Konjunkturprognose
Leichte Konjunkturbelebung dank robustem Arbeitsmarkt
Seit der letzten Wifo-Prognose im Dezember 2022 ist die internationale Konjunktur nicht in Schwung gekommen. Der Abschwung im EU-Raum seit dem 2. Halbjahr 2022 setzte sich nach dem Jahreswechsel fort. Bremsend wirkten der starke Anstieg der Energiepreise, die hohe Unsicherheit und die Straffung der Geldpolitik. Ab dem Frühjahr rechnet die EU-Kommission jedoch mit einem gedämpften Wachstum.
Auch in Österreich stagniert die Wirtschaftsleistung seit Mitte des Vorjahres, was nach aktueller Prognose des Instituts für höhere Studien (IHS) im ersten Halbjahr 2023 andauern wird. Danach erwartet IHS-Direktor Klaus Neusser, dass die heimische Wirtschaft auf einen abgeschwächten Wachstumspfad einschwenkt. Das deckt sich mit der Prognose des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo). Die Wifo-Experten gehen davon aus, dass sowohl im Euro-Raum als auch in Österreich die Wirtschaft ab der Jahresmitte 2023 wieder Fahrt aufnimmt. Erwartet werden beim BIP Wachstumsraten von 0,5 % (IHS) bzw. 0,3 % (Wifo) für 2023 sowie 1,4 % (IHS) bzw. 1,8 % (Wifo) für nächstes Jahr.
Arbeitslosigkeit bleibt stabil
Wie schon bei früheren Prognosen sticht auch dieses Mal die Arbeitsmarktentwicklung positiv hervor. Trotz schwächerer Wirtschaftsleistung hat in Europa die Beschäftigungsdynamik nur wenig nachgelassen, wodurch die Arbeitslosigkeit niedrig blieb. Sowohl Wifo als auch IHS gehen davon aus, dass die Konjunkturschwäche auch weiterhin kaum Spuren am heimischen Arbeitsmarkt hinterlassen wird. Das Wifo erwartet in Österreich für 2023 eine durchschnittliche Arbeitslosenquote von 6,4 Prozent, für 2024 geht man von einem Rückgang auf 6,1 Prozent aus. Laut IHS-Prognose dürfte in beiden Jahren die Beschäftigung jeweils um rund ein Prozent zulegen und die Arbeitslosenquote auf rund 6,3 Prozent verharren.
Weiterer Rückgang am Bau
In Sachen Exportwirtschaft hat Österreich im Vorjahr von einer recht kräftigen internationalen Nachfrage profitiert. Davon ausgehend sollte die Konjunkturbelebung in weiterer Folge in vielen Bereichen zu spüren sein. Doch die Bauwirtschaft kann diese positive Entwicklung nicht nutzen. Hohe Preissteigerungen und das schwierige Finanzierungsumfeld werden die Nachfrage weiter schrumpfen lassen, vor allem im Wohnbau. Das Wifo erwartet daher für 2023 einen weiteren Rückgang der Bauinvestitionen (-0,8 %, real), der sich 2024 sogar noch beschleunigt (-1,4 %).
Inflation sinkt nur langsam
Ebenso unerfreulich sind die Aussichten bei der Inflation, auch wenn die Schnellschätzung der Statistik Austria für März eine Inflationsrate von 9,1 Prozent ergab. Damit liegt der Wert zwar wieder deutlich unter der Zehn-Prozent-Marke und auf dem niedrigsten Wert seit Juni 2022, aber das ist kein Grund zum Jubeln. Im Vergleich: Deutschland meldete für März eine Inflationsrate von nur mehr 7,4 Prozent.
Aufgrund der hohen Energiepreise betrug die Inflationsrate 2022 in Österreich im Durchschnitt 8,6 Prozent. Ein Wert, der bisher nur von der Teuerung im Jahr 1974 mit 9,5 Prozent übertroffen wurde. Im Jahresverlauf hat sich die Inflation deutlich beschleunigt und an Breite gewonnen. Der Oktober war mit 11 Prozent der stärkste Monat des vergangenen Jahres. Mit dem Rekordwert von 11,2 Prozent ging es dann ins Jahr 2023. Nach Ansicht des Wifo wird es da keine rasante Veränderung geben, die Verbraucherpreise werden heuer weiter stark steigen.
Stärkere Straffung der Geldpolitik
Für das Gesamtjahr 2023 erwartet das Wifo daher einen Anstieg des Verbraucherpreisindex (VPI) um 7,1 Prozent, das IHS um 7,5 Prozent. Vorausgesetzt es gibt ab der zweiten Jahreshälfte eine spürbare Abschwächung des Preisauftriebs. 2024 soll die Inflation voraussichtlich übers Jahr 3,8 Prozent (Wifo) bzw. 3, 5 Prozent (IHS) betragen.
Österreich wird somit weit entfernt vom 2-Prozent-Inflationsziel der EZB sein, ist damit jedoch nicht alleine. Die Ergebnisse des ZEW-Finanzmarkttests ergeben im Euroraum für die Jahre 2023 und 2024 im Median eine Inflationsraten von 4,5 Prozent bzw. 3,0 Prozent. Um das überhaupt zu schaffen, könnte eine noch stärkere Straffung der Geldpolitik notwendig werden. Was so viel bedeutet, dass es zu weiteren Zinserhöhungen der EZB kommen kann.