Lieferengpässe
Leichte Entspannung in der Glasbranche?
Harald Bissenberger, Prokurist Ertl Glas AG
Die Corona-Pandemie nimmt kein Ende. Wie entwickelt sich die Situation bezüglich Verfügbarkeit und Preissteigerungen in der Glasbranche?
Leider nimmt sie kein Ende, da die Sturheit und Unvernunft bei 30 Prozent der Österreicher größer ist als das Verständnis für eine Pandemie. Zum Thema Verfügbarkeit merken wir in den letzten Wochen, dass sich eine kleine Beruhigung eingestellt hat, und wir hoffen, dass sich diese Beruhigung auch 2022 fortsetzt.
Zum Thema Preissteigerungen kann ich leider noch keine Entwarnung geben. Wir als Ertl Glas Gruppe haben am 15. Oktober, am 8. November und wahrscheinlich auch mit Anfang Dezember wieder drei empfindliche Preissteigerungen hinnehmen müssen. Wir haben uns aber dafür entschlossen, diese Erhöhungen aufgrund der wenigen Wochen bis Weihnachten nicht mehr 2021 an unsere Kunden weiterzugeben und diese vorübergehend zu schlucken. Jedoch steht schon fest, dass wir diese empfindliche Erhöhung in den ersten Wochen 2022 weitergeben müssen.
Welche Produkte sind am stärksten betroffen?
Bei färbigen Gläsern und Verbundsicherheitsglas gibt es immer noch eine gewisse Unsicherheit, die sich hoffentlich auch in den nächsten Monaten geben wird.
Ist in den kommenden Monaten mit Entspannung zu rechnen?
Wir sehen einen Silberstreif am Horizont, wie lange es dauert, bis dieser bei uns, bleibt abzuwarten und kann nicht vorhergesagt werden.
Ing. Wolfgang Pichler, Vertriebsleiter Pilkington Austria GmbH
Wie entwickelt sich die Situation bezüglich Verfügbarkeit und Preissteigerungen in der Glasbranche?
Die Verfügbarkeit der Basisgläser hat sich etwas entspannt, das ist aber eher der schwächelnden Automotivbranche geschuldet und nicht dem Bedarf an Architekturglas. Die Preise sind weiter im Steigen und es ist gleich Anfang 2022 mit einer weiteren Preiserhöhung zu rechnen. Preistreiber sind aber nicht nur die Basisglaspreise sondern auch Erhöhungen der Transportkosten, Energiekosten und Preiserhöhungen andere Materialien wie Silikone, Abstandhalter usw.
Welche Produkte sind am stärksten betroffen?
Am stärksten betroffen sind immer noch Sondergläser wie Farbgläser bzw. Gläser mit speziellen Beschichtungen, die man sehr weit vorausschauend disponieren muss.
Ist in den kommenden Monaten mit Entspannung zu rechnen?
Aus meiner Sicht und Informationen ist im ersten Quartal 2022 nicht mit einer großen Entspannung zu rechnen, jedoch sollte sich die Situation danach stabilisieren.
Wenngleich wir auch für 2022 mit weiteren Preissteigerungen durch die Produzenten rechnen, werden diese – aus derzeitiger Sicht – in geringerem Umfang als bisher ausfallen.
Mag. Gabriele Posch, Geschäftsführung Glas Ziegler Ges.m.b.H.
Wie entwickelt sich die Situation bezüglich Verfügbarkeit und Preissteigerungen in der Glasbranche? Ist in den kommenden Monaten mit Entspannung zu rechnen?
Die Rahmenbedingungen waren auch 2021 nicht einfach in unserer Branche. Geprägt war dieses Jahr vor allem durch massive Preissteigerungen bei Rohstoffen und Energie. Dies hatte für uns zur Folge, dass es zu extremen Preisschüben durch die Flachglasproduzenten kam. Als Händler haben wir versucht, die Preiserhöhungen für unsere Kunden so gering wie möglich zu halten. Im Jahresverlauf war es jedoch nicht mehr möglich, die Erhöhung im Einkauf vollständig für unsere Kunden auszugleichen. Wenngleich wir auch für 2022 mit weiteren Preissteigerungen durch die Produzenten rechnen, werden diese – aus derzeitiger Sicht – in geringerem Umfang als bisher ausfallen.
Welche Produkte sind am stärksten betroffen?
In den letzten Monaten gab es einige Produkte wie zum Beispiel Spiegel, die besonders betroffen waren. Diese Situation ist nun wieder stabiler und wir sehen derzeit keinen Produktbereich, der durch Engpässe überproportional betroffen wäre.
Ist in den kommenden Monaten mit Entspannung zu rechnen?
Wir erwarten eine Entspannung der Glasverfügbarkeit. Die Situation der Verfügbarkeit für den Bereich Bauglas hängt auch mit dem Bedarf im Bereich Automotive zusammen. Hier wird es davon abhängen, wie die Engpässe im Halbleiterbereich überbrückt werden können und damit dann auch die Nachfrage nach Glaslieferungen im Bereich Automotive wieder steigt. Trotzdem blicken wir auch hinsichtlich unserer Glasversorgung positiv in die Zukunft.
Franz Schreibmaier, Geschäftsführer Bohle GmbH
Wie entwickelt sich die Situation bezüglich Verfügbarkeit und Preissteigerungen in der Glasbranche?
Wir bekommen von Rohstofflieferanten und für Vormaterialien mittlerweile mehrmals täglich Benachrichtigungen über Preiserhöhungen. Langfristige Liefervereinbarungen sichern teilweise die Preisstabilität, aber für zahlreihe Materialien gibt es nur noch Tagespreise.
Welche Produkte sind am stärksten betroffen?
Betroffen sind mittlerweile alle Bereiche und besonders markant sind die Preissteigerungen für Aluminium, Stahl, Kunststoffe und Chemie.
Ist in den kommenden Monaten mit Entspannung zu rechnen?
Die Situation am Weltmarkt deutet auf keine Abkühlung hin und wir rechnen weiterhin mit einer dynamischen Entwicklung. Zusätzlich gibt es weltweit Engpässe in der Logistik und dies dient leider auch nicht der Entspannung.