Interview

"Installateure wird es immer brauchen!"

Interessensvertretung
12.06.2024

Stieß man in einem Wiener Straßenzug bis vor kurzem auf einen Installationsbetrieb, so sind es heute vier, sie wachsen wie die Schwammerl! Was es damit auf sich hat und wie die Wiener Installateure zur Energiewende stehen, darüber spricht Landesinnungsmeister Robert Breitschopf im Interview.
Robert Breitschopf

Gebäude Installation: Die Betriebsgründungen in Wien scheinen fast schon inflationär. An jeder Ecke sperrt – gefühlt – wöchentlich ein neuer Installateur sein Geschäft auf. Wie das?

Robert Breitschopf: Es gibt keine Limitierung der Betriebe, das Gewerbe hat keine Beschränkung. Für die Wirtschaft ist diese Entwicklung gut, es gibt eigentlich zu wenig Installationsbetriebe. Ich begrüße jeden neuen Betrieb. Die Anzahl ist in den letzten Jahren sicher um zwanzig bis fünfundzwanzig Prozent gestiegen. Das Problem dabei ist aber, dass sehr viele dubiose Firmen dabei sind, Ein-Mann-Unternehmen mit Diskontpreisen, die nicht korrekt arbeiten. Wenn Sie den Begriff „Installateure Wien“ googeln, sind die ersten Ergebnisse Problemmeldungen und Beschwerden. Der Markt wird sich aber bereinigen. Die Anforderungen sind derart hoch, dass nur die wirklich Guten eine Chance haben am Markt zu überleben.

Wenn Sie meinen, dass es grundsätzlich zu wenig Betriebe in Wien gibt um alle Anfragen und Aufträge zu erfüllen, deutet das daraufhin, dass es der Branche gut geht, oder?

 Ich darf für meinen Betrieb sprechen, es geht mir nicht schlecht, wir haben immer noch viel zu tun. Es herrscht aber eine extreme Verunsicherung. Während Corona wurde sehr viel investiert, dann der Ukraine Krieg, die Finanzmarktkrise. Die Investoren haben ein Problem, bei mir ist es noch nicht gelandet. Wir sind gut ausgelastet, die Nachfrage ist aber zurückgegangen.

Inwieweit sind die Förderungen Impulsgeber für den Markt?

Wir hatten bis vor kurzem sehr viele Anfragen nach Wärmepumpen, wir dürfen wirklich nicht raunzen. Es scheitert aber oft an der Vorfinanzierung, gerade bei Jungfamilien. Anders ist das bei Leuten, die in Pension gehen und ihre Abfertigung in eine neue Wärmepumpe plus PV-Anlage investieren, damit sie in Zukunft sparen.

Die Förderungen richten sich vorrangig an private Häuslbauer, oder Besitzer von Einfamilienhäusern. Kritiker sprechen von einer „Reichenförderung“…

Nicht jeder, der ein Haus hat oder baut ist reich, ich spreche lieber von einer „Privilegierten-Förderung“. Man kann aber immer etwas zum Nörgeln und Kritisieren finden. Das ist eine politische Geschichte, jeder hat eine andere Meinung. Die Förderungen können aber mit Sicherheit dazu beitragen die Energiewende anzustoßen.

Apropos Energiewende: In Wien soll die Fernwärme maßgeblich dazu beitragen.

Ganz richtig und anders als bis noch vor ­kurzem werden Fernwärmeanschlüsse nicht mehr auf Bestellung, sondern, wenn man so will, auf Verdacht verlegt. Wien wurde dazu in vier Zonen aufgeteilt. Viele Fragen sind jetzt noch offen. Es gibt keine klare Preistransparenz, es wird auch rechtlich ein Problem. Wer zahlt, der Eigentümer oder der Mieter? Kann man je­manden zum Anschluss zwingen? Was ist mit jenen ­Gegenden, in die die Fernwärme nicht kommt? Die Fernwärme hat ihre Berechtigung, die Kehrseite ist aber, dass wir 150 Grad heißes Wasser kilometerweit durch die Gegend jagen.

Welche Alternativen sehen Sie?

Die Geothermie hat in Wien große Chancen, wir befinden uns in einer Thermenlandschaft. Geothermie ergibt Sinn. Und: Wien will zum Drehkreuz bei der Verteilung von Wasserstoff werden. Für die Wiener Energieversorgung wird Wasserstoff aber kein großes Thema werden, Wasserstoff braucht man für andere Anwendungen.

Noch einmal zurück zur Fernwärme, beziehungsweise den Gasausstieg in Wien. Geht dadurch nicht ein sehr wichtiges Geschäftsfeld für die Wiener Installateure verloren?

Der Geschäftszweig mit Gasgeräten wird zurückgehen, aber auch Fernwärmestationen brauchen eine fachgerechte Installation und Wartung. Sie sind nicht so serviceintensiv, ich bin aber überzeugt, dass sich ganz neue Betätigungsfelder auftun. Wir werden Änderungen erleben, aber trotzdem einen Installateur brauchen. Wasser zum Beispiel wird immer kostbarer werden, auch die Wärmepumpen brauchen Wartungen. Gas ist eine bequeme Geschichte, der Geschäftszweig wird aber bis 2040 nicht weg sein, das wird sich nicht ausgehen.

 Geben Sie „grünem“ Gas in Wien eine Chance?

Biogas finde ich großartig! Wir haben vor kurzem ein Biogaskraftwerk in Moosbrunn besichtigt, ein toller Kreislauf. Schnittgut wird methanisiert, Energie gewonnen. Biogas müsste auch das Mascherl haben CO₂-neutral zu sein. Die Stilllegung des Gasnetzes in Wien ist in vielen Köpfen, es wird aber viele Jahre brauchen um das zu realisieren. Ist es wirklich gescheit? Das Stromnetz in Wien müsste verdoppelt werden, neue Trafostationen müssen gebaut werden. Eine Idee radikal mit Gewalt umzusetzen, führt nie zu vernünftigen Lösungen.

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