Austrian Business Check
Betriebe trotz Krise optimistisch
Obwohl die Corona-Krise nicht spurlos an der heimischen Wirtschaft vorüberging, zeigt der Stimmungsbarometer der Unternehmen trotzdem nach oben. Das ergab die KSV1870-Umfrage bei rund 1.200 Betrieben im Rahmen des Austrian Business Check 2021. Insgesamt sind es 76 Prozent, die positiv in die Zukunft blicken. Und das, obwohl 57 Prozent der Befragten aufgrund der Corona-Krise teils sehr starke Umsatzeinbrüche hatten. Anderseits sind bei fast einem Viertel die Umsätze in der gleichen Zeit gestiegen, zum Beispiel in den Bereichen Land/Tier/Forstwirtschaft, holzverarbeitende Industrie und Bauwirtschaft.
„Die Corona-Krise hat massive Spuren hinterlassen. Nichtsdestotrotz ist der Optimismus der Unternehmen ungetrübt. Die Unternehmen sehen vor allem der Aufhebung des Lockdowns positiv entgegen. Dieser Optimismus gibt den Rückenwind für die Zukunft“, erläutert Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG. Vor allem Unternehmen aus der Steiermark, dem Burgenland und Oberösterreich sind positiv gestimmt, ebenso Betriebe aus den Bereichen Pharma, Land/Tier/Forstwirtschaft, IT und der Bauwirtschaft.
Weit entfernt von Krisen-Lethargie
Trotz aller Schwierigkeiten sind 45 Prozent Betriebe mit der derzeitigen Geschäftslage zufrieden, 18 Prozent davon sogar sehr zufrieden. Das ist im Vergleich zum Ergebnis vor der Krise, wo der Wert bei über 60 Prozent lag, natürlich ein Rückgang, angesichts der Corona-Problematik aber ein guter Wert.
Bei 39 Prozent der Betriebe hat sich laut aktuellem Austrian Business Check seit Beginn der Krise das Geschäfts- und Vertriebsmodell geändert, bei weiteren 22 Prozent steht eine Anpassung unmittelbar bevor. Die häufigsten Veränderungen betreffen Anpassungen von Geschäftsbereichen (48%), die stärkere digitale Kundenkommunikation (41%) und den Aufbau neuer, meist digitaler, Vertriebskanäle. „Die österreichischen Unternehmen sind also nicht in eine Krisen-Lethargie verfallen, sondern sehen die Pandemie als Katalysator für Veränderungen. Viele müssen aber noch einen Zahn zulegen, damit die Bewältigung der Krise am Ende des Tages gelingt. Vieles muss komplett neu gedacht werden“, so Vybiral. Vor der Corona-Krise hatten 63 Prozent der Unternehmen, also fast zwei Drittel, keine digitale Agenda, jetzt sind es nur mehr 51 Prozent. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass statt 27 Prozent jetzt 49 Prozent die Digitalisierung auf ihrer Agenda haben. „Die Krise wurde positiv genutzt. So ist ein entscheidender Schritt in Richtung einer digitalen Zukunft gelungen – spät aber doch“, meint Vybiral.
Positiv ist auch, dass laut der Umfrage 62 Prozent der Unternehmen ihre Mitarbeiter behalten möchten. 15 Prozent planen sogar eine Erhöhung der Mitarbeiterzahl, vor allem im IT-Bereich, der Bauwirtschaft und der Pharma-Industrie. Bei der Mitarbeitersuche stehen vor allem die Faktoren Zuverlässigkeit (67%), Fachkompetenz (59%) und Loyalität (47%) an oberster Stelle.
Mit einem blauen Auge davongekommen
Den eigenen Einschätzungen nach sind 41 Prozent der heimischen Unternehmen auch ein Jahr nach Ausbruch der Corona-Pandemie in Österreich finanziell langfristig abgesichert, scheinen also keine größeren finanziellen Probleme zu haben. Doch bei rund ein Viertel ist es genau das Gegenteil: sie haben die liquiden Mittel aufgebraucht und somit die Grenze erreicht. Außerdem hat die Umfrage ergeben, dass die anhaltende Corona-Krise dem Eigenkapital der Betriebe stark zugesetzt hat. Davon sind 64 Prozent der Unternehmen, auf einer Skala von „sehr wenig (7%) bis „sehr stark“ (13%), betroffen, also nur 36 Prozent nicht. Darüber hinaus zeigt sich, dass das Eigenkapital von Jungunternehmern stärker betroffen ist als jenes von Betrieben, die bereits seit mindestens fünf Jahren bestehen. Dennoch: „Angesichts der Tatsache, dass wir uns in einer massiven Wirtschaftskrise befinden, scheint Österreichs Wirtschaft noch mit einem blauen Auge davonzukommen“, erklärt Gerhard Wagner, Geschäftsführer der KSV1870 Information GmbH. Vorteilhaft ausgewirkt hat sich, dass zwischen 2015 und 2019 jedes Jahr die Zahl der Unternehmen mit einem positiven Eigenkapital gestiegen ist. Die durchschnittliche Eigenkapitalquote lag laut KSV1870 im Jahr 2019 bei 51,6 Prozent, der Bestwert seit 2015.
Erholung wird 2022 erwartet
Der Kreditschutzverband geht daher davon aus, dass Geschäftsschließungen im laufenden Jahr kein großes Thema sind. Für 15 Prozent, so zeigt der Austrian Business Check, hängt es aber stark davon ab, wie sich die wirtschaftliche Situation in den nächsten Monaten entwickeln wird. Nach der Ansicht von Wagner scheint es für Betriebe aktuell keine Notwendigkeit zu geben, vom Markt zu verschwinden, da der Staat die Liquidität der Unternehmen durch Fördermaßnahmen und Stundungen stützt. „Inwieweit Unternehmen auf diese Weise künstlich am Leben gehalten werden, die im Normalfall von der Bildfläche bereits verschwunden wären, wird sich noch zeigen“. Aktuell haben 88 Prozent der Unternehmen ein geringes Risiko ihren Zahlungen nicht mehr nachkommen zu können.
Das Comeback-Jahr für Österreich ist für viele (39%) 2022. Nur 15 Prozent glauben, dass sich schon dieses Jahr eine wirtschaftliche Verbesserung einstellen könnte. Eine Entspannung im Jahr 2023 erwarten 22 Prozent, knapp ein Viertel (24%) sehen es sogar noch pessimistischer und glauben, dass sich die heimische Wirtschaft frühestens 2024 erholen wird. Im hohen Maße (71%) gehen die Betriebe aber davon aus, dass es Steuererhöhungen geben wird. Bezüglich Comeback im internationalen Vergleich sind 65 Prozent der Betriebe positiv gestimmt, auch wenn die Mehrheit (54%) erst in ein paar Jahren damit rechnet.