Portrait
Ja zum Handwerk
Caroline Biribauer ist Geschäftsführerin des gleichnamigen Metallbaubetriebs in Marz, Burgenland. Die studierte Architektin und Betriebswirtin entschied sich für eine Ausbildung zur Schlossermeisterin und übernahm das elterliche Unternehmen. „In einem Architekturbüro wäre ich als technische Zeichnerin versumpert. In meiner jetzigen Position bin ich viel unterwegs, kann den Projektablauf von der Skizze über die Produktion bis zur Montage mitverfolgen und bei Entscheidungen mitwirken“, beschreibt die 34-jährige Biribauer ihre Tätigkeit als Chefin. Das Faszinierende am Handwerk sei, dass man durch die praktische Tätigkeit viel mehr erfahre und wahrnehme als beim Arbeiten am Reißbrett – also dem Zeichenbrett für Konstrukteure, Bauzeichner und Architekten. Während ihres Studiums der Architektur und Betriebswirtschaft war sie in zahlreichen Architekturbüros beschäftigt, hauptsächlich in der Einreichplanung. „Ich habe meine Karriere im Architekturbereich begonnen. Als 2018 die Entscheidung anstand, den elterlichen Metallbaubetrieb zu übernehmen, habe ich mich bewusst dafür entschieden.“ Das Produktspektrum der Firma Biribauer umfasst Planung, Produktion, Lieferung und Montage von Konstruktionen aus Stahl und Edelstahl, wie zum Beispiel Geländer, Vordächer, Stiegen, bis hin zu komplexen Spezialanfertigungen. Es war notwendig, das Schlossergewerbe im Unternehmen zu halten, daher entschied sich Caroline Biribauer für die Ausbildung zur Schlossermeisterin am WIFI Eisenstadt. Ihr Bruder David Biribauer unterstützt als Schweißwerkmeister, Planer und Prokurist. „Entscheidend war natürlich auch, dass ich im Betrieb als Führungskraft mit Fach-Know-how von den 50 Mitarbeitern akzeptiert werde“, schmunzelt sie.
Frauen-Power
noch in der Werkstatt selbst Hand an. Künftig wird es vielleicht „Not am Mann oder an der Frau“ heißen, denn ab Sommer wird das erste Mädchen als Lehrling ausgebildet. „Das ist eine Premiere, auf die ich mich sehr freue“, betont Caroline Biribauer, deren Tätigkeit vor allem die Kalkulation und Akquise von Projekten, die Betreuung von Architekten sowie Baubestellenbesichtigung umfasst. „Es ist sehr spannend, mit den Architekten gemeinsam zu planen. Sie sagen, was sie sich wünschen und wir versuchen das umzusetzen bzw. zeigen Alternativen auf. Das habe ich schon beim Architekturstudium geliebt und jetzt bin ich mittendrin.“
Ihre Karriere-Entscheidung hat Biribauer nie bereut. Die Metalltechnik sei sehr spannend, umfangreich und vielseitig. Am Bau ist sie in den unterschiedlichsten Formen und Varianten notwendig, ein guter Metalltechniker ist daher für Biribauer der beste Ansprechpartner für Architekten. Biribauers Leidenschaft gilt außergewöhnlichen Treppen. „Das ist meine Lieblingsaufgabe, von der Kalkulation bis zur Planung, und nicht jeder traut sich über diese Aufgabe.“ Als besonders herausforderndes Projekt nennt Biribauer stolz das Palais Schottenring, wo Spindeltreppen in das Dachgeschoß gehoben wurden. „Es war sehr aufwendig, aber alles hat einwandfrei funktioniert. (u w)
„Mit der Metalltechnik-Lehre kann man sich ein abwechslungsreiches Berufsleben aufbauen“, so Caroline Biribauer, Schlossermeisterin und studierte Architektin.