Interview: Klare Worte

"Zehn Jahre sind sportlich, aber machbar"

Interview
10.07.2024

Peter Mayr, Geschäftsführer Vertrieb, bei Liebherr Österreich, findet im Gespräch mit der Bauzeitung klare Worte. Er spricht darüber, was die Politik sich wünscht und was realistisch ist – und über ein Thema, das ihm ganz besonders am Herzen liegt.
Liebherr Österreich-Geschäftsführer Peter Mayr

Peter Mayr über das laufende Geschäft:
Das Geschäft läuft heuer recht gut. Wir haben als Liebherr Österreich im Baumaschinengeschäft nur einen leichten Umsatzrückgang. Die Zusammensetzung des Geschäfts ist aber anders als in normalen Jahren: Der Hochbaubereich ist stark rückgängig, speziell der Wohnungsbau. Hier spüren wir die Entwicklung des Marktes. Der Tiefbau inklusive Spezialtiefbau läuft dagegen besser. Beim Ertrag spüren wir einen Druck auf die Preise aufgrund der hohen Lagerbestände bei allen Anbietern.

Warum es jetzt wichtig ist, die Bauwirtschaft zu unterstützen:
Die Bauwirtschaft ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber. Wir brauchen sie als Gesellschaft, und wir brauchen Wohnraum für die Menschen. Das Schlimmste, was uns jetzt passieren könnte, wäre, die Bauwirtschaft jetzt im Regen stehen zu lassen. Vor allem die kleineren Betriebe könnten sonst stark unter Druck kommen.

Warum Investitionen in die Infrastruktur so wichtig sind:
Investitionen in die Infrastruktur sind Investitionen in die Zukunft. Sie sind laufend notwendig und wichtig für den Standort. Gerade in der aktuellen Situation sind sie auch ein Schlüssel, um die schwache Konjunktur auszugleichen. Die USA haben es vorgemacht: Sie haben massiv in die Infrastruktur investiert. Österreich sollte hier auch weiter zulegen.

"Der Green Deal der EU erfordert hohe Investitionen."

Auf welche Infrastruktur es ankommt:
Der Green Deal der EU erfordert hohe Investitionen. Wir denken als Baumaschinenhersteller an neue emissionsfreie Antriebstechnologien wie Elektro- oder Wasserstoffantriebe. Damit diese Technologien flächendeckend eingesetzt werden können, braucht es aber die notwendige Infrastruktur: Es braucht den Ausbau der nachhaltigen Energie, um den Strom für die Elektromobilität und den Wasserstoff produzieren zu können. Es braucht den Ausbau der Stromnetze. Und es braucht den Ausbau der Ladeinfrastruktur.   

Welche nachhaltigen Antriebe für Baumaschinen in Zukunft die richtigen sind:
Es gibt nicht die eine Antriebsmethode, die alles lösen wird. Man muss den passenden Antrieb für den jeweiligen Leistungsbereich bieten: Für Autos und kleinere Baumaschinen halten wir den Elektroantrieb für die richtige Wahl. Für LKWs und größere Baumaschinen denken wir eher an HVO-Treibstoffe und ultimativ an Wasserstoff. Die Politik hätte gerne eine Einheitslösung für alle Probleme. Die gibt es aber in dieser Frage nicht.

Wie weit Liebherr beim Wasserstoffantrieb ist:
Die ersten Prototypen fahren bereits mit Wasserstoff. Wir als Hersteller sind bereit für diese Technologie. Jetzt muss die Infrastruktur aufgebaut werden. Umso schneller, umso besser. Realistisch gesehen wird es aber noch einige Jahre dauern, bis das Wasserstoff-Tankstellennetz zur Verfügung steht. Und man braucht einige Zeit, um die Wasserstoff-Produktion aufzubauen. Dafür sind wieder Investitionen in erneuerbare Energie notwendig – in Windkraft und Solaranlagen. Ich halte hier einen Zeitrahmen von zehn Jahren für sportlich aber machbar.

Über ein Thema, das ihm ganz besonders am Herzen liegt:
Die Gesellschaft hat manchmal eine vorgefertigte Meinung zu unserer Jugend. Aber sie will letztlich das Gleiche, was wir gewollt haben: die eigenen vier Wände. Es kann nicht sein, dass junge Menschen – vor allem in Ballungsräumen – wissen, dass sie sich nie ein Eigenheim leisten werden können. Jemand der fleißig ist und hart arbeitet, sollte sich das leisten können. Mit gezielten Förderungen für Erstkäufer könnte man hier helfen. Teilweise gibt es sie ja bereits.

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