im Minus lag. Dabei war schon das eine Verbesserung, denn der Saldo lag im 3. Quartal 2020 bei minus 28-Prozentpunkten.

Vom Comeback zum nachhaltigen Wachstum

Auch bei der Personalplanung ist der positive Trend zu bemerken. Im Durchschnitt ergibt sich eine geplante Erhöhung des Beschäftigtenstandes um 6,0 Prozent, damit liegt der Personalbedarf über dem Niveau des 2. Quartals 2020, wo der Durchschnittswert bei 5,1 Prozent lag. "Es sieht fast so aus, als hätte es keine Krise gegeben", so Enichlmair, die aber gleichzeitig zu bedenken gibt, dass der durchschnittliche Personalbedarf auch in der Krise nur geringfügig zurückgegangen ist. Der Grund dafür ist die starke Abhängigkeit der Branchen von Fachkräften und die erfreuliche Auswirkung der Kurzarbeit.

"In einigen Bereichen werden Hilfsmaßnahmen aber weiterhin notwendig sein", mahnt Scheichelbauer-Schuster. "Wir müssen Sorge tragen, dass aus dem Comeback ein nachhaltiges Wachstum wird". Potenzial dafür sieht sie beispielsweise im Klimaschutz, für den die Firmen, überwiegend Klein- und Mittelbetriebe, hohe Kompetenzen haben. "Dafür braucht es positive Anreize, also Förderungen für Verbraucher", so  Scheichelbauer-Schuster

Wo der Schuh noch (immer) drückt

Es gibt aber noch andere große Themen, die unter den Nägeln brennen. Zu den größten Knackpunkten zählen die Rohstoffknappheit und die damit verbundenen Preiserhöhungen. Reinhard Kainz, Geschäftsführer Bundessparte Gewerbe und Handwerk, hatte zu Recht die Sorge, dass dadurch der Aufschwung verhindert wird. Derzeit gibt es noch keine Entwarnung: "Die Lage hat sich verschärft", so Kainz. Er geht aber davon aus, dass dieses Phänomen nur ein vorübergehendes Problem ist. Noch ist die Sache aber nicht ausgestanden, auch wenn es eine leichte Entspannung auf den Märkten gibt. "Bis Mitte Herbst sollte die Entspannung in Österreich zu spüren sein". Weiterhin begleiten werden die Branchen aber der Fachkräftemangel und der Engpass bei qualifizierten Nachwuchskräften und Lehrlingen.

Die Ergebnisse der KMU Forschung Austria-Konjunkturbeobachtung im 2. Quartal 2021 basieren auf den Meldungen von 2.285 Betrieben mit 45.469 Beschäftigten.